Nettetal Euregio soll neue Stärken entwickeln

Nettetal · Im Sommer wurde der Niederländer Andy Dritty Geschäftsführer der grenzüberschreitenden Einrichtung.

 Die Euregio Rhein-Maas-Nord zeigt augenblicklich Fotos aus dem Ersten Weltkrieg. Den detailreichen Aufmarsch kaiserlicher Truppen in Geldern sahen sich Geschäftsführer Andy Dritty (links) und Antoin Scholten einmal näher an.

Die Euregio Rhein-Maas-Nord zeigt augenblicklich Fotos aus dem Ersten Weltkrieg. Den detailreichen Aufmarsch kaiserlicher Truppen in Geldern sahen sich Geschäftsführer Andy Dritty (links) und Antoin Scholten einmal näher an.

Foto: Euregio

Andy Dritty ist jetzt etwas länger als ein halbes Jahr Geschäftsführer der Euregio Rhein-Maas-Nord. Der frühere Wethouder in Landgraaf arbeitet still, aber konsequent am Image und Aufgabenspektrum der grenzüberschreitenden Einrichtung. Die Euregio galt als mäßig kreativer Durchlauferhitzer für europäische Fördermittel.

Die Genügsamkeit hat ein Ende. "Wir setzen auf intensive Kontakte mit den Kommunen und Vertretern der Wirtschaft", sagt Dritty. Er will "Player an den Tisch holen, die die Euregio vorher nicht kannten." Viel Brachland, das er bewirtschaften will. Die Agro-Wirtschaft ist prägender Schwerpunkt der Region. Die Euregio arbeitet am Ausbau grenzüberschreitender Netze von Unternehmern und Wissenschaftlern, die Innovationen entwickeln und mehr Wert aus der Wirtschaftskette holen. Der Euregio-Raum soll sich profilieren als herausragende innovative Agrobusiness-Region Europas.

Die Euregio will größeren Mehrwert aus den weiterhin anschwellenden Logistikströmen holen. Dazu müssen hochwertige Verarbeitungsprozesse und ein innovatives Dienstleistungsangebot implantiert werden. Das klingt theoretisch, findet aber schon statt. Ein Venloer Logistik-Spezialist kommt über die Grenze, um in Nettetal einen Güterbahnhof zu bauen. Die Euregio will so logistischer Hotspot werden. Darüber wird die klassische Industrie nicht vernachlässigt. Auch hier will die Euregio Wissens- und Innovationsbasis auf beiden Seiten der Grenze werden und die Zusammenarbeit aller Akteure vorantreiben.

Die besondere Stärke der Region auf dem Gebiet von Freizeit, Tourismus, Erholung, Natur, Kultur und Sport bündelt ein weiteres Arbeitsprogramm. Die Euregio will die Kräfte bündeln und den Weg zu einer "grünen Infrastruktur" ebnen.

Dritty will nicht zusehen und Projekte andienen, sondern aktiv mitgestalten. "Es gibt neuen Schwung", hat Venlos Bürgermeister Antoin Scholten beobachtet. Er ist zurzeit Präsident der Euregio und hat diesen Schwung in Venlo wahrgenommen. Die Bereitschaft zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit habe schlagartig zugenommen. Der Stadtrat Venlo habe die Arbeitsgruppe "de Grens" gebildet, berichtet Scholten. Dritty rechnet er hoch an, dass er "überall dabei ist". Erfolg grenzüberschreitender Arbeit sei eng verknüpft mit Kontakten.

Wer Dritty zuhört, erkennt sein Bestreben, die Euregio unter seiner Regie zu strukturieren, sein Team dabei mitzunehmen und andere zu ermuntern aktiv mitzumachen. Das bereits Bekannte will er festigen und weiterentwickeln, aber er will auch in weniger bekannte Dimensionen der Euregio vorstoßen. "Man muss sich einen Überblick verschaffen und weiße Flecken erkunden", sagt er. Dem kleinen Team am Konrad-Zuse-Ring im Schatten des Mönchengladbacher Stadions verlangt er eine Menge ab. "Eine kleine Organisation muss man umso effizienter einsetzen, und ich habe hier Leute mit hervorragenden Kenntnissen kennengelernt." Auf dieser Basis soll sich die Euregio zur Plattform für Wertschöpfung entwickeln.

Das klingt theoretisch, aber Dritty nennt ein ganz konkretes Beispiel, wo die Euregio genau diese Aufgabe übernehmen kann. In den Niederlanden und in Deutschland gibt es Raumplanungen, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Die Euregio will die Schnittstelle für den Austausch der Planer sein. Ihr politisch geprägter Hintergrund und das vorhandene Netzwerk unter den Mitgliedern käme einer solchen Aufgabenstellung entgegen.

(RP)
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