Serie Unsere Pfarrer „Wir müssen uns selbst treu bleiben“

Schaag/Breyell · Günter Puts ist Pfarrer der katholischen Gemeinden Breyell, Leutherheide und Schaag.

 Als katholischer Pfarrer von Breyell, Schaag und Leutherheide hat Günter Puts an manchen Wochenenden fünf Gottesdienste und vier Predigten.  RP-Foto: Jörg Knappe

Als katholischer Pfarrer von Breyell, Schaag und Leutherheide hat Günter Puts an manchen Wochenenden fünf Gottesdienste und vier Predigten. RP-Foto: Jörg Knappe

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Sportlich wirkt er und klimafreundlich obendrein. „Wann immer es geht, fahre ich mit dem Rad, Bewegung tut mir gut“, sagt Günter Puts. Bewegung in frischer Luft braucht einer wie er offensichtlich als Ausgleich, ist er doch als katholischer Pfarrer von Breyell, Schaag und Leutherheide nicht nur sonntags im liturgischen Dauereinsatz in seinen Kirchen.

„An manchen Wochenenden habe ich fünf Gottesdienste und vier Predigten, die alle vorbereitet sein wollen“, berichtet der 64-Jährige über seine Arbeit. Nein, er beklagt sich nicht, im Gegenteil: „Schließlich bin ich gern Priester“, betont er. Und doch schränkt er ein: „Es gibt ja auch vieles andere zu tun, da geht es manchmal nicht, wenn Leute immer wieder sagen: ‚Herr Pastor, mach mal!‘. Gemeinde sind wir ja alle.“

Seit 19 Jahren ist Puts in Breyell, anfangs als Pfarrer von St. Lambertus Breyell und St. Peter und Paul Leutherheide, seit 2003 auch von St. Anna Schaag. Seine drei Gemeinden gehören zur 2005 gegründeten Gemeinschaft der Gemeinden Nettetal, deren Leiter Puts ist. Solch eine Laufbahn hatte er sich in jungen Jahren wohl nicht vorstellen können, zog es Puts doch erst einmal in die Wirtschaft.

Der Niederrheiner, der aus St. Tönis stammt, ist ein sogenannter Spätberufener. Er war zunächst ein „durchaus erfolgreicher Industriekaufmann“, wie er sich heute erinnert. Er habe jedoch irgendwann gespürt: Bilanzen und Zahlen, Geld und Gewinne, das sei nicht seine Welt. Er begab sich auf Sinnsuche – mit Sinnerfüllung im Glauben an Gott. Als Konsequenz daraus begann er ein Theologiestudium, mit 40 Jahren folgten die Priesterweihe sowie anschließend die Kaplansjahre in Willich.

„Wenn ich mit früher vergleiche, dann verändern sich Kirche und Gesellschaft stetig“, sagt Puts und wiegt den Kopf hin und her. So erreiche man heute mit Predigten und seelsorglichen Gesprächen längst nicht mehr alle Menschen, auch nicht alle Gemeindemitglieder: „Die jüngere Generation hat andere Informationsquellen, das gesprochene Wort wird nicht mehr so aufgenommen“, sagt er.

Als Pfarrer müsse er sich darauf einstellen. „Kirche sollte zum Beispiel auch die Medien nutzen, sich sozusagen nutzerfreundlich präsentieren“, sagt er. Ein Priester müsse nicht selbst bei Facebook sein, aber die Gemeinde mit all ihren Einrichtungen und Gruppen brauche einen ansprechenden und aktuellen Internetauftritt. Sich als Pfarrer den Medien gegenüber zu verschließen, hieße, eine Chance verschenken, Gottes Wort zu verkünden. Der Theologe lächelt: Presse, neue oder soziale Medien hin oder her – für seine Gemeinde zu predigen, das gehöre weiter dazu.

Für Puts heißt Wandel in der Kirche aber nicht, sich einfach nur anzupassen. „Wir müssen uns dabei selbst treu bleiben“, sagt er. „Grundpfeiler wie Gebet, Gebote oder Nächstenliebe sind unveränderlich.“ Was die Kirche an sich, die heilige Messe oder die Sakramente anbelange, da gebe es nichts zu rütteln. „Aber wenn zum Beispiel die jungen Leute bei der Aktion offene Kirche ihre Vorstellungen umsetzen möchten, dann muss ich ihnen auch die Freiheiten lassen“, hebt Puts hervor. Wer sich engagiere, Ideen einbringe, denen sage er: „Macht mal!“

So gibt sich der Motivator Puts „sehr froh“ über viele engagierte Gemeindemitglieder, ob in Bibelkreis und Spielgruppe, Kirchenchören und bei den Messdienern, in Hilfsvereinen für Nettetals Partnerstadt Elk und für Nigeria, in Kitas und Jugendheim, Job-Café und Generationentreff, Bruderschaften und Vereinen. Dankbar sei er für die „wirklich gute ökumenische Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde“.

Beim Erzählen schaut der Pastor mitunter ernst durch seine runden Brillengläser. Manchmal grinst er auch verschmitzt, etwa wenn er klagt: „Ich habe viel zu wenig Zeit für mein Hobby, ich sammle nämlich Autogramme.“ Von Päpsten, aber auch von anderen Prominenten: Von Fußballern und Olympiasiegern habe er „bis jetzt so 30.000 bis 40.000 Autogramme“ in seiner Sammlung, berichtet er.

Noch eins ist Puts neben Seelsorge und Beten besonders wichtig: „Radfahren!“

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