Nettetal Endlich ein festes Dach über den Köpfen

Nettetal · Die Stadt hat in Lobberich ein Haus für 56 Flüchtlinge errichtet. Die ersten Bewohner ziehen in diesen Tagen aus dem Container um.

 Möglichst schlicht, aber auch so, dass der Bau später anderen Zwecken dienen kann, hat die Stadt das Flüchtlingsheim in Lobberich errichten lassen.

Möglichst schlicht, aber auch so, dass der Bau später anderen Zwecken dienen kann, hat die Stadt das Flüchtlingsheim in Lobberich errichten lassen.

Foto: Burghardt

Es riecht nach frischer Farbe, die Rauchmelder an den Decken sind mit Folie verhüllt. Noch ist alles kahl und ohne Leben in der Flüchtlingsunterkunft am Caudebec-Ring in Lobberich. "Aber wir freuen uns alle darauf, ins neue Haus umziehen zu können", erzählt Ayran. Die Irakerin ist mit 37 anderen Asylbewerbern im maroden Containerbau nebenan untergebracht. Für den Umzug gab die Stadt jetzt grünes Licht.

Jeweils zu acht werden sich Flüchtlinge wie Ayran eine der sieben rund 45 Quadratmeter großen Wohnungen teilen. "Dabei wurden möglichst Wünsche berücksichtigt, wer, mit wem zusammen wohnen möchte, etwa nach Herkunft oder auch Frauen unter sich", erläutert Ina-Prümen-Schmitz vom Fachbereich Soziales. Beim Rundgang mit anderen Vertretern der Verwaltung und des Nettebetriebes durchs neue Wohnhaus stellte sie fest: "Bis auf ein paar Handgriffe ist alles fertig."

Zufrieden ist auch Markus Lücker - für den Architekten war der Bau eine besondere Herausforderung: "Das war ein bisschen auch eine emotionale Sache", gibt er zu. Üblicherweise suchten sich Leute eine Wohnung nach ihrem Geschmack aus. "Aber hier müssen die Bewohner alles so nehmen, wie es ist." Darum sei es ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, dem Gebäude grundsätzlich einen wohnlichen Charakter zu geben.

Zweigeschossig ist der langgestreckte Klinkerbau. Er fügt sich ein ins übrige Wohnumfeld. An beiden Seiten gibt es Außentreppen, der oberen Etage ist ein Laubengang vorgelagert. Die sieben Wohnungen bestehen aus zwei Schlafräumen, beide mit kleiner Küchenzeile, einer Toilette und einem Wasch- und Duschraum.

Einige Wohnungen oben bieten sogar Seeblick - durch die Bäume schimmert das Nettebruch. Zur anderen Seite blickt man auf den alten Containerbau, dessen Flachdach voll Wasser steht. "Lange hält das nicht mehr, noch mehr Regen oder Schnee, und alles kommt durch", sinniert Rudolf Ucher vom Nettebetrieb. Die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche ergänzt: "So ein Containerbau hält nicht ewig. Darum haben wir uns hier für ein festes Wohnhaus entschieden."

Im Juli vergangenen Jahres beschloss der Rat, als Ersatz für den heruntergekommenen und viel kritisierten Wohncontainer ein festes Gebäude zu errichten. Im März begannen die Arbeiten, acht Monate später ist der Bau einzugsbereit. Zwischenzeitlich hielten randalierende Kabeldiebe den Baubetrieb auf. Dass insgesamt alles zügig über die Bühne gehen konnte, ist der wohlwollenden Einstellung der Lobbericher zu verdanken: "Es gab keine Einwände gegen den Bebauungsplan", freut sich Fritzsche. Sozialdezernent Armin Schönfelder fügt hinzu: "Auch vorher schon, am Container, gab's nie Probleme mit der Nachbarschaft."

Die Flüchtlingsunterkunft wird sich ab nächste Woche mit Leben füllen - Prümen-Schmitz: "Nach und nach werden alle aus dem Container hierhin umziehen. Wir haben einen Plan erstellt, vor Weihnachten sollen alle schon hier leben."

Auch Ayran wird dann im Neubau wohnen: "Das wird wie ein kleines Zuhause", meinte die junge Frau. Dennoch hofft sie, dass sie hier nicht für längere Zeit wohnen muss: "Irgendwann wird bestimmt mein Asylantrag bewilligt."

(jobu)
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