Nettetal FDP: Einkaufszentrum wurde einfach zu groß
Nettetal · Fraktionsvorsitzender Hans-Willy Troost glaubt nicht, dass die Schließung von Hertie dem Einzelhandel entscheidend schadete.
"Die Probleme für den Einzelhandel in der Lobbericher Innenstadt waren vorhersehbar. Ich halte es nicht für korrekt zu behaupten, dass die Insolvenz des Hertie-Warenhauses hauptsächlich für die Schwierigkeiten in der Fußgängerzone verantwortlich wäre", sagt Hans-Willy Troost. Der FDP-Fraktionsvorsitzende fühlt sich in der Einschätzung seiner Fraktion bestätigt, nach der schon in der Planung des neuen Einkaufszentrums "Ludbach-Passage" entscheidende Fehler gemacht wurden.
Im Frühjahr 2008 hatte die FDP den Antrag gestellt, im Rahmen einer Bebauungsplanänderung die Verkaufsfläche vor allem für Nahrungs- und Genussmittel einzugrenzen. Die damals ins Auge gefassten und später verwirklichten annähernd 9000 Quadratmeter empfanden die Liberalen als zu großzügig bemessen. Troost warnte seinerzeit, diese Größenordnung sei nicht mehr zentrenverträglich.
"Wir haben damals schon darauf hingewiesen, dass der Einzelhandel unter diesen Umständen keine Chance haben werde. Das haben der Bürgermeister, die CDU, der VVV Lobberich und auch der Werbering zurückgewiesen", berichtet Troost. Die 2008 vorgetragenen Argumente und die möglichen Folgen seien zu seinem Leidwesen mittlerweile eingetreten. Das Einkaufszentrum war zunächst kleiner geplant. Als aber der Teppichbodenhersteller Longlife aufgab und sein Werk neben dem Höltergelände für die Überplanung anbot, verdoppelte sich die Verkaufsfläche.
Darauf konnte nur noch ein Großflächendiscounter untergebracht werden, der in seinem Schlepptau weitere, zu seinem Sortiment und seiner Klientel passende Geschäfte mitbringen würde. Statt der in der FDP favorisierten vielen kleinen Geschäfte im Umfeld eines Normalanbieters von Lebensmitteln sei ein großvolumiges Zentrum entstanden, das weit über den Bedarf des Einzelhandelsstandortes Lobberich hinausgehe. Inhaltlich spreche das Angebot jene Kunden an, die "superpreiswert" einkaufen möchten, urteilt Troost. Das möglichst noch inhabergeführte Einzelhandelsgeschäft mit einem hochwertigen Sortiment in der Fußgängerzone befinde sich überhaupt nicht im Fokus der Besucher der Ludbach-Passage. "Der wählerische Kunde, der ganz bestimmte Ansprüche am Warenangebot hat, kommt erst gar nicht mehr", fürchtet Troost. Das nun der Hertie-Schließung anzulasten, sei sehr weit hergeholt.
Ratlos ist der FDP-Politiker, wie dem örtlichen Einzelhandel jene Impulse verliehen werden könnten, die ihm weiterhelfen. Ein Großdiscounter ziehe Kaufkraft aus einem Umfeld von etwa 400 Metern ab — das wäre die gesamte Innenstadt. Verhängnisvoll seien Überschneidungen im Warensortiment außerhalb von Nahrungs- und Genussmitteln mit dem Angebot in der Fußgängerzone und das Fehlen eines Branchenmixes auf höherer Ebene. Troost warnt davor, mögliche Ladenleerstände durch Dienstleister mit Bürozeiten zu füllen. "Nach Büroschluss verödet das Umfeld. Das aber wollten wir alle verhindern, als die Pläne für das Einkaufszentrum und sein Umfeld gemacht wurden."
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