Handwerk in Nettetal Eiserner Meisterbrief für den 90-jährigen Heinrich Inderelst

Nettetal · Zu einer sehr seltenen Auszeichnung hat das Unternehmen Thelen Drifte in ihre Schreinerei in Kaldenkirchen geladen. Heinrich Inderelst erhielt den Eisernen Meisterbrief. Der 90-Jährige ist seit 65 Jahren Tischlermeister.

 Mit Heinrich Inderelst (2.v.l.) freuen sich (v.l.) Werner und Billa Thelen, rechts Ehrenobermeister Robert Hellmann, über den Eisernen Meisterbrief.

Mit Heinrich Inderelst (2.v.l.) freuen sich (v.l.) Werner und Billa Thelen, rechts Ehrenobermeister Robert Hellmann, über den Eisernen Meisterbrief.

Foto: Jörg Knappe/Joerg Knappe

(hb) Als Billa Thelen zur kleinen Feier in die Schreinerei kommt, umarmt sie als ersten ihren alten Meister. Der heute 90-jährige Heinrich Inderelst, seit 1994 zumindest auf dem Papier im Ruhestand, erhält in der Schreinerei Thelen in Kaldenkirchen den „eisernen Meisterbrief“ für 65 Jahre als Meister. Robert Hellmann aus Lobberich, Ehrenobermeister der Tischler-Innung Kreis Viersen, freute sich,  diese seltene Auszeichnung überreichen zu können.

Heinrich Inderelst, 1931 in Kaldenkirchen geboren, besuchte die Oberschule für Jungen in Viersen. Nach dem Krieg war alles kaputt, im Mai 1946 begann er in Lobberich eine dreieinhalbjährige Lehre als Tischler. Holz war das Material seines Lebens. Selbst jetzt im Ruhestand baut er Geigen oder – nach bloß einem Foto – das Modell einer Treppe in der Buchhandlung Livraria Lello in Porto/Portugal. Selbst Werner Thelen, einer von drei Geschäftsführern heute, ist bei ihm in die Lehre gegangen. Nach der Gesellenzeit in Lobberich, Bracht und Mönchengladbach machte er 1956 sein Meisterstück, einen Wohnzimmerschrank.

1961 fing er bei Thelen an, zuerst als Bauschreiner. Für die Messe in Hannover baute er Vitrinen für Märklin. In dieser Anfangszeit gab es mittags in den Privaträumen noch Suppe und Kaffee von Maria Thelen. Wenn man Inderelst fragt, was damals anders war, sagt er: „Früher war alles Handwerk, alles wurde von Hand und mit Muskelkraft gemacht.“ Damals gab es keine Schrauber, Schleifer, kein CNC, keine Lackierstraße, keine Hydraulik. Bei der Erneuerung des Dachstuhls der Kirche in Leuth wurden jede Leiste und jeder Nagel über die Treppen nach oben getragen. Und alle, die ihn von früher kennen, betonen seine Geduld und Gelassenheit. Er hat einfach gezeigt und vorgemacht, wie es geht, statt viel zu reden.

Und auch bei der Feier bei Thelen bleibt er ruhig und gelassen.

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