Kreis Viersen Die SPD hat es mit sich nie leicht gehabt

Kreis Viersen · Die Kreispartei feierte in Viersen ihr 150-jähriges Bestehen. Festredner war Jürgen Schmude.

 Jürgen Schmude war bis 1981 Bildungsminister. Er machte den Sozialdemokraten im Kreis Mut, sich für die Ziele der SPD einzusetzen.

Jürgen Schmude war bis 1981 Bildungsminister. Er machte den Sozialdemokraten im Kreis Mut, sich für die Ziele der SPD einzusetzen.

Foto: Busch

In ihrer 150-jährigen Geschichte hat die SPD vergleichsweise kurze Zeit Regierungsverantwortung in Deutschland erhalten. Aber in diesen Phasen sind wesentliche Weichenstellungen vollzogen worden, zum Teil unterstützt von wechselnden Koalitionspartnern. Und wenn es nicht zur Regierung reichte, dann hat die SPD bewiesen, dass eine Partei auch aus der Opposition heraus gestalten kann. "Ausdauer und konsequente Verfolgung sozialdemokratischer Politik lohnen sich", stellte Festredner Jürgen Schmude fest. Er machte seiner Partei Mut, nicht an sich irrezuwerden und niemals den Willen aufzugeben, ihre Politik in Deutschland umzusetzen.

Der frühere Bundesminister im Kabinett Helmut Schmidt sowie Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland hielt in der Generatorenhalle die mit lange anhaltendem Applaus bedachte Festrede zum Jubiläum der SPD. Es war die letzte einer Reihe von Veranstaltungen und Initiativen der SPD im Kreis Viersen im Jubiläumsjahr.

"Wenn man einmal in der Mühle gewesen ist, kommt man nicht mehr raus", bekannte der langjährige Parteivorsitzende und Bundestagsabgeordnete Walter Schöler eingangs in einer Plauderrunde. "Die SPD ist Teil des Lebens und beschränkt sich nicht auf Wahlkampftermine. Ich wollte immer gestalten", fügte er hinzu. Dass die SPD es nicht immer leicht mit sich selbst und ihren Mitgliedern hat, schilderte die stellvertretende Landesvorsitzende Britta Altenkamp an ihrem eigenen Beispiel. Erst als Helmut Schmidt, dessen Politik sie damals nicht mittragen mochte, 1982 die Macht verloren hatte, trat sie in die Partei ein.

Eine innere Zerrissenheit erlebte auch Jürgen Schmude, der 1957 der SPD beitrat und gerade anfangs eine andere Meinung als die Parteispitze vertrat. Innere Opposition hinderte ihn nicht daran, dabeizubleiben, hinzuzulernen und Verständnis für andere Genossen zu entwickeln. Er appellierte an die SPD, neue Mitglieder offen aufzunehmen, sie aktiv einzubinden und mit widerstreitenden Strömungen konstruktiv umzugehen. "Wunderlich" sei auch, dass frühere Zeiten gerne als besonders gelungen beschworen würden.

Schmude rief eindringlich in Erinnerung, dass Parteigründer Ferdinand Lassalle bereits 1862 Solidarität und soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt seines politischen Handelns gestellt habe. Die SPD habe in den 150 Jahren danach nicht immer alles richtig gemacht, aber diesen Auftrag habe sie immer in den Mittelpunkt ihres Handelns gestellt.

An die soziale Verantwortung erinnerte in der Gesprächsrunde zuvor auch der Kreisvorsitzende Udo Schiefner. Er hegt große Hoffnungen darauf, nach der Wahl auch dem Bundestag anzugehören. Schiefner berief sich auf Willy Brandts Satz aus dessen Regierungserklärung 1969: Er sein kein Erwählter, sondern Gewählter. Daraus leite er den Auftrag ab, immer im Gespräch mit den Bürgern in seiner Umgebung zu bleiben.

(RP)
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