Leuth Ex-Swinger-Club: Haus ist versteigert
Leuth · Das seit mehreren Jahren als Ruine an der Ecke Hampoel/B 221 stehende Gebäude hat einen neuen Besitzer: In einem Zwangsversteigerungsverfahren vor dem Amtsgericht Nettetal erwarb die Fritz + Thelen Immobilien GmbH das rund 5400 Quadratmeter großen Anwesen für 195.000 Euro.
Nach Auskunft von Gesellschafter Fabian Thelen, auch Mitglied der Geschäftsführung des Einrichtungshauses Thelen-Drifte, sollen dort Wohnungen errichtet werden. Damit besteht nun begründete Hoffnung, dass der „Schandfleck“ am Ortseingang von Leuth bald verschwindet.
Ein Gutachter hatte den Wert des Anwesens mit rund 175.000 Euro taxiert, davon aber gleich 50.000 Euro abgezogen, weil diese für den Abriss der Gebäude nötig seien. Denn eine bloße Instandsetzung sei nicht mehr möglich, weil bei dem Brand vor drei Jahren das Mauerwerk durch Kunststoffdämpfe kontaminiert sei. Darauf machte die Rechtspflegerin zu Beginn noch einmal ausdrücklich aufmerksam.
Erfreulich für den Erwerber: alle bisherigen Rechte fallen weg. Eingetragen waren noch Sicherungshypotheken über gut 200.000 Euro; zu den Gläubigern gehörten auch das Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Finanzamt Dortmund-Unna, und die Stadt Nettetal, die rund 10.000 Euro Außenstände geltend machte. Das Finanzamt und die Stadt hatten auch auf den neuen Versteigerungstermin gedrungen, nachdem Ende Juni ein Termin geplatzt war.
Das erste Angebot von 68.000 Euro wurde mit 70.000 Euro schnell durch den Nette-Betrieb der Stadt Nettetal überboten; er beteiligte sich aus „strategischen Gründen“, weil die Stadt das Thema vom Tisch haben wollte, um weitere Versteigerungstermine zu verhindern. Jenseits der 150.000 Euro wurde die Versteigerung zu einem Bietergefecht zwischen einem Tönisvorster Unternehmer und der F+T Immobilien GmbH, die um 10.56 Uhr schließlich den Zuschlag erhielt.
Wie genau die künftige Bebauung aussehen werde, „müsse er jetzt in Ruhe mit dem Bauamt der Stadt besprechen“, sagte Fabian Thelen. Bebaut ist die Ecke mindestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. 1902 betrieb Albert Houben dort eine Wirtschaft mit angeschlossener Landwirtschaft. In den 1970er Jahren mutierte die Gaststätte am Hampoel 28 zur Nachtbar, aus der später ein Swingerclub wurde. Als sich die langjährigen Betreiber Martin und Kerstin Meyerring 2014 zurückzogen, sollte aus dem Haus zunächst ein Discount-Bordell werden, das die Stadt untersagte. Die „scharfe Ecke“, wie das Haus im Volksmund hieß, wurde dann zur „Erotik-Disco für Swinger“, bis sie im März 2016 ausbrannte.