Nettetal Handbiker besucht Olympia

Nettetal · Der Olympische Sportbund hat Kevin Bons als Zuschauer zu den Wettkämpfen eingeladen. Der Hinsbecker ist das einzige behinderte Talent der Reisegruppe. In London trifft der 17-Jährige erneut den Bundespräsidenten.

 Mit Trikot, Flagge und Fahrzeug: Kevin Bons sitzt im Shirt des SC Union Nettetal und mit der Deutschland-Fahne auf seinem Handbike.

Mit Trikot, Flagge und Fahrzeug: Kevin Bons sitzt im Shirt des SC Union Nettetal und mit der Deutschland-Fahne auf seinem Handbike.

Foto: busch

Wenn Kevin Bons an einen nicht denkt, wenn er auf seinem Handbike trainiert, dann an den Bundespräsidenten. Der 17-Jährige, der eine freiliegende Wirbelsäule hat und seit seiner Geburt im Rollstuhl sitzt, übt so hart und soviel, dass er einer der besten Nachwuchs-Radfahrer der Nation ist. Darum hat ihn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als Zuschauer zu den Olympischen Spielen nach London eingeladen. In der britischen Hauptstadt wird er auch den Bundespräsidenten treffen — und das schon zum zweiten Mal.

Der DOSB lud Kevin Bons bereits vor vier Jahren nach Peking ein. Damals zu den Paralympics, bei denen die behinderten Sportler um Medaillen kämpfen. "An einem Tag haben wir mit dem damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler gefrühstückt und mit ihm geplaudert", sagt der Hinsbecker über das erste Treffen mit einem deutschen Staatsoberhaupt. In London wird dessen Nach-Nachfolger Joachim Gauck die Delegation besuchen. Kevin Bons hat sich noch keine Fragen ausgedacht. "Ich weiß ja auch gar nicht, ob ich überhaupt mit ihm ins Gespräch komme", meint er.

Dabei ist das Treffen mit dem Bundespräsidenten für Kevin Bons ohnehin eher zweitrangig. Der Handbiker, der als einziger Behinderter zu der DOSB-Reisegruppe von 60 Talenten zwischen 16 und 19 Jahren gehört, war noch nie in London. "Darum freue ich mich voll auf die Stadt", sagt er über den Trip, der am Mittwoch beginnt und zweieinhalb Wochen später endet. Die Festung Tower of London, das Riesenrad London Eye, das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds — das sind die Sehenswürdigkeiten, die er unbedingt sehen will.

Und natürlich die Wettkämpfe der besten Sportler der Welt. "Am meisten freue ich mich auf Basketball und Leichtathletik", sagt er. Für diverse Spiele haben die Olympia-Touristen bereits Tickets, wie die Organisatoren ihnen beim Kennenlerntreffen verrieten.

Wenn es nach ihm geht, dann bräuchte Kevin Bons für die nächsten Spiele in vier Jahren (Rio de Janeiro) oder acht Jahren (Austragungsort steht noch nicht fest) aber keine Tickets — weil er selbst bei den Paralympics dabei ist. Zwar formuliert er sein Ziel nicht so offen, dafür ist er zu zurückhaltend. Aber der Schüler, der nach den Ferien ans Berufsinternat nach Volmarstein wechselt, ist ehrgeizig.

Um bei Wettkämpfen wie den Deutschen Meisterschaften der behinderten Radfahrer zu starten, hat er sich beim SC Union Nettetal angemeldet. "Dort habe ich die Radsportlizenz bekommen, mit der ich bei diesen Wettkämpfen starten darf", sagt er. Zwar ist er meistens der einzige Starter in seiner Altersklasse der Unter-19-Jährigen. "Aber ich messe mich an meinen bisherigen Bestzeiten und denen der älteren Fahrer", sagt er.

(RP)
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