Hegering Nettetal Unterwegs mit dem Mann fürs Grüne
Nettetal · Jörg Hoffmann aus Lobberich ist Vorsitzender des Hegerings Nettetal. Der 59-Jährige sieht sich häufig mit Vorurteilen gegenüber Jägern konfrontiert. Für ihn allerdings ist das Jagdwesen Naturschutz-Arbeit
Diese Stille im Wald, sie verschlägt einem fast die Sprache. Jörg Hoffmann redet entsprechend ganz leise, flüstert beinahe: „Es ist schön hier, die Natur tut mir gut, hier kann ich abschalten, zur Ruhe kommen.“ Weshalb der Vorsitzende des Hegerings Nettetal alles dran setzt, diese Natur zu pflegen, zu schützen: „Darum bin ich Jäger geworden.“ Und als wolle er möglichen Einwänden vorbeugen, fügt er gleich hinzu: „Das mag für viele wie ein Widerspruch klingen, wir Jäger sind nicht überall gut gelitten, leider.“
Hoffmann sitzt im Wald nahe der Nette auf einem umgekippten, morschen Baumstamm, neben ihm die Münsterländer Jagdhündin Maja. Strahlen der Abendsonne leuchten durchs Geäst, auf dem Waldboden eine dicke Schicht vertrockneten Laubs, als wäre schon Herbst: „Es ist viel zu trocken, seit Wochen kein Regen“, sagt der 59-Jährige. Erdfarben seine Hose, ebenso die Weste, das Käppi: Ein Jäger, wie er im Buch steht, ausgerüstet mit Fernglas und Kleinkalibergewehr. Die Waffe allerdings, versichert er, habe er nur fürs Foto mitgebracht. „Das Jagen macht nur einen kleinen Teil unserer Arbeit aus, für etliche Tierarten ist jetzt eh Schonzeit“, sagt er.
Die Natur intakt zu halten, das ist laut Hoffmann eine Hauptaufgabe im Hegering Nettetal, dazu Aufklärung über Wald und Wild etwa mit der Rollenden Waldschule, zudem gebe das Bläsercorps des Hegerings Konzerte, „alles ehrenamtlich natürlich“. Doch trotz ehrenamtlichen Engagements haftet den Jägern ein Makel an: Sie töten Tiere, und das kommt bei einem Großteil der Bevölkerung gar nicht gut an.
„Wenn wir Wild erlegen, also Tiere töten, dann hat das immer einen Grund“, erklärt Hoffmann, der seit acht Jahren Jäger ist, „einfach aus Liebe zur Natur“, wie er berichtet. Allerdings schränkt er ein, Schwarze Schafe gebe es überall, unter den Jägern „vielleicht hier und da noch ein paar vom alten Schlag, die gern schießen“ und bei Naturschützern „einige, die trotz gemeinsamer Interessen Jägern sogar ein Gespräch verweigern“. Für Hoffmann ist es deshalb ein gutes Zeichen, dass „der Vorsitzende des Nabu Krefeld-Viersen auch Jäger ist“, berichtet er.
Hoffmann steht auf, geht mit Maja weiter durch den Wald, kommt an einer Viehweide vorbei, hebt den Finger. „Schön, wenn die Drossel singt“, sagt der 59-Jährige. Er erläutert, die Gründe für das Töten seien vielfältig, etwa weil die Kulturlandschaft gepflegt werden müsse. So dezimierten zu viele Reh den jungen Baumbestand, zerstörten gleichsam ihren eigenen Lebensraum. „Wir Jäger achten darauf, dass ein Gleichgewicht herrscht“, sagt Hoffmann.
Gefühllos sei er beim Schießen nicht. „Wenn ich ein Reh erlege, dann verabschiede ich mich mit Achtung von dem Tier“, sagt er. In der Praxis gehe es oft um andere Tierarten, erklärt Hoffmann: „Krähen machen sich über Bodenbrüter her, Wildschweine zerstören Gärten und Nutrias Dämme, Wildgänse verkoten Weiden, Marder werden lästig. Deshalb ruft man gern nach Jägern.“
Dann schüttelt er den Kopf: „Als Schädlingsbekämpfer sind wir gut genug, und wenn wir wegen Mardern gerufen werden und auf Schonzeiten verweisen, werden wir noch beschimpft, genauso, wenn wir beliebte Tiere wie Rehe schießen.“ Dabei sei es ihm wichtiger, Tieren Lebensräume zu schaffen: „Wegen des Insektensterbens fordern plötzlich viele mehr Blühstreifen an Wald- und Feldrändern, dafür setzen wir Jäger uns schon jahrelang ein.“
Hoffmann zieht weiter durch den Wald, dem die Trockenheit ebenso zu schaffen macht wie dem Wild: „Gott sei dank haben wir viele Feuchtgebiete und Seen, sodass die Tiere an Wasser kommen“, sagt er. Schlimmer als die Trockenheit seien „unbelehrbare Leute, die verbotenerweise hier im Naturschutzgebiet ihre Hunde frei laufen lassen, die das Wild verschrecken, sodass sie sich nicht ans Wasser trauen“.
An einer Lichtung bleibt Hoffmann stehen, Maja legt sich still auf den Boden. „Mit etwas Glück lassen sich hier gleich Rehe beobachten, das ist für mich das Schönste“, sagt Hoffmann.