Nettetal Ganz großes Kino für Nettetaler

Nettetal · Ursula und Hans Kohnen haben sich mit Dackel Madita für die Dokumentation "Alternativlos" filmen lassen. Die Idee dazu hatten ihr Enkel Mathias Mertens und Kommilitonen. Morgen wird sie in Köln gezeigt, soll dann zu Festivals

 Sich selbst auf einer Kinoleinwand sehen: Vor dieser Erfahrung stehen Ursula und Hans Kohnen aus Hinsbeck. Mit Dackel Madita machten sie mit beim Dokumentarfilm "ALTERnativlos". Er wird am Samstag im Kölner Filmforum gezeigt.

Sich selbst auf einer Kinoleinwand sehen: Vor dieser Erfahrung stehen Ursula und Hans Kohnen aus Hinsbeck. Mit Dackel Madita machten sie mit beim Dokumentarfilm "ALTERnativlos". Er wird am Samstag im Kölner Filmforum gezeigt.

Foto: buschkamp

Eine Stretchlimo, einen roten Teppich und eine Horde von Fotografen sind bei dieser Filmvorführung nicht zu erwarten. Etwas Außergewöhnliches wird sie für Hans (83) und Ursula Kohnen (84) dennoch: Das Hinsbecker Paar wird sich selbst zum ersten Mal auf einer großen Kinoleinwand sehen. "Allerdings ist der eigentliche Star dieses Films Madita", meint Hans Kohnen. Die muntere Dackeldame seit überhaupt der Star innerhalb der Familie Kohnen.

Im Filmforum des Museums Ludwig in Köln wird erstmals der Film "ALTERnativlos" gezeigt, den die drei Studenten Matthias Mertens aus Hinsbeck sowie die Kölner Leon Löfler und Volker Dreuw gemacht haben. Das soll nicht die einzige Station bleiben: "Wir wollen uns mit dem Film bei Festivals bewerben und würden uns freuen, wenn er gezeigt wird", sagt Mertens.

Wie kommen junge Studenten auf das Thema Alter? "Wir wollten einen Film machen, der ein zeitloses Thema hat", schildert Matthias Mertens. In vielen Diskussionen kristallisierte sich das Thema heraus. Für Mertens hat es einen persönlichen Hintergrund: Einer seiner Großväter ist verstorben. Der andere, Hans Kohnen, lebt noch - und von ihm wollte der Enkel mehr erfahren. Die Erfahrungen und Erlebnisse des heute 83-Jährigen sollten nicht auch dem Vergessen anheimfallen. Davor sollten sie bewahrt werden - mit einem Film. Vorab konnten Interessierte über eine Internetseite Fragen an die Protagonisten stellen.

Ursula und Hans Kohnen waren indes nicht die einzigen, die dem jungen Filmteam die Tür öffneten und sich in ihrem Zuhause filmen ließen. Schalke-Fan Thekla Andres, die im Hinsbecker Marienheim lebt, gehört ebenso dazu wie der Afrikaner Tewelde Tekle (84), der eine lange Verbindung zu Nettetal hat und inzwischen in Duisburg wohnt.

Was ist das für ein Gefühl, vor der Kamera über sein Leben, seine Liebe, eine Kindheit im Krieg zu sprechen? "Die Kamera nimmt man nur die ersten zwei, drei Minuten wahr, dann fällt sie einem nicht mehr auf", schildert Hans Kohnen. Mehrfach wurden er und seine Frau im heimischen Wohnzimmer verkabelt und ins richtige Licht gesetzt. Beide schilderten für den Film, wie sie sich zufällig kennenlernten, bald danach die Eheringe tauschten und gaben auch einen Tipp für ein langes Zusammenleben: "Streiten und wieder versöhnen."

"Mit rund 200 Gästen" rechnet Matthias Mertens bei der Vorführung - aus Hinsbeck werden ebenso Busse erwartet wie aus Hamburg. "Es wird voll; denn natürlich kommen unsere Familien, Freunde und Bekannte", erzählt der junge Filmemacher, der jetzt in Hamburg BWL studiert.

Auch er ist aufgeregt, wenn jetzt zu ersten Mal das fertige Produkt von fast zwei Jahren Arbeit - ein halbes Jahr dauerte der Schnitt - auf einer großen Leinwand zu sehen sein wird. "Es gab zwar schon einige Vorabveröffentlichungen auf Facebook und bei Instagram, aber den fertigen Film kennt außer uns noch niemand", sagt Mertens. Er sei gespannt, wie das Publikum am morgigen Samstag reagieren werde.

Die Reaktion von Dackel Madita auf ihren Film kann Hans Kohnen schwer einschätzen: "Madita schaut gern Fernsehen, verfolgt dort interessiert Tiere und Menschen." Für ihre Besitzer verspricht allein schon der Samstag selbst ganz großes Kino zu werden.

(busch)
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