Nettetal Gastronomen gegen Restaurant-Ampel

Nettetal · Ein Ampel-Zeichen könnte bald über die Hygiene von Restaurants informieren. Die Gastwirte in Nettetal sind aber skeptisch. Schon jetzt seien die Kontrollen umfangreich. Der Nutzen sei zweifelhaft.

 Für Karl Heinz Bäumges, Inhaber des Restaurants Alter Braukeller, sind die Pläne des NRW-Verbraucherschutz-Ministeriums zur Hygiene-Ampel noch nicht ausgereift.

Für Karl Heinz Bäumges, Inhaber des Restaurants Alter Braukeller, sind die Pläne des NRW-Verbraucherschutz-Ministeriums zur Hygiene-Ampel noch nicht ausgereift.

Foto: Busch

Restaurants werden in unregelmäßigen Abständen durch den Kreis auf ihren Hygiene-Zustand kontrolliert. Wie welcher Betrieb dabei abgeschnitten hat, erfahren Gäste meist nicht. Geht es nach dem Willen des Verbraucherministeriums NRW, soll sich das bald ändern. Eine sogenannte Restaurant-Ampel soll die Sauberkeit der Gastronomie-Betriebe kennzeichnen. Dieses Symbol schafft Transparenz für die Gäste und setzt "schwarze Schafe" unter Druck, so das Ministerium. Restaurant-Betreiber in Nettetal sehen das Vorhaben jedoch kritisch.

Karl Heinz Bäumges, Inhaber des Restaurants Alter Braukeller, hält den Plan des Ministeriums für nicht ausgereift. "Die Kontrollen sind sehr wichtig. Doch bei einer Restaurant-Ampel habe ich Zweifel", sagt er. So könnten womöglich schon Kleinigkeiten wie eine defekte Fliese bereits zu einer Beanstandung und somit zu einer gelben oder sogar roten Ampel führen. Die aus seiner Sicht wahrscheinliche Folge: Die einmalige negative Bewertung spricht sich herum und die Gäste bleiben aus. Gerade im ländlichen Bereich sei dies zu erwarten.

Auch ohne Ampel seien die Kontrollen umfangreich. So wird der Alte Braukeller als EU-zertifizierter Betrieb neben den üblichen Kontrollen durch den Kreis zusätzlich mehrmals im Jahr kontrolliert. Für die Zertifizierung wurden die Mitarbeiter in Hygienefragen von einem Labor geschult.

Auch Frank Veikes, Inhaber von Restaurant Haus Bey, ist von den Plänen wenig begeistert. "Es gibt Wichtigeres", sagt er. So sei eine gesunde Konjunktur weitaus bedeutender als eine weitere Regelung. Auch der sinkende Wert des Essens in der Gesellschaft verdiene es stattdessen, genauer betrachtet zu werden.

Wie seine Kollegen hält auch Heiner Lenßen, Inhaber der Leuther Mühle, die Einführung einer Restaurant-Ampel für wenig sinnvoll. Gäste könnten sehr gut zwischen seriösen Betrieben und "schwarzen Schafen" unterscheiden. Allenfalls könnte ein Ampel-Zeichen solchen Besuchern Orientierung geben, die neu in einer Stadt sind und sich nicht auskennen.

Als Grundlage für die Restaurant-Ampel würden die Ergebnisse der Lebensmittel- und Hygienekontrollen des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamts des Kreises Viersen dienen. Die elf Mitarbeiter des Amtes führten 2012 kreisweit 3833 Betriebskontrollen durch und entnahmen 1759 Proben. 98 Mal stellten sie dabei Verstöße fest.

Um die Mängel zu ahnden, stehen dem Amt je nach Schwere und Häufigkeit des Vergehens verschiedene Maßnahmen zur Verfügung.

Bei einem erstmaligen Verstoß wird eine Belehrung ausgesprochen. Darauf folgen Verwarnungen, die auch mit einem Verwarngeld bis 35 Euro kombiniert werden können. Weitaus schwerwiegender sind Bußgelder, die mitunter mehrere Tausend Euro umfassen können. Zu dieser Maßnahme griff der Kreis vergangenes Jahr 130 Mal. Viermal kam 2012 es wegen Hygienemängeln sogar zu Strafverfahren. In letzter Konsequenz können Betriebe geschlossen werden und die Zulassung entzogen werden. Dies geschah vergangenes Jahr im Kreis Viersen fünfmal. Wie praktikabel die Restaurant-Ampel ist, will das Verbraucherministerium in diesem Halbjahr bei einem Pilotversuch in zwei Städten prüfen. Die Ergebnisse der dortigen Lebensmittelkontrollen sollen im Internet abrufbar sein und über eine App angezeigt werden. Ist das Vorhaben erfolgreich, soll die Ampel landesweit eingeführt werden. FRAGE DES TAGES

(RP)
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