Nettetal Gerber nimmt Kontur an

Nettetal · Wolfram Schobel-Gundhardt setzt seine Schutzbrille auf, nimmt den elektrischen Meißel zur Hand und legt wieder los. Über 330 Stunden hat der Nettetaler Künstler bereits an der Gerberfigur gearbeitet. Jetzt nimmt die Symbolfigur für Schaag klar erkennbare Konturen an.

 Der Gerber wird allmählich sichtbar: Wolfram Schobel-Gundhardt arbeitet zurzeit die Details der Skulptur heraus.

Der Gerber wird allmählich sichtbar: Wolfram Schobel-Gundhardt arbeitet zurzeit die Details der Skulptur heraus.

Foto: von den Brucke

Einmal wöchentlich fährt Heinz Huber, Vorsitzender der "Interessengemeinschaft Schaager Kreis", nach Venlo, um die Entstehung des Gerbers zu verfolgen. Schaag soll, wie andere Stadtteile auch, künftig eine eigene Symbolfigur besitzen. Am Denkmaltag, dem 9. September, wird der Gerber auf dem Hubertuslatz offiziell übergeben.

Lederverarbeitung

Die Idee dazu hatte die "Interessengemeinschaft Schaager Kreis". Die Mitglieder machten sich Gedanken über eine symbolträchtige Figur für ihren Ort. Dabei stießen dabei auf den Gerber. "Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich in Schaag aus der Landwirtschaft heraus eine kleine Industrie aus Gerbereien, Lederverarbeitung und Tierkörperverwertung", erzählt Heinz Huber.

Zwar war in Schaag neben einer Strumpffabrik, einem Käsehandel und einer Brauerei auch eine kleine Zigarrenfabrikation entstanden. "Doch der Zigarrenmacher steht bereits in Kaldenkirchen", sagt Huber. Die ehemalige Existenz verschiedener Leder verarbeiteter Betriebe in Schaag solle nicht vergessen werden. Sie sorgten früher für Brot und Lohn der Menschen im Dorf.

Ein Gerber zieht im Volksmund zwar anderen das Fell über die Ohren, und er gerbt den Leuten das Fell, heißt es. Doch das sei keine Eigenschaft der Schaager, unterstreicht Huber lächelnd. Vielmehr will die Interessengemeinschaft mit dem Gerber schlicht an die Lederverarbeitung am Lauf des Mühlbachs erinnern.

Die Skulptur schafft der Leuther Wolfram Schobel-Gundhardt, der die Arbeit unentgeltlich ausführt. Der Schaager Kreis mietete eigens einen Unterstellplatz in einer Venloer Fabrikhalle. Den Nettetalern ist der Künstler durch den Kiependraeger auf dem Landschaftshof Baerlo bekannt. Über eine Tonne bringt der Gerber auf die Waage, er wird 1,75 Meter messen.

Wolfram Schobel-Gundhardt hat mit den Feinarbeiten begonnen. "Die Nase muss besser modelliert, die Mütze verändert werden", sagt er. Der Gerberbaum, an dem früher das Fell mechanisch entfleischt wurde, und das gekrümmte Gerbermesser sind grob modelliert. "Ich habe noch einige Stunden Arbeit vor mir", sagt er. Am Denkmaltag sei er aber auf jeden Fall fertig.

(ivb)
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