Nettetal Deutlicher Einbruch in einer Abo-Reihe

Nettetal · Die Bilanz der Spielzeit 2012/2013 in der Werner-Jaeger-Halle darf sich sehen lassen. Das Gesamtdefizit ist erträglich, im Kinder- und Jugendtheater scheint die Talsohle überwunden zu sein.

Niemand macht sich Illusionen darüber, dass der städtische Kulturbetrieb ein Zuschussgeschäft ist. Vor dem Hintergrund immenser Schulden ist der Kulturausschuss mehr denn je gefordert, die Balance zwischen einem möglichst breit gefächerten Kulturangebot und Haushaltsverträglichkeit zu halten. Nicht die Wirkung von Theater, Ausstellungen und Workshops für alle Altersgruppen bestimmen dort meist die Diskussion, sondern die Rechtfertigung dafür, dass man das Defizit noch einigermaßen im Rahmen hält.

Über eine "hervorragende Spielzeit" berichtete daher Roger Dick, der das Bühnen- und Ausstellungsprogramm verantwortet. "Hervorragend" war es wohl, weil die Theaterspielzeit mit dem vergleichsweise geringen Defizit von knapp 16 500 Euro abschließt. Jeweils fünf Stücke bieten die beiden Theaterabonnements, von denen die Abo-Reihe 2 allerdings mit nur noch 1698 Besuchern einen regelrechten Einbruch erlebte. 2341 Besucher zählte nämlich die Abo-Reihe 1. Das Abo 3, die Kombination der beiden anderen Reihen, sowie der Verkauf von 504 Einzelkarten linderten den Schwund. Finanziell herausgerissen hat einmal mehr aber das "Besondere Programm" mit Kabarett und Comedy als Gesamtpaket. Es erwirtschaftete einen Gewinn von mehr als 8500 Euro.

Im Ausschuss führte das nicht zu weiteren Beratungen. Inhaltlich wird das Programm immer hinter verschlossenen Türen von einem Arbeitskreis aus Politik und Verwaltung festgelegt. Hier hat man sich zuletzt auch intensivere Gedanken über das Kinder- und Jugendtheater machen müssen, das längst kein Selbstläufer mehr ist. Es gibt Konkurrenzangebote und gleichzeitig ein abnehmendes Interesse dort, wo Kultur als wesentlicher Bestandteil von Bildung unverzichtbar sein sollte: In Elternhäusern und Schulen. So feiert man in Nettetal die Tatsache, dass die Aufführung von "Iphigenie auf Tauris" als Bestandteil des Zentralabiturs tatsächlich 475 junge Besucher zählte. Die einigermaßen akzeptable Besucherbilanz in dieser Sparte feiert die Verwaltung in ihrer Vorlage sogar als Beweis dafür, dass die Stadt ihr "Leitziel, eine familienfreundliche Stadt zu sein, erreicht".

Beruhigend dürfte wirken, dass Roger Dick von bereits 674 verkauften Abonnements für die neue Spielzeit 2013/14 berichtete. In der vorigen Spielzeit waren 707 Abos verkauft worden, und es bleiben noch dreieinhalb Monate Zeit im Vorverkauf.

Die Politik beschäftigte sich ohnehin mehr mit dem neuen Programmheft, das dem veränderten "Corporate Design" der Stadt entspricht. Größe und Aufmachung gefielen "in der CDU-Fraktion nicht", erklärte Vera Gäbler. Auch in der SPD und bei den Grünen habe das neue Aussehen eher an "irgendetwas Werbemäßiges" erinnert, wie Tanja Jansen und Andrea Brönner gestanden. Kulturdezernent Armin Schönfelder warb darum, sich auch einmal mit Veränderungen anzufreunden. Die vergrößerte Schrift sei bei älteren Bürgern sogar erfreut wahrgenommen worden. Das Heft sei großzügiger geworden, es kostet 1,11 Euro, bisher 90 Cent pro Exemplar. Bei einer Auflage von 11 000 seien das 1900 Euro mehr. Aber das Interesse von Inserenten an größeren Formaten gebe es auch. "Wir hoffen damit auf erhöhte Werbeeinnahmen, die dem Kulturbudget zugutekämen", sagte er. FRAGE DES TAGES

(RP/ac)
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