Nettetal Ein Lehrer für Fußballwissen

Nettetal · Diese Klasse war extrem gut vorbereitet, hoch motiviert, aufmerksam und bei der Sache. Perfekt für Lehrer Sven Pistor sowie sein Team Burkhard Hupe und Armin Lehmann.

 Sven Pistor

Sven Pistor

Foto: Jörg Knappe

Der Unterricht fand auf der Bühne der Werner-Jaeger-Halle statt, die Schüler (überwiegend männlich, viele in Trikots und Fanschals) saßen im Zuschauerraum. Sie sangen und jubelten, Lehrer und Schüler auf der Bühne und im Saal diskutierten, Gäste wurden auf die Bühne geholt. In der Pause gab es mehr Bier und Cola als Wein und Wasser - alles ein bisschen anders als sonst. "Sven Pistors Fußballschule" war zu Gast in Nettetal.

Das Kollegium bestand aus Sven Pistor, Burkhard Hupe und Armin Lehmann - alle drei bekannt als Moderatoren in Sachen Sport. Und bestens informiert über alles, was mit Fußball zu tun hat: das Offensichtliche wie Torlinie, Abseits, Torschützen, Ligen, Schiedsrichter und Spieler, aber auch Schräges wie die Tatsache, dass 1930 während der WM-Spiele in Uruguay Tangomusik gespielt wurde oder die Niederländer 1974 einen Nacktbadeparty-Skandal provozierten.

Apropos: Die Nähe zu den Niederlanden reizte Pistor zur Schmäh gegen die holländischen Fußballer, so begann der Abend mit dem Schlachtruf "ohne Holland fahr'n wir zur WM" und zwar, so Pistor, "so laut, dass die das in Venlo hören".

Lehmann plauderte aus dem Nähkästchen, Hupe war als Geschichtslehrer für die Historie zuständig und Pistor - reines Energiebündel - erledigte den Rest. Dazu gehörte auch das Klassenquiz, zu dem zweimal je zwei Freiwillige auf die Bühne geholt, an das kleine Schulpult gesetzt wurden und knifflige Aufgaben lösen durften. Am Ende war es Jörg, der die gläserne "Fußballklugscheißer"-Trophäe mit nach Hause nehmen durfte.

Kritische Töne ließ Pistor hören, als er laut über die Fifa nachdachte und die Zustände beim Bau des Stadions in Katar anprangerte.

Für Experten war der Abend ein reines Vergnügen, für Laien waren es zwei witzige Stunden - nicht zuletzt dank der wunderbaren Videoeinspielungen. Die Kameraleute fangen viele Bilder ein, die in der offiziellen Berichterstattung unter den Tisch fallen. Aber nicht bei Pistor, der gräbt sie wieder aus. Wenn sich ein Fußballprofi vergebens müht, seine Arme und seinen Kopf in die verschiedenen Öffnungen seines Leibchens zu stecken und dabei ohne Hilfe nicht weiterkommt, ist das schon sehr zum Lachen.

Nur einen Bruchteil von Pistors Energie, Dynamik und Leidenschaft fürs Lehren möchte man dem Alltagslehrer wünschen - wobei sich die berechtigte Frage stellt, wie einer das mehrere Stunden am Tag fünf Tage die Woche durchhalten soll.

(b-r)
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