Am Mahnmal Gedenken an die ermordeten Breyeller jüdischen Glaubens

Breyell · Am Mahnmal für die von den Nazis ermordeten Breyeller Bürger jüdischen Glaubens fanden sich am Freitag, 8. November, besorgte Bürgerinnen und Bürger zu einer Mahnwache zusammen. Sie erinnerten an die verübten Gräueltaten der Nazis, die spätestens mit der Pogromnacht am 9. November 1938 ihren Anfang nahmen.

 Gedenken am Mahnmal in Breyell.

Gedenken am Mahnmal in Breyell.

Foto: Renate Dyck

Es wurde das Gedicht von Hanns-Dieter Hüsch „Das Phänomen“ vorgetragen sowie ein Auszug aus einem Bericht von Siegfried Sanders aus dem Buch „Die drei Eisheiligen“. Siegfried Sanders war Überlebender des Holocaust. Sanders wurde 1903 in Kaldenkirchen geboren, war im KZ Dachau und konnte über Haiti in die Vereinigten Staaten von Amerika fliehen.

In seinem Bericht mahnt er die Heutigen: „Was unter Hitler in Deutschland geschah, ist beispiellos in der Geschichte: Eine hochzivilisierte und christliche Nation erhebt sich zur ,Herrenrasse’, erklärt andere Völker zu Untermenschen und schickt Millionen eigener Bürger und Menschen aus den durch Krieg besetzten Nachbarländern per Viehwaggon ins benachbarte Ausland, um sie dann in Gaskammern zu ermorden und ihre Leichen in Krematorien zu verbrennen. Darunter Frauen, Kinder, alte Leute, Behinderte. Das ist einmalig in der Welt, das gab es bisher nur in Deutschland.

Viele von denen, die den alten Ideologien im vereinten Deutschland nachhängen, verehren nicht nur die früheren Mörder ihrer eigenen Mitmenschen, sondern leugnen noch deren bestialische Taten, und dies passt für mich nicht zusammen mit den Bildern, die hier in amerikanischen Medien gezeigt werden, von den Gräueltaten in Auschwitz und der Befreiung dieser entsetzlichen Konzentrationslager.

Heute berührt mich das mehr denn je, heute bin ich mehr verletzt als all die Jahre, und alte Wunden öffnen sich wieder, nachdem ich mit ansehen muss, wie sich Neonazismus in Deutschland bewegt! Nie hätte ich das mehr für möglich gehalten, wo die Leute genau wissen, was passiert!

Darum sage ich jedem ins Gesicht: Ihr müsst mir nichts erzählen, warum lasst ihr euch das gefallen, warum?“

Gemeinsam mit Schülern der Gesamtschule in Nettetal-Breyell wurden Rosen niedergelegt und Kerzen entzündet. Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie wichtig und geradezu unerlässlich es ist, in Zeiten, in denen es eine wieder erstehende Nazi-Szene gibt, Gesicht und Haltung zu zeigen.

(RP)
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