Nettetal Gifttiere: Wege besser nicht verlassen

Nettetal · Die Raupenplage schürt Ängste vor anderen giftigen Lebewesen. Experten der Biologischen Station Krickenbecker Seen winken jedoch ab: Wer sich vernünftig verhält, dem drohen keine Gefahren.

Gefährliche Raupen auf Bäumen, am Boden Zecken und Giftschlangen: "Da kommen schon mal besorgte Anfragen, ob man sich überhaupt noch in unsere Natur trauen darf", erzählt Ansgar Reichmann. Der Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen winkt jedoch ab. Spaziergängern und Wanderern, die "sich vernünftig verhalten", drohten keine Gefahren: "Hier bei uns gibt es keine aktiv giftigen Tiere!"

Dabei lebt hier sogar die Kreuzotter. Wenn die kleine Schlange ihre Giftzähne in die menschliche Haut schlägt, Schwellung, Entzündung, Kopfweh, selten schlimmere Folgen. "Aber hier ist seit vielen Jahren kein Schlangenbiss bei Menschen registriert worden", erklärt Reichmanns Kollege Peter Kolshorn: Lediglich von gebissenen und dann erkrankten Hunden habe der Biologe schon mal gehört. "Außerdem ist die Kreuzotter scheu und vom Aussterben bedroht, man bekommt sie so gut wie gar nicht zu Gesicht."

Das gelte auch für die harmlose Schlingnatter, die in Nettetal vorkommt. Schlingnattern freilich beißen wild um sich, wenn man sie ergreifen will — was nicht verwundert: "Fast jedes Tier wehrt sich, wenn man es fängt und festhält!" Und nur in solchen Fällen können Menschen selbst verschuldete unangenehme Bekanntschaft auch mit heimischen Gifttieren machen.

An giftigen Insekten sind, außer den für Allergiker gefährlichen Bienen oder Wespen, hauptsächlich Wanzen zu nennen, etwa der Rückenschwimmer in Teichen. "Doch ein leichter Schmerz ist meist die einzige spürbare Folge eines Stiches oder Bisses bei Gifttieren", weiß Kolshorn. Nicht anders bei Spinnentieren. Kolshorn: "Gefährliche Spinnen gibt es bei uns nicht!" Allerdings wurde in der Gegend um Düsseldorf bereits der Dornfinger registriert, dessen Giftbiss für Menschen durchaus fies sein kann. Die hübsche kleine Sackspinne, früher nur in wärmeren Gegenden Deutschlands heimisch, breite sich zwar aus, "aber hier aber haben wir den Dornfinger noch nicht gefunden", beruhigt Kolshorn.

"Die einzig wirklich gefährlichen Tiere bei uns sind Zecken", warnt er. Zwar seien die Blutsauger selbst nicht giftig, können beim Biss jedoch Bakterien übertragen, die beim Menschen die Krankheit Borreliose auslösen. Kolshorns Tipp: "Wer draußen war, sollte hinterher Körper und Kleidung gründlich nach Zecken absuchen."

Bei einem anderen gefürchteten Tierchen, dem Eichenprozessionsspinner, gibt's in diesem Jahr bislang noch keinen Alarm: Im Nettetaler Rathaus liegen kaum Meldungen über die Raupen vor, deren Brennhaare vor allem bei Allergikern unangenehme Reize auslösen können. Befallene Bäume an Kreisstraßen wurden bereits mit Wirkstoffen behandelt, die Gefahr scheint zumindest vorläufig großenteils gebannt. Der Biologe Reichmann schüttelt eh den Kopf ob übertriebener Ängste: "Mit den Prozessionsspinnerraupen wird fast Hysterie betrieben; das kommt halt alle paar Jahre vor." Ansonsten empfehlen er und seine Mitarbeiter: "Wer sich vorsichtig verhält, dem drohen bei uns keine Gefahren vor giftigen Tieren." FRAGE DES TAGES

(RP)
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