Nettetal Die Zahl der Zuweisungen reißt nicht ab

Nettetal · Bis etwa Ende Juli hat die Stadt noch Wohnraum-Kapazitäten für Flüchtlinge. Ohne das ehrenamtliche Engagement zahlreicher Bürger ließe sich die Betreuung der Menschen kaum lösen. Zurzeit sind 210 Asylbewerber registriert.

 Der Flüchtlingsrat organisierte bereits im vergangenen Jahr Deutschkurse für Flüchtlinge in Nettetal. Die Struktur und das Netzwerk von bürgerlichen Hilfen hat sich seither erheblich erweitert und gefestigt.

Der Flüchtlingsrat organisierte bereits im vergangenen Jahr Deutschkurse für Flüchtlinge in Nettetal. Die Struktur und das Netzwerk von bürgerlichen Hilfen hat sich seither erheblich erweitert und gefestigt.

Foto: Burghardt

Ohne die beispielhafte ehrenamtliche Unterstützung aus der Bevölkerung stünde die Stadtverwaltung Nettetal mit der Betreuung und Unterbringung von Flüchtlingen vor einer schier unlösbaren Aufgabe. "Wir haben in Nettetal eine erfreuliche Aufnahmebereitschaft", berichtete Erster Beigeordneter Armin Schönfelder jetzt dem Sozialausschuss. Doch die Herausforderung wird größer. "Wir müssen damit rechnen, dass in diesem Jahr 200 bis 240 Personen zusätzlich zugewiesen werden", sagte der Sozialdezernent.

Inzwischen wird der Wohnraum im gesamten Stadtgebiet knapp. Das macht die Bemühungen immer schwieriger, Flüchtlinge möglichst abgestimmt aufeinander unterzubringen. Es wird nicht nur vermieden, dass miteinander verfeindete Volks- und Religionsgruppen zusammenkommen, sondern auch versucht, die Belange von Familien zu berücksichtigen. Das "außergewöhnliche Engagement ehrenamtlicher Kräfte", das auch die Leiterin des Fachbereiches Soziales, Ina Prümen-Schmitz hervorhob, wird die hohen Ausgaben nicht vermeiden. Rund eine Million Euro - eine nicht ganz gegriffene, aber auch nicht belastbare Zahl - wird die Stadt für Leistungen und Unterbringung im Bereich Asyl aufbringen müssen. Im vergangenen Jahr gab es vom Land bei einer nahezu gleichen Summe 266 000 Euro. Das deckte gerade mal 27 Prozent der Aufwendungen ab.

Schönfelder kritisierte deutlich das Verhalten von Bund und Land. Einmal mehr würden die Kommunen mit dem weitaus größten Teil der Ausgaben allein gelassen, auch wenn der Bund sich in diesem Jahr auch finanziell beteiligt. Um die 500 000 Euro wird Nettetal aus eigener Tasche zahlen müssen, vorausgesetzt, die jetzt bekannten Zahlen werden Wirklichkeit. "Es wird eher mehr", warnte Schönfelder die Politik vor falschen Einschätzungen. Jedenfalls müsse der Bund über die Zusagen für 2015 und 2016 hinaus Finanzhilfen leisten, ohne dass das Land Beträge abzweigt und nicht weiterleitet.

Ende April belegten Asylbewerber im gesamten Stadtgebiet 50 Wohnungen. Das ist etwa ein Drittel aller Personen, die nach Nettetal verteilt wurden. Untergebracht sind sie außerdem in den Obdachlosenunterkünften Schmaxbruch (Breyell) und Breslauer Straße (Kaldenkirchen), im einstigen Majestic (Breyell) und Lobberich (Sassenfelder Kirchweg, Caudebec-Ring). Überall engagieren sich Bürger, die ein inzwischen immer engmaschigeres Netz der Hilfe geknüpft haben. "Das ist toll organisiert", unterstrich Ina Prümen-Schmitz. Das sei umso eindruckvoller, als die Zahl der zuströmenden Flüchtlinge weitaus größer sei als auf dem Höhepunkt in den 1990er-Jahren. Neben der Aufnahme und Unterbringungen von Flüchtlingen, die manchmal schon am Tag nach einer vorbereitenden E-Mail "auf der Matte stehen", seien Integrationsleistungen sehr wichtig. Sprachkurse sind sehr gut besucht, die Unterbringung von Kindern in Schulen sei weitgehend geregelt, auch die Gesundheitsversorgung haben eine klare Struktur. Im Einzelfall könne es immer wieder einmal Probleme geben, man sei aber gemeinsam um Lösungen bemüht.

Manchmal steckt der Teufel auch im Detail. So spürt die Stadtverwaltung schon, dass die Abschiebung von Asylbewerbern vor allem aus Südosteuropa beschleunigt wird. Die hohe Fluktuation sorgt nicht gleich für Entspannung, da manche Wohnung ohne Renovierung nicht weitergegeben werden kann. Die Stadt verfügt derzeit über Unterbringungsmöglichkeiten für etwa 280 Personen, es leben etwa 210 in der Stadt. Ende Juli spätestens sind diese Möglichkeiten erschöpft, daher ist die Stadt auf Suche nach weiteren Wohnungen, ob nun Gemeinschaftsunterkünfte oder auch kleinere Räume.

(RP)
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