Anhaltende Trockenheit Dauerhitze trocknet Nette aus

Nettetal · Vom Poelvenn bis hinter Flootsmühle fließt kein Wasser mehr. Was an Nachschub aus den Klärwerken kommt, verdunstet meist in den Seen

 Die Nette ohne Wasser — das hat man beim Netteverband auch noch nicht erlebt.

Die Nette ohne Wasser — das hat man beim Netteverband auch noch nicht erlebt.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Wanderer im waldreichen Nordosten des Nettetaler Stadtgebietes wundern sich. Auf dem Weg vom Landgasthaus Waldesruh in Hinsbeck zur nicht weit entfernten Straelener Flootsmühle überqueren sie zunächst die Renne und dann die Nette: Doch im Nettebett ist so gut wie kein Wasser mehr zu entdecken. „Wir beobachten das mit großer Sorge,“ sagt Thomas Schmitz.

Der Geschäftsführer des Netteverbandes, der seit 30 Jahren in der Wasserwirtschaft der Region tätig ist, hat eine derartige Trockenheit noch nicht erlebt. Auch schon länger aktive Mitarbeiter können sich an eine trockene Nette nicht erinnern. „Es fehlen in den vergangenen Wochen rund 150 Millimeter Niederschlag“ erläutert Schmitz. Denn die Nette erhalte derzeit Wasser nur noch von den Klärwerken Viersen-Dülken und Breyell, nicht mehr allerdings von den Nebenbächen.

Zum Problem für den kleinen Fluss werden die zahlreichen Seen, deren Wasserstand angesichts der hohen Temperaturen durch die starke Verdunstung sinke. Hinzu komme, dass nach dem Ausfluss aus dem Wittsee auch noch Wasser in die Kuhlen fließe, von denen die Renne profitiere. Sie fließt durch Hinsbecker und Glabbacher Bruch und dann östlich der Flootsmühle in die Nette und versorgt ihren weiteren Lauf mit Wasser. Doch in Wachtendonk (Kreis Kleve) vor der Mündung in die Niers ist das Flussbett wieder ausgetrocknet.

Schmitz hat in dieser Woche noch etwas Wasser im Mühlenbach in Breyell geortet, aber das helfe nicht viel. Der Königsbach, der von Kaldenkirchen durch die Kälberweide in den Wittsee fließt, ist dagegen trocken. Auch fehle inzwischen Wasser, das aus den Erlenbruchwäldern nachsickern könne. Nach seiner Beobachtung plätschert es auch nur noch bei den Fischtreppen, die an Neumühle, Lüthemühle und Leuther Mühle angelegt wurden. Aus kleinen Tümpeln im nun trockenen Nettebett hat der Verband Fische abfischen lassen. Zur Belebung der Natur hatte der Netteverband der „Kleinen Renne“ in Grefrath-Vorst im vergangenen Jahr ein mäandrierendes Bett gegeben: „Alles trocken!“

Auch die Teiche neben der Nette zwischen Wittsee und Leuther Mühle („Rohrdommelprojekt“) sind bis auf kleine Stellen trocken. „Das sieht aus wie in der Wüste“, beschreibt Schmitz die von breiten Rissen durchzogenen einstigen Schlammflächen. An ihnen will NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach am kommenden Montag auf ihrer Heimat-Tour entlang wandern.

Ist der Netteverband sonst mit der Unterhaltung der Gewässer und dem Schutz vor Hochwasser beschäftigt, steht er nun vor der umgekehrten Situation. Schmitz begrüßt, dass die Feuerwehr einige Seen mit Wasser und Sauerstoff versorgt, damit es nicht zu größerem Fischsterben kommt. „Das ist schon fatal, denn das extrem heiße Wetter ändert sich ja so schnell nicht,“ sagt er – mit einem Hauch von Resignation.

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