Nettetal Festhalten an den Traditionen

Nettetal · Karl Leuf hat Abschied von seinem Amt als Bundesmeister der Schützen im Bezirk Nettetal-Grefrath genommen. Der Hinsbecker ist zuversichtlich, dass das Schützenwesen Zukunft hat, wenn es sich auf seine Stärken besinnt.

"Die Schützenbruderschaften sollten an bewährten Dingen festhalten und sich nicht auf vielleicht sogar kurzfristig erfolgreiche Experimente einlassen. Sie wurzeln in jahrzehntelangen Traditionen, darin sehe ich ihre Zukunft", sagt Karl Leuf. Der 75-Jährige hat kürzlich seine Aufgabe als Bezirksbundesmeister der Schützenbruderschaften in Nettetal und Grefrath aufgegeben.

Seit 1982 stand er in der Verantwortung – zunächst an der Spitze der Vereinigten Hinsbecker Schützenbruderschaft, dann auch an der Spitze des Bezirks. Der kann die Handschrift des stets sozial engagierten Vorsitzenden nicht verleugnen. Der Hinsbecker hat in den vergangenen Jahren mit Unterstützung zahlreicher anderer Schützen dem Bezirk eine stark sozial geprägte Ausrichtung gegeben. Das Geld aus Sammlungen und Spendenaktionen floss kranken Menschen und ihren Familien, Behinderteneinrichtungen und anderen karitativen Zielen zu.

"Es war ja – zum Glück – nicht mehr etwas im traditionellen Sinne zu schützen. Also haben wir uns überlegt, welche Ziele wir in diesem Sinne denn sonst verfolgen könnten", erklärt Leuf. Im Spannungsfeld der Tatsache, dass sich nachwuchs nur sehr schwer gewinnen lässt und der Aufgabe, sich im Gemeinwesen zu engagieren, haben die Bruderschaften ihre Rolle neu definieren können. Leuf meint, dass gerade die soziale Ausrichtung eher bei jungen Leuten Interesse findet. "Ich glaube, sie sind bereit mitzumachen, wenn sie darin einen Sinn sehen."

Die personelle Auszehrung durch Desinteresse in jüngeren Jahrgängen verstärkt sich mit den Folgen des demografischen Wandels. Dennoch warnt Leuf vor überstürztem Handeln. "Im Einzelfall kann eine Fusion bestimmt weiterhelfen. Aber ich denke, dass die Schützen besser daran tun, ihre Gemeinschaft so lange wie möglich zu erhalten. Sie sollten aber viel mehr zusammenrücken und zusammenarbeiten. Das hilft viel eher."

Er sieht in den strukturellen Veränderungen in der Kirche auch neue Herausforderungen. Schützen werden nach seiner Meinung in den kommenden Jahren noch mehr Engagement in den Pfarrgemeinden übernehmen. Allerdings sollten auch die Präsides ihr deutliches Interesse an den Schützen stärker zeigen.

Auf die Frage, was ihn in all den Jahren besonders geprägt und bestärkt hat, sagt Leuf ohne lange nachzudenken, es sei die Gemeinschaft gewesen, die Verlässlichkeit und das Festhalten an den einmal gesteckten Zielen. Darum sollten die Bruderschaften ihre traditionsreichen Feste unverändert fortsetzen. Es sei bedauerlich, dass heute Schützenfeste und vergleichbare Veranstaltungen zunehmend auf den Widerstand ruhebedürftiger Bürger stießen. Sein Rat: Aufeinanderzugehen und Rücksicht nehmen. "Vielleicht ist zu überlegen, ob eine durch Verstärker noch lautere Musik wirklich erforderlich ist. Es reicht doch, im Zelt gehört zu werden. Es muss nicht der nächste Stadtteil beschallt werden."

(RP)
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