Lobberich Berufsschüler erinnern an NS-Opfer
Lobberich · Die jungen Erwachsenen organisierten in der Alten Kirche eine Gedenkfeier.
Was Menschen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs erlebt haben, ist nur schwer in Worte fassen. Einige der Überlebenden haben es versucht. Ihre Berichte lasen Schüler des Lobbericher Teilstandorts des Rhein-Maas-Berufskollegs bei der Holocaust-Gedenkfeier in der Alten Kirche Lobberich vor – am 74. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch russische Soldaten. Eine Schlussfolgerung zog Bürgermeister Christian Wagner (CDU): „Wir müssen wachsam sein, dass so etwas nie wieder geschieht.“
Dass dies in einer medienorientierten Welt mit vielen falschen Meldungen auf Social-Media-Kanälen nicht einfach sei, räumte Elke Terbeck ein. Die Leiterin des Berufskollegs halte es angesichts sich mehrender antisemitischer Vorfälle und eines um sich greifenden Rechtsradikalismus für eine der wichtigsten Aufgabe von Schule und Eltern, Jugend im Geiste der Demokratie zu bilden, zu erziehen, aufzuklären und zu stützen, „damit sie Volksverhetzern, Verschwörungstheoretikern und geistigen Brandstiftern widerstehen können“. Sie war aber zuversichtlich, dass unsere Demokratie so stark sei, „dass ein derartiger Wahnsinn wie zu Zeiten des Hitlerregimes nie wieder aufkeimen kann“.
Wie könne man heute Schülern helfen, „den Tod von Millionen Menschen zu erfassen“, die einst friedliche Nachbarn waren, dann aber „zu Untermenschen, zu Feinden des deutschen Volkes, zu Parasiten“ erklärt wurden, fragte Geschichtslehrer Antonio Liepold. All das in einer Zeit zudem, in der es immer noch Leute gebe, „weltweit und auch unter uns, die den Holocaust leugnen, verharmlosen oder relativieren“. Die Antwort sah er in der kritischen Arbeit mit Quellen, der sich eine Schülergruppe des Berufskollegs unterzogen habe. Die acht Holocaust-Augenzeugenberichte stammten von den deutschen Juden Jehuda Bacon, Frieda Tenenbaum, Marko Feingold, Helga Kinsky, Renate Harpprecht, Morris Kesselmann und Marta Wiese, die das Konzentrationslager Auschwitz überlebt hatten.
Nach der Gedenkfeier, die von Roman Bonitz (E-Piano) musikalisch gestaltet wurde, legte Bürgermeister Wagner an der Gedenkstätte neben der Kirche einen Kranz nieder. Auf zwei Buchseiten sind dort die Namen der jüdischen Mitbürger verzeichnet, die 1942 aus Lobberich deportiert worden waren.