Nettetal Eltern finden Unterstützung der Stadt

Nettetal · Etwa 100 Kaldenkirchener beteiligten sich an einer Kundgebung auf dem Hof der Gemeinschaftsgrundschule in Kaldenkirchen. Ortsvorsteher Heymann und Bürgermeister Wagner üben scharfe Kritik an Schulbehörde und Land.

 Auch Ortsvorsteher Ingo Heymann (rechts) und Bürgermeister Christian Wagner protestierten.

Auch Ortsvorsteher Ingo Heymann (rechts) und Bürgermeister Christian Wagner protestierten.

Foto: Busch

Mehr als 100 Eltern demonstrierten am Freitag gegen die Zusammenlegung von Klassen eines Jahrgangs an der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Kaldenkirchen. Bürgermeister Christian Wagner und Vertreter des Stadtrates stellten sich an die Seite der Eltern. Ortsvorsteher Ingo Heymann war wütend und traurig zugleich. "Das ist eine Entscheidung auf dem Rücken der Kinder", sagte er erregt.

Die Schulaufsicht hatte angeordnet, dass nach den Ferien ein Jahrgang von drei auf zwei Klassen verringert wird. Begründung: Die erforderlich Zahl an Kindern werde nicht mehr erreicht. Eltern laufen dagegen Sturm. Vor allem die Kinder der Klasse mit Gemeinsamem Unterricht (GU) leide unter der Entscheidung der Schulaufsicht, "die ohne Beteiligung der Eltern getroffen wurde", kritisierte Heymann die Behörde.

"Da bringt sich der Schulrat Thomas Bongartz auch noch einen Geleitschutz mit Frau Rosemarie Voßen mit, die dann nicht einmal gewillt ist, Lösungsvorschläge anzunehmen", berichtete Heymann vom Krisengespräch am Mittwochabend. "Kaldenkirchen ist in Bewegung", rief er den Anwesenden zu. "Danke dafür, helfen Sie unseren Kindern", fügte er an.

Bürgermeister Christian Wagner versicherte den Eltern seine "volle Rückendeckung". Er verwies auf die Zusammenarbeit der Schule mit dem Kindertraum. Beide hätten noch vor einer UN-Behindertenkonvention und einem Gesetz der Landesregierung den gemeinsamen Unterricht behinderter und nichtbehinderter Kinder dort möglich gemacht. Die GGS sei ein "Vorbild für alle", die momentan von Inklusion redeten. Umso unverständlicher sei es, dass die Schulaufsicht an den Rahmeinbedingungen rüttele. "Sie lassen keinen Platz für eine individuelle Förderung", sagte der Bürgermeister. Wagner warf der Landesregierung vor, sich die Inklusion auf die Fahnen geschrieben zu haben, nun aber genau das Gegenteil machen. "Dies ist eine landesweit negatives Beispiel. Wir können uns das nicht gefallen lassen", rief Wagner. Karin Scheulen, Sozialpädagogin des Vereins Kindertraum, unterstrich ebenfalls, dass die Schule schon integrative Arbeit geleistet habe, als das Ganze noch in den Kinderschuhen steckte und nicht Inklusion hieß. Ihr sei vollkommen unverständlich, dass pädagogische Inhalte ganz hinten anstünden und nur nackte Zahlen zählten. "Wir machen uns Gedanken bei den Schuleingangsklassen, sprechen vorher mit dem Kindergarten, um eine optimale Lösung für die Kinder zu finden, und dann soll das nach zwei Jahren alles nicht mehr zählen? So geht das nicht!", sagte die Sozialpädagogin. "Der Schulrat wusste nicht einmal, dass in der Klasse ein körperbehinderter Schüler ist. Soll der nun zwei Jahre lang an der Tür sitzen, weil er sich in der Klasse nicht mehr bewegen kann, weil der Raum mit Tischen und Stühlen vollgestopft ist?"

Mit der Veranstaltung und dem Zusammenhalt der Eltern an der Schule zeigte sich Daniela Pachel, Vorsitzende im Förderverein, zufrieden. "Mit der Sache selbst sind wir es natürlich nicht", betonte sie. Viele Anwesende wunderten sich über den Zeitpunkt, an dem die Schulbehörde die Entscheidung fällt — kurz vor den Schulferien und dem Jahrgangswechsel. FRAGE DES TAGES

(pepp)
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