Kreis Viersen Ein Haus für die Kinder

Kreis Viersen · Der Kindergarten der Bongartzstiftung an der Mühlenstraße in Lobberich ist ein Novum in der Region: Stefani Kremer hat ihn ganz nach den Bedürfnissen einer Tagesstätte mit Kindern unter drei Jahren entworfen. Außerdem handelt es sich um ein Niedrigenergiegebäude.

Am Anfang war ein Flur. Als die Lobbericher Architektin Stefani Kremer den Auftrag zur Planung eines neuen Kindergartens für die Bongartzstiftung in Lobberich erhielt, ließ ihr das Grundstück im Eckbereich Mühlenstraße/Caudebec-Ring nicht viel Spielraum. Es war deutlich breiter als tief, und mit Blick auf die Himmelsrichtungen blieb nur die Möglichkeit, einen langgestreckten Bau entlang der Mühlenstraße zu konzipieren.

Zum Tag der Architektur am Wochenende sind am Samstagmorgen Besucher willkommen, die sich das Ergebnis anschauen wollen. Es lohnt das Kommen, weil hier ein pädagogisch bis ins Detail durchdachtes Konzept in Verbindung mit innovativen Ideen zur Haustechnik in einem architektonisch sehr ambitionierten Projekt überzeugend verwirklicht worden ist. Es handelt sich um ein Niedrigenergiehaus, dessen Photovoltaikanlage vor fast genau einem Jahr in Betrieb ging.

Klare Aufteilung

Stefani Kremer sollte ein Gebäude entwerfen, in dem vier Gruppen, darunter Kinder unter drei Jahren, betreut werden. Sie entschied sich für eine klare Aufteilung nach Funktionen, die so übersichtlich geworden ist, dass die kleinen Besucher des Hauses sofort die Übersicht haben. Zur Mühlenstraße hin, wo sich Eingang und Parkplätze befinden, befinden sich das Büro der Leiterin Hannelore Büttner, Personal- und Besprechungsräume, Küche, Technik und Mehrzweckraum.

Auf der Hofseite des Flurs reihen sich die Gruppen- und Funktionsräume aneinander. Stefani Kremer verlieh dem Flur auf dieser Seite eine Wellenform. Damit baut sie rein optisch schon Bremsen für das Auge und für tobende Kinder ein. Der Flur gewinnt eine eigene, mehrfach durchbrochene Räumlichkeit. Im Eingangsbereich weitet er sich zum großzügigen Foyer, das die Wege von Kindern, Erziehungspersonal und Eltern von vornherein trennt. Es gibt auch keinen Stau am Kleiderhaken.

Die Anordnung der Gruppen- und Funktionsräume ordnet sich dem teiloffenen Konzept bedingungslos unter. Vom Kindercafé über Werkräume bis hin zum eigenen Bewegungsraum der Nestgruppe (zehn Kinder von einem bis zwei Jahren) hat die Architektin dies konsequent umgesetzt. "Ich habe mich beim Landschaftsverband fachpädagogisch beraten lassen, weil dies mein erster Kindergartenbau ist", erklärt Kremer.

Ihre auch an anderen Bauten erkennbare Handschrift ist die Stärke des äußerlich nüchternen Funktionalbaus, der aber zahlreiche kleine Geheimnisse birgt, die sich in einer Kinderwelt mitunter fast märchenhaft entschlüsseln. Unter dem Pultdach hat sie hohe Decken und von natürlichem Licht durchflutete Räume geschaffen.

Natürliche Materialien und der sparsame Einsatz von Farben verhindern den oft in solchen Einrichtungen anzutreffenden optischen Crash: Vor lauter Buntheit der inneren Gestaltung, durchsetzt mit den Arbeiten der Kinder, die an Fenstern und Wänden kleben und von Decken hängen, entsteht eine Unruhe und Aufgeregtheit, die sich auf die Kinder und das Personal übertragen.

Kaum zu beschreiben, aber beim Durchgang zu erleben, ist die Atmosphäre des Hauses, wenn die Kinder da sind. Die Architektur und Gestaltung des Inneren sowie auch des Außenbereichs fördern geradezu die Entwicklung eigenständige Persönlichkeiten, weil sie den Kindern wesentliche Entscheidungen im Laufe des Tages überlässt, in die sich Hannelore Büttner und ihr Team nur korrigierend einschalten.

Das Außengelände orientiert sich sehr nah an den Bedürfnissen der Kinder. Vor dem Gebäude gibt es eine beliebte "Rollbahn", auf der sich Fahrgeräte aller Art bestens bewegen lassen. Im Zentrum steht das kleine Amphitheater, flankiert an einer Seite durch Sandgrube mit Hügel und Hangrutsche und auf der anderen Seite durch Schaukel, Obstbongert und einen weiteren Spielbezirk anschließen.

Besichtigung Samstag, 2. Juli, 10 und 11 Uhr Führung, von 14 bis 17 Uhr allgemeiner Tag der offenen Tür.

(RP/rl)
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