Lobberich Sparkassen-Bus kommt nicht nach Leuth

Lobberich · Vor der Frauen Union verteidigte Sparkassen-Chefin Birgit Roos die Schließung von Filialen. In der Buchhandlung Matussek in Lobberich stellte sie ihre Sommerlektüre vor: „Becoming – meine Geschichte“ von Michelle Obama.

 Birgit Roos ist Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld. Die Frauen Union lud sie zu einer Lesung in der Buchhandlung Matussek in Lobberich ein. Ihre Sommerlektüre war Michelle Obamas Buch „Becoming. Meine Geschichte“. Foto: Jörg Knappe

Birgit Roos ist Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld. Die Frauen Union lud sie zu einer Lesung in der Buchhandlung Matussek in Lobberich ein. Ihre Sommerlektüre war Michelle Obamas Buch „Becoming. Meine Geschichte“. Foto: Jörg Knappe

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Höflich, aber eindringlich trug Gaby Glatz ihren Appell vor: „Meine herzliche Bitte, schicken Sie den Sparkassen-Bus auch nach Leuth, sonst ist Leuth abgehängt!““ Die Vorsitzende der Frauen Union der CDU in Nettetal bekam eine ebenso höfliche wie ernüchternde Antwort: „„Ich nehme Ihre Bitte auf, aber ich kann Ihnen keine Hoffnung machen““, stellte Birgit Roos klar. Die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld sprach auf einer Veranstaltung der Frauen Union am Dienstagabend in der Lobbericher Buchhandlung Matussek.

„Wir tun das nicht gern, aber wir sind ein Unternehmen im Wettbewerb, wir können nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen““, erläuterte Roos die Strategie ihrer Bank. Bekanntlich wird die Sparkasse im nächsten Frühjahr 19 Filialen schließen, darunter in Nettetal die Filialen in Hinsbeck und Schaag; auch die SB-Stelle in Leuth wird aufgegeben. Ersatzweise soll ein Sparkassen-Bus mit Bargeld-Service einige Gemeinden und Ortsteile anfahren, Leuth stehe aber nicht auf dem Fahrplan. Die betroffenen Filialen seien nicht mehr rentabel, die SB-Stellen wenig frequentiert: „Immer mehr Kunden seien digital unterwegs.“

Nostalgie, meinte Roos an, sei keine Geschäftsbasis: „„Das ist alles schön gewesen, aber in der Balance können wir das nicht darstellen.““ Man komme ohnehin den Kunden entgegen, deutete Roos an, indem man noch hinnehme, wenn mit Geld auf dem Konto nicht gewirtschaftet werde: „Sie können doch viel mehr aus Ihrem Geld auf dem Girokonto machen!““

Mit Geldanlagen und Online-Banking seien viele ältere Menschen überfordert, wandte Claudia Willers vom Vorstand der Frauen Union ein. Dazu Roos: „Sie können uns doch anrufen, und zwar von acht bis 20 Uhr, wir haben auch einen Bargeld-Bring-Service.““ Die medialen Beratungscenter der Sparkasse für Telefon-, Chat- und Mail-Verkehre sollten noch ausgebaut werden.

Leute bis 70 können das vielleicht noch“, meinte Glatz, Roos konterte: „Ältere auch!“ Dem stimmte Greta van der Beek-Optendrenk zu, ehemals Vorsitzende der Frauen-Union; sie mahnte, ältere Mitbürger nicht zu unterschätzen: „Ich bin 70 und mache Online-Banking, das werde ich auch mit 71 können, da eine willkürliche Altersgrenze zu ziehen, finde ich diskriminierend!“ Es kommt nicht auf das Alter an, sondern wie flexibel und fit man ist.“

So ernst die Thematik, so locker war dennoch die Atmosphäre, die Diskussion verlief im Plauderton – passend zum Anlass. Vorausgegangen nämlich war ein durchaus vergnüglicher literarischer Abend: Die Frauen Union hatte Roos eingeladen, auf ihrer Veranstaltungsreihe „Lieblingslektüre“ zu lesen.

Umgeben von den Bücherregalen in der heimeligen Buchhandlung trug die 61-Jährige aus Meerbusch im kleinen Kreis vor rund fünfzehn Unions-Frauen Passagen aus der Autobiografie von Michelle Obama „Becomig – Meine Geschichte““ vor. Fasziniert habe sie die Sichtweise der ehemaligen First Lady der USA auf das amerikanische politische System sowie die Einblicke in das private Leben der Obamas, sagte Roos, die sich selber als „Leseratte“ outete. Am Ende gab es viel Beifall für Roos, die in der Aussprache zugab, als Frau in einer Führungsposition manchmal unter Druck zu stehen: „Aber mit über 60 sehe sie das gelassener.“ Sie riet Frauen dazu, selbstbewusst zu entscheiden und dann zu Entscheidungen zu stehen - so wie sie zur Entscheidung stehe, Filialen zu schließen.

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