Nettetal Hauptschule bleibt Notunterkunft

Nettetal · Die derzeit 150 Flüchtlinge werden blad von Lobberich in reguläre Erstaufnahme-Einrichtungen im Land verteilt. Die Stadt erwartet dann eine noch größere Zahl von Zuweisungen. Deshalb wird das Schulgebäude winterfest hergerichtet.

 Wenn noch weitere Flüchtlinge kommen, muss ein Heizungssystem in der Hauptschule Lobberich installiert werden.

Wenn noch weitere Flüchtlinge kommen, muss ein Heizungssystem in der Hauptschule Lobberich installiert werden.

Foto: jungmann

Die einen kommen, die anderen gehen: "Wir rechnen damit, dass in den nächsten zehn bis vierzehn Tagen die 150 Flüchtlinge aus der Hauptschule Lobberich weiterverteilt werden", kündigte Bürgermeister Christian Wagner an. Und fügte gleich hinzu: "Dann aber werden sicherlich sofort 150 neue kommen - eher noch mehr." Das Problem dabei: Die Hauptschule wird viel länger als vorübergehende Notunterkunft dienen als vorgesehen, sie muss deshalb "winterfest hergerichtet" werden. Zudem ist wohl Platz für eine größere Zahl von Flüchtlingen zu schaffen, der Personalbestand könnte nicht ausreichen.

"Das wird alles schwierig, denn zeitgleich sollen der Stadt Viersen ebenfalls 150 Flüchtlinge zur Notunterbringung zugewiesen werden, die Helfer unserer Rettungsdienste sind dann an zwei Orten im Einsatz", erklärte Wagner im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss am Donnerstagabend im Rathaus. Die Prognosen für das Land NRW reichten bis zu 9000 Flüchtlingen in zwei Wochen, daraus ergäben sich "auch allergrößte Herausforderungen für Nettetal".

Hintergrund: Zusätzlich zu den derzeit fast 300 Asylbewerbern in der Stadt wurden Mitte August nach einem Bescheid der Bezirksregierung kurzfristig 150 Flüchtlinge untergebracht, bis in regulären Erstaufnahme-Einrichtungen Plätze frei werden. In einem Gewaltakt hat die Stadt mit vielen freiwilligen Helfern das Gebäude hergerichtet, die Flüchtlinge empfangen und seitdem betreut. Mittlerweile wurde bekannt, dass den Bewohnern manche Zumutungen zu schaffen machen, die die Stadt nicht zu verantworten hat.

So war im Ausschuss zu hören, dass Mitte dieser Woche Flüchtlinge zur Registrierung in die Landesstelle Unna-Massen und dann zurück nach Lobberich transportiert wurden - in den drei Bussen sollen nicht einmal genug Sitzplätze für Frauen und Kinder gewesen sein. In Viersen hingegen sollen Mitarbeiter aus Unna in die Notunterkunft zur Registrierung gekommen sein. Der Kommentar Wagners zu den Vorfällen: "Die Situation scheint viele der beteiligten Stellen einfach zu überfordern."

Groß sind die Anforderungen auch in Nettetal. Mitarbeiter der Verwaltung, die zeitweise wegen der Flüchtlinge im Fachbereich Soziales aushelfen, sollten eigentlich jetzt wieder zurück an ihre alten Arbeitsplätze - nun aber kommen neue Flüchtlinge. Außerdem ist wohl eine weitere Hausmeisterstelle zu besetzen. Mitarbeiter der Stadtwerke sind damit befasst, bis Mitte Oktober ein Heizungssystem im Schulgebäude zu installieren; die alten Anlagen warenlängst unbrauchbar geworden. Weitere Toiletten und Duschen sollen noch dazu kommen.

Auch praktische Kleinigkeiten des täglichen Lebens gilt es zu prüfen. Statt wie bislang dem großen Bedarf an Trinkwasser durch das Herankarren von unzähligen Wasserflaschen gerecht zu werden, könnte laut Wagner das Einrichten einer Trinkwasserstelle sinnvoll sein.

Weil nicht alle haupt- und ehrenamtliche Helfer auf Dauer so stark in Anspruch genommen werden könnten, brachte der CDU-Landtagsabgeordnete Marcus Optendrenk im Ausschuss den Einsatz von Kräften aus dem Bundesfreiwilligendienst ins Gespräch. Vorsorglich zielen alle Maßnahmen darauf ab, dass mehr als die angekündigten 150 neuen Flüchtlinge nach Lobberich kommen.

Bürgermeister Wagner dazu: "Es ist nicht auszuschließen, dass es 170 bis 180 oder sogar ein paar Dutzend mehr werden." Von "enormer Belastung" sprach der Bürgermeister, versprach aber nichtsdestotrotz weiterhin allergrößten Einsatz für die Menschen in Not. Angesichts der großen Flüchtlingswelle könne man eben nicht genau vorausplanen, wie viele gehen und wie viele kommen.

(jobu)
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