Nettetal Deutsche rufen lieber an
Nettetal · Nahezu 400 Deutsche arbeiten beim Büroartikel-Versenders Office Depot in Venlo. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Karl-Josef Laumann, ließ sich dort über Bedingungen für Grenzpendler informieren.
Venlo Es ist alles global und zugleich regional in diesem Unternehmen: Die US-amerikanische Unternehmenskultur mit niedriger Hierarchie haben alle Mitarbeiter aufgesogen. Aber seine deutsche oder niederländische Identität muss niemand am Eingang abgeben. Im Gegenteil. Der Büroartikel-Versender Office Depot am Columbusweg in Venlo hat mit seiner Internationalität und dem Gespür für innereuropäische Unterschiede hier seit 16 Jahren Erfolg. Wachstum ist Programm.
Auf seiner Rundreise durch Nordrhein-Westfalen überquerte gestern der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Karl-Josef Laumann, die Grenze. Begleitet von den Abgeordneten Uwe Schummer (Bund), Christian Weisbrich und Dr. Stefan Berger (beide Land) sowie dem früheren Vorsitzenden der Unternehmerschaft Venlo, Theo Stroeken, sah er sich bei Office Depot um. Laumann lernte ein Unternehmen kennen, das rund 850 Mitarbeiter beschäftigt, davon sind 202 Frauen und 163 Männer Deutsche. Ein Viertel der deutschen Beschäftigten wohnt in Nettetal, 17 Prozent in Viersen, 16 Prozent in Mönchengladbach.
Einiges geglättet
Zu Beginn der 1990er-Jahre begann Viking Direct, ein kaliformisches Unternehmen, in Venlo mit dem Aufbau einer europäischen Zentrale. Einige Jahre später kaufte Office Depot aus Boca Raton in Florida den etablierten Wettbewerber auf. So firmieren zwei Marken für private Verbraucher und Großkunden, darunter Weltkonzerne, in Venlo. Dem Management gelang es, die unterschiedlichen Kulturen der Mitarbeiter auf dem Benelux-Markt ebenso zu integrieren wie die auf dem deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt.
Office Depot bildet selbst Kaufleute nach deutschen Kriterien aus, zurzeit befinden sich 17 junge Menschen in der Ausbildung. Personalchef Ton Rijmakers, selbst Grenzgänger (der Niederländer lebt in Nettetal), berichtete, dass viele Hindernisse aus Anfangszeiten beseitigt oder geglättet sind. Deutsche versteuern in den Niederlanden ihr Einkommen, sie erhalten (weniger) Kindergeld, aber einen Ausgleich in Deutschland. Deutsche bedienen überwiegend deutsche Kunden, einige sind mehrsprachig und werden entsprechend eingesetzt. Interessant ist, dass deutsche Kunden lieber anrufen als per Internet bestellen.
Laumann zeigte sich sehr zufrieden. "Das sind die Früchte der EU, die die Nationalstaaten zur Harmonisierung zwingt", sagte er. "Und ich bin ein Anhänger der Euregios", fügte er hinzu. Dass die allerdings eine oft unterschiedliche Wirkung haben, schränkte Christian Weisbrich ein. Einige Nachteile bleiben allerdings auch, berichtete Raijmakers. So kann ein Deutscher, der in den Niederlanden arbeitet, nicht seine private Krankenkasse halten, er muss zur gesetzlichen wechseln. Geht er in Deutschland einer Nebentätigkeit nach, gibt es einen hohen bürokratischen Aufwand mit den Sozialabgaben für den Arbeitgeber im Ausland, und der Kindergeldanspruch fällt für Arbeitnehmer, die beide Grenzgänger sind, niedriger aus. FRAGE DES TAGES