Nettetal Fitnessclub Krankenhaus?
Nettetal · Das Krankenhaus baut einen neuen Physiotherapie-Komplex. Physiotherapeut Peter Reijnders wehrt sich: Er glaubt, das Krankenhaus wolle sich auf den Fitness-Bereich konzentrieren. Und ihm so direkt Konkurrenz machen.
Der Lobbericher Physiotherapeut Peter Reijnders ist sauer: Nicht darüber, dass das Städtische Krankenhaus Nettetal seine physikalische Abteilung ausbaut, nicht darüber, dass er sich im Gesundheitsbereich womöglich noch besser aufstellen muss – mit der Konkurrenzsituation in Sachen Rehabilitation lebt der Niederländer schließlich seit Jahren. Peter Reijnders’ Wut erwuchs am Tag der offenen Tür des Krankenhauses vor wenigen Wochen: „Da wurde mir klar, dass sich die neue physikalische Abteilung ganz offensichtlich an Privatkunden richtet und dass jetzt verstärkt in die kommerzielle Fitnessecke gegangen wird.“
Echte Konkurrenzsituation
Das, so der Niederländer, sei zu Beginn nicht so kommuniziert worden. „Bis dahin dachte ich noch, es handele sich um den einen oder anderen Privatkunden“, sagt Reijnders verstimmt. Erst mit der neuen Ausrichtung schaffe das Krankenhaus die echte Konkurrenzsituation. „Und zwei Studios verträgt Lobberich nicht“, sagt Peter Reijnders überzeugt.
Zumal sein Studio bald größer wird: An neuem Standort will Reijnders im kommenden Jahr eröffnen, Wellness, Fitness und Gesundheitstraining anbieten. Der Bauvorantrag, den er bei der Stadt einreichte, wurde Ende August bewilligt – kurz nach dem Tag der offenen Tür im Krankenhaus.
Seinen Ärger teilte der Physiotherapeut Christian Wagner, Bürgermeister und Krankenhaus-Geschäftsführer, in einem Brief mit, der auch an die Fraktionen im Nettetaler Rat ging. Wagner aber wiegelt ab: Das Angebot in der Abteilung werde zwar ausgebaut, es gehe aber nicht um die kommerziellen Privatkunden. „Das ist nicht der Fall – unsere Zielgruppe bleibt.“
Das sind: Nachsorgepatienten, die ihren gesundheitlichen Status halten wollen, Menschen mit Beschwerden, deren Kasse nichts mehr zahlt, betagte Menschen. „Wir machen kein Wellness, wir sind kein klassischer Fitnessclub – die 30-Jährige, die Bauch-Beine-Po-Kurse besuchen möchte, ist im Krankenhaus falsch“, erklärt Wagner. Kernbereich solle weiter die medizinische Betreuung der Krankenhauspatienten bleiben.
Schon immer konnten Krankenhaus-Patienten nach der Reha weiter in der Klinik trainieren. Sie kauften Zehnerkarten und gingen an die Geräte. Das Abrechnungssystem sei der Unterschied zur vorherigen Situation: „Wir wollen die Menschen binden und stellen daher auf Verträge um“, so der Krankenhaus-Geschäftsführer. Schließlich müsse das Projekt refinanziert werden.
Aber auch in Sachen Finanzierung ist Peter Reijnders nicht gut auf die neue Abteilung zu sprechen: „Da werden kommunale Gelder für die kommerzielle Ebene genutzt – mit meinen Steuern bezahle ich also meinen Mitbewerber.“ Wagner widerspricht: Kein Cent käme aus öffentlicher Förderung. Vielmehr werde ein Teil der neuen Abteilung vom Krankenhaus selbst und ein Teil über Kredite finanziert.
Am Montag wollen sich Reijnders und Wagner zusammensetzen.