Nettetal Ende der 1-Euro-Jobs?

Nettetal · Auf Kreisebene ist die Eingliederungsquote von Menschen aus einem 1-Euro-Job geringer als zehn Prozent. Ingo Schabrich, Geschäftsführer der GFB Kreis Viersen, sieht nur Chancen am Arbeitsmarkt, wenn intensiv geholfen wird.

Nettetal: Ende der 1-Euro-Jobs?
Foto: AP, AP

Ingo Schabrich, der Geschäftsführer der Gesellschaft für Beschäftigung Kreis Viersen (GFB), kann die Kritik des Bundesrechnungshofs an der Effizienz von 1-Euro-Jobs gut verstehen. "Die Integrationsquote liegt unter zehn Prozent. Das Ziel, diesen Menschen wieder den Zugang zum Arbeitsmarkt zu verschaffen, ist also nur sehr mäßig erreicht worden", sagte er gestern.

Die Prüfer auf Bundesebene hatten bemängelt, dass die so genannten Arbeitsgelegenheiten (AGH) kaum Impulse für den Arbeitsmarkt brächten. Sie stünden vielmehr in Konkurrenz dazu. Wirtschaftsverbände bestätigten prompt, dass nach ihrer Beobachtung die 1-Euro-Jobs sogar negative Auswirkung auf den Arbeitsmarkt haben. Sie verhinderten die Schaffung regulärer Arbeitsplätze.

Für den Kreis Viersen mag Schabrich, dessen GFB diese Jobs in enger Abstimmung mit der Arge steuert, Letzteres nicht so krass sehen. "Die Arge hat eine Positivliste mit uns erstellt. Die Beanstandungsquote beim Einsatz von 1-Euro-Jobbern ist gering." Grenzfälle seien dennoch nicht auszuschließen. Als besonders sensibel gelten Einsätze von 1-Euro-Jobbern in Hausmeister- und Grünflächentätigkeiten für die öffentliche Hand. "Da kann vieles auch vergeben werden", räumt Schabrich ein.

In Nettetal gibt es bei der Stadt solche Jobs nicht. Erster Beigeordneter Armin Schönfelder hat lieber auf die Bürgerarbeit gesetzt. 1-Euro-Jobs werden in der Regel für ein halbes Jahr vergeben, sie können auch schon mal verlängert werden. Die Bürgerarbeit in Nettetal ist dagegen mit Verträgen von zwei Jahren verbunden. 75 Prozent der Kosten trägt der Bund, die Stadt bekommt auf ihren Anteil von 25 Prozent noch einen Zuschuss des Kreises, weil der bei den Unterbringungskosten entlastet wird.

Auch Schönfelder weist darauf hin, dass Arbeitsgelegenheiten unbedingt abzugrenzen seien zum regulären Arbeitsmarkt. Gerade im Bereich der Pflege sieht er mit Skepsis 1-Euro-Jobs. "Da werden Arbeitsplätze von hochqualifizierten und leider oft sehr gering bezahlten Kräften auf diese Weise gestrichen. Ich halte das für außerordentlich bedenklich", sagt er.

Um der Klientel der 1-Euro-Jobber zu helfen, sei ein ganzes Bündel von Maßnahmen erforderlich, fügt Schabrich hinzu. "Es handelt sich in der Regel um Menschen mit hochkomplexen Problemlagen und vielfältigen Vermittlungshindernissen. Ihnen kann man nur mit einer entsprechenden Anzahl von Instrumentarien helfen." Die Zahl der Jobs dürfte im kommenden Jahr abnehmen, denn bundesweit sind 1,5 Mrd. Euro Eingliederungshilfe gestrichen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort