Nettetal Frauen passen sich besser an

Nettetal · Zum Abschluss der Ausstellung Berlin-Istanbul im Rathaus diskutierten Frauen unterschiedlicher Nationalitäten über Grundlagen der Integration. Alle haben ihre eigenen Erfahrungen in und mit einem anderen Land gemacht.

Sechs Frauen unterschiedlicher Nationalitäten und mit unterschiedlichen Geschichten erzählten im Rathaus in Lobberich von ihren unterschiedlichen Migrationserlebnissen. Zum Abschluss der Ausstellung "Berlin-Istanbul, Erinnerungen an eine neue Heimat", fanden sich deutsche und nichtdeutsche Frauen zu einer Diskussion zusammen. Sie gingen der Frage nach, ob Frauen die besseren Migranten sind.

"Wir erwarten keine Antwort auf diese pauschale Frage", eröffnete Dorte Huneke vom Kulturzentrum Deutschland-Türkei die Diskussionsrunde. Was bedeutet "besser integriert", hat man mehr Freunde, ist man weniger kriminell oder wirtschaftlich erfolgreich ist? Es waren Fragen, denen sich die sechs Frauen stellten und die sie mit dem Publikum diskutieren.

Dem Herzen gefolgt

Vorher hörten die Frauen und Männer im Publikum Geschichten von Frauen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Da war Antonia aus Griechenland, die bei einem Besuch in Deutschland mit 17 Jahren ihren Ehemann kennenlernte, "ohne Deutschkenntnisse zu haben", betonte sie. Anfangs habe ihr Deutschland überhaupt nicht gefallen, heute habe sie eine Familie und sie sei zufrieden. "Ich bin meinem Herzen gefolgt", sagte sie. So erlernte sie schnell die Sprache und ergriff einen Beruf.

Ganz anders erging es dagegen der Libyerin Nada, die mit ihrer Mutter und sieben Geschwistern aus dem nordafrikanischen Land fliehen und alles zurücklassen musste. Krieg, Angst, Vergewaltigungen — es sind erlebte Bilder, die sie nie vergessen werde. Nach einer Odyssee kam die Familie schließlich in Schaag an, ohne Deutschkenntnisse, ohne Ehemann. Ihr Vater war tot. Heute lebt sie glücklich, ihr "kleiner" Bruder sei Professor an der Universität in Gießen.

Philomenia aus Portugal lebt in Niederkrüchten, hier hat sie Freunde gefunden, ein intaktes soziales Umfeld erfahren. Katrin Stroetges ist Deutsche, lernte einen niederländischen Mann kennen und zog mit ihm ins Nachbarland. "Ich bin dort geblieben, habe die Sprache erlernt, bin gut aufgenommen worden", sagte sie. Das gilt auch für Claudia, die ihrem Mann nach Portugal folgte. "Die Entscheidung haben wir gemeinsam getroffen", sagte sie. Wichtig war, dass sie bereits die portugiesische Sprache beherrschte, sich verständigen konnte. So fand das Paar schnell Freunde, knüpfte Kontakte.

"Die Sprache ist das A und O", stellte Dorte Huneke mit Zustimmung im Zuschauerraum fest. Eine Besucherin aus Brüggen erzählte von ihren Erlebnissen als Spanierin. In Brüggen habe sie eine Heimat gefunden, sie sei im Karneval aktiv und engagiere sich in der Pfarrgemeinde. "Frauen knüpfen schneller soziale Kontakte, sie lernen so auch schneller die deutsche Sprache", meinte sie.

"Es ist auch unsere Aufgabe, uns zu integrieren", stellte Tahir Yavuz fest. Der Vorsitzender des Integrationsrates saß im Publikum. Er hat türkische Wurzeln und macht seinen Landsleuten immer wieder klar: "Lernt die deutsche Sprache." Besonders schlimm sei es, wenn Jugendliche der Sprache nicht mächtig seien und dadurch oft einen geringeren Bildungsstand hätten. "Sie sind in Deutschland Fremde und in der Türkei auch", stellte er fest.

"Frauen sind immer die besser Angepassten, egal woher sie kommen", zog Dorte Huneke ein Fazit. Die Motivation, in ein anderes Land zu ziehen, spiele eine große Rolle. Zur Integration gehörten Sprachkenntnisse. "Egal woher man kommt, man muss sich immer in der neuen Heimat glücklich fühlen", beendete eine Zuschauerin die Diskussionsrunde.

(RP)
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