Nettetal Die letzte Leiterin der Hauptschule Lobberich
Nettetal · Seit Juni dieses Jahres ist Julia Kaizik Leiterin der Hauptschule. Seit Juni ist aber auch klar, dass die Schule in wenigen Jahren schließt.
Im Juni wurde Julia Kaizik in einer Sitzung des Bildungsausschusses der Stadt Nettetal in ihrem Amt als neue Schulleiterin der Hauptschule Lobberich bestätigt. In dieser Sitzung erfuhr die Kaldenkirchenerin auch, dass ihre künftige Schule künftig schließen würde.
Ganz überraschend kam die Nachricht für sie nicht. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte sie die Schule erstmals mit der damaligen kommissarischen Leiterin Erna Dusen besichtigt. "Sie hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt", sagt Kaizik. Die Anmeldezahlen der Schule waren stetig gesunken. Eine Schließung schien damals wahrscheinlich. "Ich hatte aber gehofft, dass sich da noch etwas bewegt", resümiert die neue Schulleiterin.
Nun ist zwar klar, dass Julia Kaizik die letzte Leiterin der Lobbericher Hauptschule sein wird. Motiviert ist die Lehrerin für Deutsch und Geschichte trotzdem. "Die nächsten drei Jahre werde ich mich darauf konzentrieren, das Lehrer-Kollegium trotz Abwicklung als Team zusammen zu halten", sagt sie.
Rund 20 Pädagogen arbeiten in der Lobbericher Hauptschule. Viele haben Kinder und Familie und wollen weiter in Wohnortnähe arbeiten. Sie müssten sich daher bereits jetzt umschauen, sagt Kaizik. 40 Schüler werden im kommenden Jahr ihren Abschluss machen, in den beiden darauf folgenden Jahren werden es jeweils 60 und 50 sein. Die Schule benötigt deshalb Jahr für Jahr weniger Lehrer und wird weniger Stellen bewilligt bekommen.
"Wahrscheinlich werden wir uns dann Lehrkräfte mit anderen Schulen teilen", vermutet Kaizik. Über sich selbst macht sie sich keine Gedanken. Sie wird in spätestens drei Jahren erfahren, wie es für sie weiter geht. Klar ist aber, dass Julia Kaizik an einer Hauptschule bleiben möchte. Im Gegensatz zu einigen ihrer Kollegen ist sie überzeugt, dass die oft stigmatisierte Schulform Chancen bietet.
Eigentlich ist die in Korschenbroich aufgewachsene Kaizik ausgebildete Gymnasiallehrerin. Ihre erste Stelle trat sie jedoch an einer katholischen Hauptschule in Mönchengladbach an. "Natürlich hatte ich Vorurteile. Ich war dann sehr überrascht, dass ich da ganz normale Kinder getroffen habe."
Dennoch, so stellte sie fest, müssten Hauptschullehrer viel sozialpädagogische Arbeit leisten — bei den Schülern und den Eltern. "Einige der Kinder haben mit Dingen zu kämpfen, über die ein Gymnasiast nie nachgedacht hat." Für diese "Klientel", wie sie sagt, fühlt sich Julia Kaizik verantwortlich. "Deswegen bin ich aus Überzeugung Hauptschullehrerin geblieben."
Die Hauptschule in Mönchengladbach, in der sie vorher gearbeitet hatte, hat die Kaldenkirchenerin bereits als kommissarische Leiterin schließen müssen. Julia Kaizik glaubt, dass die Hauptschule als Schulform in NRW wenig Zukunft haben wird. Sie wünscht sich, in Zukunft am neuen Sekundarschulkonzept mitwirken zu können, "um diejenigen unter den Schülern zu vertreten, die mehr Aufmerksamkeit brauchen als andere".

