Breyell Erinnerung an sechs Millionen Opfer

Breyell · Eine Wanderausstellung über jüdische Opfer des Nationalsozialismus ist derzeit in der Gesamtschule zu sehen. Die Schüler arbeiteten dafür auch Schicksale von Nettetaler Juden und deren Nachfahren auf.

 Gesamtschüler sowie Studenten stellten ihre Ergebnisse vor.

Gesamtschüler sowie Studenten stellten ihre Ergebnisse vor.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Der Shoa, dem nationalsozialistischen Völkermord an den Juden Europas, fielen rund sechs Millionen Menschen zum Opfer. Schicksale skizziert die Wanderausstellung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Zu sehen ist sie im Foyer der Gesamtschule Nettetal, Von-Waldois-Straße 6 in Breyell.

Nach einem Konzept des theologischen Instituts wirkten interdisziplinär 100 Studenten an der Ausstellung mit. Sie erarbeiteten 50 Biografien. Das Schicksal von 15 Personen wird in der Ausstellung gezeigt. Jeweils ein Display zeigt das Geburtsdatum und den Werdegang. Das zweite zeigt das Todesdatum, meist mit einem Foto der Person, und beschreibt die Geschehnisse.

Schulleiter Leo Gielkens lobte die Schülervertretung, die sich beim Aufbau der Ausstellung mit einbrachte, und die Lehrer, die sich dafür einsetzten, die Ausstellung nach Breyell zu holen. Alle Geschichtskurse werden sich mit den Inhalten der Ausstellung beschäftigen. Anwesend waren auch Vertreter der SPD, der Grünen und der Wählergemeinschaft WIN sowie der Realschule, der Projektpartner RWTH und der katholischen Friedensbewegung.

Im Zusammenhang mit dem Gedenken an 70 Jahre Grundgesetz am 8. Mai fragte der Schulleiter: „Wie können wir unser Zusammenleben gestalten, dass es friedlich ist?“ Es sei eine Herausforderung, an die Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs zu erinnern, da es kaum noch Zeitzeugen gebe, mit denen man über diese Zeit sprechen könne. So greife man auf Biografien und Hinterlassenschaften zurück und müsse daraus lernen, wie die Mechanismen in Aachen, Mönchengladbach und auch Nettetal funktioniert hätten, dass Menschen ausgegrenzt, verfolgt und vernichtet worden seien. „Auch heute werden Menschen aufgehetzt und verfolgt“, sagte Gielkens.

Der stellvertretende Bürgermeister Harald Post (CDU) wurde deutlich: „Nie sind mit solch einer Brutalität so viele Menschen zu Tode gekommen.“ Er dankte für das Mahnmal durch diese Ausstellung, dass diese Zeit nicht in Vergessenheit gerate. „Wir alle sind verantwortlich, unsere Demokratie zu verteidigen, indem wir linke und rechte Kräfte in die Schranken weisen“, sagte Post.

Bis 2020 soll die Ausstellung in Nordrhein-Westfalen gezeigt und dann auch ins Ausland ausgeliehen werden. Porträtiert wurden Einzelschicksale von Menschen, deren Verwandte heute noch leben und mit denen die Studenten gesprochen haben. „Die Schulen sind die Träger der zukünftigen Generationen. Im Namen einer wehrhaften Demokratie ist es wichtig, die Schüler zu erreichen, gegen eine Schlussstrich-Mentalität“, betonte Student Rene Porger. Antisemitismus habe nicht 1945 geendet, es gebe ihn immer noch.

Mit Hilfe der Lehrerin Julietta Breuer wurden die Schicksale der Nettetaler Juden skizziert unter dem Motto „Jede Stadt hat eine Anne Frank“. So wurden drei Generationen der Nettetaler Familie Klaber beleuchtet. Jacob Klaber, Stifter des damaligen Synagogengrundstücks, hatte drei Söhne. Ein Sohn konnte aus dem Konzentrationslager gerettet werden, zwei Söhne wanderten nach Amerika aus. Die Nachfahren der Familie leben jetzt in den USA, in Tel Aviv und in den Niederlanden. Ein Foto der vierten Generation, der Kinder der Nachfahren, hatte Breuer vor kurzem erhalten.

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