Nettetal Ein Vlies gegen die Wasserpest

Nettetal · Schlingpflanzen machen den Wassersportlern auf drei Netteseen das Leben schwer. Mit einem Pilotprojekt soll der Wasserpest nun Einhalt geboten werden. Eine erste Bilanz fällt positiv aus.

 Die Experten überprüfen, ob das Pilotprojekt gegen die Wasserpest am großen Wittsee erste Erfolge zeigt.

Die Experten überprüfen, ob das Pilotprojekt gegen die Wasserpest am großen Wittsee erste Erfolge zeigt.

Foto: Busch

In Irland legt man Seen mit Jute-Säcken aus. In s'Hertogenbosch in den Niederlanden sind gelochte Gummimatten auf den Seeboden versenkt — und in Nettetal wurde der Pilotversuch Ende Juli mit doppelt genähten Vlies-Matten gestartet. Alles, um die Wasserpest zu stoppen. Gestern wurde eine erste Bilanz gezogen. Das Ergebnis: Vom Seeboden her wucherte keine Wasserpest durch das Vlies, und es siedelten sich auch keine Wasserpestpflanzen an.

"Wir haben zwei bis drei schwebende Wasserpestpflanzen beobachtet, aber die siedelten sich nicht an, fanden keine Bodenhaftung", berichteten Volker Dietl und Marc Heußen vom Netteverband sowie der Nettetaler Biologe Dr. Klaus van de Weyer. Das Projekt wurde von der "Unteren Wasserbehörde" genehmigt und ist auf zwei Jahre angelegt.

Zwischen den Vliesmatten befindet sich eine etwa fünf Zentimeter dicke Sandschicht, sodass es nicht zusätzlich beschwert werden muss. Zudem atmet das Vlies. "Gase können vom Boden des Wittsees durch das Vlies aufsteigen", erläutert Biologe Dr. Klaus van de Weyer, der das Projekt unentgeltlich begleitet. Schon als Kind sei er oft im Wittsee geschwommen — und schon damals gab's dort die Wasserpest. Van de Weyer unterstrich, dass das Massenvorkommen von Nutalls Wasserpest (Elodia nutallii) grundsätzlich ein Zeichen für gesunde Wasserqualität sei. Allerdings habe er auch Verständnis für die Belange der Angel- und Wassersportler, die durch die Schlingpflanzen behindert werden.

Van de Weyer beobachtet seit zehn Jahren die Entwicklung der Wasserpest und anderer Wasserpflanzen in den Ruhrseen. "Die Mahd ist sehr kostenintensiv und nicht immer effektiv, deshalb wird europaweit nach anderen Methoden gesucht, um das Pflanzenwachstum zurückzudrängen und so Raum für Wassersport und Angler zu erhalten", erklärt der renommierte Experte.

Die seit 2009 auftretenden Massenvorkommen der Wasserpest führten an den drei Netteseen Poelvenn, Schrolick und großem Wittsee zu erheblichen Nutzungseinschränkungen. Betroffen waren überall die Angler, am Poelvenn Kahnfahrer, am Wittsee Wassersportler. Mehrmals wurde partiell gemäht — mit mäßigem Erfolg. Deshalb wurde im Juli 2011 das Pilotprojekt gestartet. Dieser zunächst kleinräumige Versuch geht zurück auf ein von der Fischereigenossenschaft Nette, dem Kreis Viersen, dem Nettebetrieb der Stadt Nettetal und dem Netteverband beauftragtes Gutachten zu ökologischen Randbedingungen und Managementansätzen der Massenvorkommen vonWasserpest.

Einmal im Monat begibt sich Wasserbaumeister Huynh Min Son vom Netteverband mit einem eigens für diesen Zweck in der Werkstatt des Netteverband entwickelten und aus einem blauen Trinkwasserleitungsrohr gebauten Sehrohr zum Pilotfeld, dem 30 mal 15 Meter großen ehemaligen Nichtschwimmerbereich in der westlichen Wittseebucht. Dieser wurde ausgesucht, weil er ringsum begehbar ist, sodass die Erfolgskontrollen erleichtert sind. Frage des Tages

(RP/rl)
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