Nettetal Führungskräfte ohne Bezahlung gesucht

Nettetal · Die evangelischen Kirchengemeinden in Nettetal werben für die Wahl zum Presbyterium. Weil Kandidaten rar gesät sind, sollen nun die Gemeindeglieder Vorschläge einreichen.

Presbyterin Christa Bohris, Lobberich-Hinsbeck (links) und Pfarrer Andreas Grefen, Kaldenkirchen, in der evangelischen Kirche Kaldenkirchen zeigen das Wahlplakat.

Foto: jobu

Gotteslohn garantiert: "Um die Kirche mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen, dafür ist das Presbyteramt ein wichtiges Ehrenamt", erklärt Andreas Grefen.

Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kaldenkirchen und die Gemeindeleiter in Lobberich-Hinsbeck und Bracht-Breyell suchen derzeit Kandidaten für die Wahl zum Presbyterium. Um "Führungskräfte" wirbt deshalb der Kirchenkreis Krefeld-Viersen auf Plakaten - mit dem Zusatz "keine Bezahlung".

Für Grefen bedeutet die anstehende Wahl eine Weichenstellung für die Zukunft der Gemeinden: "Es ist einfach wichtig, dass wir eine richtige demokratische Wahl durchführen können mit mehr Kandidaten als Plätzen im Presbyterium". Denn bei der letzten Wahl vor vier Jahren gab es zum Beispiel in Kaldenkirchen für die acht Plätze der Gemeindeglieder genau acht Bewerber, und die waren damit pro forma automatisch gewählt. Ähnlich sehe es überall in der evangelischen Kirche im Rheinland aus: weniger Gottesdienstbesucher, weniger Kandidaten - weshalb man aktiv für die Wahl werbe.

Das unterstreicht auch Christa Bohris vom Presbyterium der Kirchengemeinde Lobberich-Hinsbeck: "Wie wichtig ein Presbyterium ist, sieht man ja bei uns, wo wir gerade keinen Pfarrer haben." In der pfarrerlosen Zeit ist Presbyterin Bohris Sprecherin der Gemeindeleitung, und den neuen Pfarrer sucht das Presbyterium aus.

Durchaus verantwortungsvoll sind also die Aufgaben eines Presbyters, zumal es bei den Positionen der sogenannten Kirchmeister auch um Finanzen, Bauen und Personal geht. "Aber ansonsten bringt sich jeder nach seinen Fähigkeiten und seiner Zeit ein", erläutert Grefen. Zur "Pflicht" gehören die zehn bis elf Sitzungen im Jahr, die "Kür" bestimme jeder selbst, etwa durch das Mitwirken in Ausschüssen für Jugendarbeit oder Ökumene oder in der Flüchtlingsarbeit.

Damit wird deutlich, welche Rolle ein Presbyterium in der evangelischen Kirche spielt, die anders als die katholische "von unten" strukturiert ist. Während bei den Katholiken, vereinfacht gesagt, der Kirchenvorstand wichtige Entscheidungen trifft und der Pfarrgemeinderat sich um die Aktivitäten in der Gemeinde kümmert, kommt dem Presbyterium gleichsam die Funktion beider Gremien zu, von "Leitungsorgan" spricht der Kirchenkreis.

Presbyter allerdings kann nicht jeder werden. Die Voraussetzungen: Mindestalter 18 Jahre, evangelisch, möglichst wohnhaft in der Gemeinde, Bereitschaft zu ehrenamtlichen Diensten. "Möglichkeit zur sonntäglichen Beschäftigung" ist auf dem Wahlplakat des Kirchenkreises formuliert, was laut Grefen heißen soll: "Das Abendmahl mit austeilen, Lesungen vortragen oder Kollektieren gehören zu den Diensten, die üblicherweise von Presbytern erwartet werden."

Fürs Engagement gibt es auch was zurück, wie Grefen hervorhebt - und damit meint er nicht allein die Erstattung von Aufwendungen wie Fahrtkosten: "Es kann bereichernd sein, das christliche Leben in der Gemeinde mit zu gestalten und zu prägen." Zudem gebe es spirituelle Impulse in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Und fürs Ehrenamt sei Gotteslohn sowieso garantiert.

(jobu)