Nettetal Die Schwester von Gian-Luca sagt aus

Nettetal · Vor dem Krefelder Landgericht sagte gestern die Tochter der Verstorbenen aus. Auch die Familie des Angeklagten Marc G., der in Leutherheide seine Frau erwürgt haben soll, kam zu Wort.

 Sabine und Marc G. in einem scheinbar glücklichen Moment: Immer wenn es darum ging, Spenden für ihren kranken Sohn zu sammeln, zog das Ehepaar an einem Strang. Doch hinter den Kulissen brodelte es oft.

Sabine und Marc G. in einem scheinbar glücklichen Moment: Immer wenn es darum ging, Spenden für ihren kranken Sohn zu sammeln, zog das Ehepaar an einem Strang. Doch hinter den Kulissen brodelte es oft.

Foto: Busch

Es war der bisher wohl bewegendste Moment des Prozesses, als die 20-jährige Tochter der getöteten Sabine G. gestern vor der 2. Großen Strafkammer des Krefelder Landgerichts ihre Aussage machte. Unter Tränen berichtete sie vom Tatabend und gab einen Einblick in die Situation der Familie vor der Nacht des 1. Septembers 2012, als Marc G. seine Frau auf dem gemeinsamen Hotelzimmer im Restaurant "Beim Leutherheider" nach einer Familienfeier erwürgt haben soll.

Gut gelaunt und nett sei ihre Mutter an jenem Abend gewesen, obwohl man sich zuvor noch gestritten habe. Auch getrunken habe Sabine G., sagte die Tochter, die jedoch bereits gegen 21 Uhr — also mehr als fünf Stunden vor der Tat — die Feier wieder verlies. Nichtsdestotrotz hatte sie vor Gericht etwas zur Familiensituation zu erzählen, berichtete von Streitereien zwischen ihrer Mutter und dem Adoptivvater, vom Alkoholkonsum der Verstorbenen und von Handgreiflichkeiten unter den Eheleuten. "Wenn meine Mutter getrunken hat, ist die Situation oft eskaliert. Sie war dann aggressiv und wurde Marc gegenüber handgreiflich", bestätigte sie.

Doch auch der Angeklagte sei nicht so unschuldig, wie er sich selbst darstellte, glaubte die 20-Jährige zu wissen. So habe man ihr erzählt, dass ihre Mutter schon einmal von Marc G. bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden und in einem gemeinsamen Urlaub geschlagen worden sei. Jedoch räumte sie ein, dass sie dies nur aus zweiter Hand wüsste und es ihr erst Jahre später berichtet worden sei.

Sie warf ihrem Adoptivvater vor, sie mit ihrer Sorge, die Mutter könne alkoholabhängig sein, allein gelassen und das Problem dementiert zu haben. Sie selbst jedoch will nichts von zwei Flaschen Sekt am Tag, sondern mal von "einem Piccolöchen Sekt", gelegentlich auch einmal mehr, gewusst haben.

Auf die Aussage der Tochter reagierte der Verteidiger in Absprache mit dem Angeklagten, nachdem die Tochter den Gerichtssaal verlassen hatte. "Ich glaube, dass sie die Wahrheit sagen wollte, und das ist auch alles sehr subjektiv. Doch mein Mandant sagt, das Thema Alkohol war oft ein Thema und auch, das gehandelt werden müsse." Des weiteren habe Marc G. seine Frau — auch in besagtem Urlaub — nie geschlagen, so der Angeklagte.

Vor Gericht sagten ebenfalls der Vater und der Halbbruder des Angeklagten aus. Sie bestätigten die Aussagen, die Marc G. bereits vergangene Woche gemacht hatte. Sabine G. sei an diesem Abend "außer Rand und Band" gewesen, so der Vater. Wie ein "Terrier" sei sie auf die Anwesenden losgegangen, war nicht zu beruhigen gewesen, erzählte der Halbbruder. Die Halbschwester des Angeklagten machte von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht gebrauch.

Auch eine der drei Servicekräfte sagte gestern aus, die Aussagen der beiden anderen wurden verlesen. Sie bestätigten den immensen Alkoholkonsum der Verstorbenen an jenem Abend, schilderten die Ereignisse wie ihre Vorgänger. Wichtig für das Gericht: Bis zur eigentlichen Tat habe man aus dem Zimmer des Ehepaares keinen Streit, lediglich Möbelrücken gehört.

(RP/rl)
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