Nettetal Die "Büchse der Pandora"

Nettetal · Zur Premiere des neu gebildeten Jugendhilfeausschusses übte hinter verschlossenen Türen Erster Beigeordneter Armin Schönfelder heftige Kritik am Kreisjugendamt. Die Kreisverwaltung ist darüber sehr verwundert.

 Erster Beigeordneter Armin Schönfelder (rechts) mit der Spitze des neuen Jugendamtes (von links): Jugendamtsleiter Jochen Müntinga, Heinz-Gerd Schummers und Müntingas Vertreterin Claudia Küppers.

Erster Beigeordneter Armin Schönfelder (rechts) mit der Spitze des neuen Jugendamtes (von links): Jugendamtsleiter Jochen Müntinga, Heinz-Gerd Schummers und Müntingas Vertreterin Claudia Küppers.

Foto: Busch

Hinter verschlossenen Türen hat am Dienstagabend der Jugenddezernent der Stadt Nettetal, Armin Schönfelder, im Jugendhilfeausschuss heftige Kritik an der Kreisverwaltung Viersen geübt. Mit der Übergabe der Akten vom Jugendamt des Kreises nach Nettetal sei "die Büchse der Pandora geöffnet" worden. Beim Kreis selbst ist von solcher Kritik nichts bekannt. Bisher habe sich niemand aus der Stadtverwaltung beschwert, sagte gestern der zuständige Kreisdezernent Ingo Schabrich.

Der Öffentlichkeit gaukelten Bürgermeister Christian Wagner und die Mitarbeiter des Jugendamtes am Dienstagabend zur Konstituierung des neuen Ausschusses die pure Glückseligkeit vor. Man sei froh, diese Aufgabe jetzt zu haben und man werde auch alles besser machen als der Kreis, so der Tenor. Der für die Verwaltung des Jugendamtes zuständige Sachgebietsleiter Heinz-Gerd Schummers erklärte gar, die Übergabe sei "absolut reibungslos" verlaufen.

400 Akten moniert

Kaum hatten sich die Türen jedoch hinter der Öffentlichkeit geschlossen, ändert sich nach Angaben von Sitzungsteilnehmern jedoch die Stimmung. Armin Schönfelder habe eine lange Liste von Verfehlungen hervorgeholt, die er dem Kreis zur Last gelegt habe. Unter anderem seien rund 400 Akten nicht Ordnung gewesen, die Aktenführung habe erhebliche Lücken aufgewiesen. So seien etliche in Akten vermerkte Adressen falsch oder nicht mehr gültig, bei denen die Mitarbeiter des Nettetaler Jugendamtes Nachfragen angestellt hatten. Schönfelder habe auch von möglichen Regressforderungen gesprochen, auf die sich die Stadt einstellen müsse. Das werde aber noch eingehender geprüft.

Außerordentlich verwundert reagierte gestern Kreisdezernent Ingo Schabrich. "Wir wissen von solchen Vorwürfen nichts. Es gibt hunderte Gespräche in der täglichen Abwicklung, aber davon ist mir nichts bekannt. Wenn es diese Vorwürfe tatsächlich gegeben haben sollte, dann verlange ich allerdings von Herrn Schönfelder, dass er uns gegenüber Ross und Reiter nennt." Es sei "sehr irritierend", von solchen Vorwürfen "quasi hintenrum über Pressenachfragen zu erfahren", fügte er hinzu.

Mehrere Teilnehmer der Sitzung bestätigten gestern die Kritik Schönfelders. Der Erste Beigeordnete lehnte eine Stellungnahme ab, die Sitzung sei nichtöffentlich gewesen. Der CDU-Sprecher im Ausschuss, Jürgen Boyxen, hielt sich zurück: "Wir sollten versuchen, gut mit dem Kreis zusammenzuarbeiten. Wir in der Politik haben kein Interesse daran, weitere Konflikte zu schüren und auszutragen."

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