Nettetal Der letzte Schäfer von Hinsbeck

Nettetal · Der Mundartkreis "Hänsbäcker Jüüte vertälle" beschäftigte sich mit der Familiengeschichte Peter Peeters'. Er betrieb bis zu seinem Tod 1962 die Schäferei seines Vaters Heinrich. Das Haus am Höhenweg steht schon lange nicht mehr.

Auf dem Weg hinauf zur Heide wohnte im 19. Jahrhundert die Familie Görtz. Sie betrieb eine Abdeckerei. Das Haus am heutigen Höhenweg gibt es aber nicht mehr. Es beherbergte auch den aus Meerlo in Nordlimburg stammenden Wanderschäfer Heinrich Peeters. Die Geschichte der Schäferfamilie stand im Mittelpunkt des jüngsten Abends der "Hänsbäcker Jüüte". Rund 45 Besucher füllten das Parkstübchen, als Dieter Snyders und Ralf Hendrix die Runde eröffneten. Es war ein typischer Mundartabend, der komplett auf Plattdeutsch gehalten wurde.

In dem kleinen Haus, um das es an diesem Abend ging, wohnte der 1833 geborene Heinrich Görtz zusammen mit seiner Frau Anna Maria Lindackers aus Grefrath. Großvater Heinrich Peeters (geboren 1871) hatte bei der Familie Görtz für mehrere Jahre als Wanderschäfer Unterkunft gefunden. Mit seiner Schafherde zog er bis nach Goch. In Hinsbeck lernte er Anna Christina Lindackers aus Grefrath kennen, deren Patentante Frau Görtz war. Das Paar heiratete und erwarb später das alte Haus am Höhenweg, das dann aufgestockt wurde.

Peeters baute seine Schäferei aus. Er selbst besaß etwa 200 Schafe, weitere 400 betreute er für Hinsbecker Eigentümer. Für das Hüten erhielt er 50 Groschen pro Schaf und Monat. Nebenher betrieb er, wie die meisten Hinsbecker, eine kleine Landwirtschaft. Die Söhne Peter und Johannes waren ebenfalls Schäfer. Johannes heiratete nach Vogelsang in der Eifel, wo er fortan lebte.

Peter Peeters, geboren 1906, übernahm später die Schäferei in Hinsbeck. Er betrieb sie bis zu seinem Tod 1962. Der Vater starb 1949. Einige Anekdoten sind überliefert. So begegnete er 1938 auf dem Sandberg drei im Krankenhaus arbeitenden Mädchen. Eines der Mädchen hatte keine Hemmung, die nicht ganz sauberen Schafe anzupacken. Dazu meinte es scherzhaft: "Schäfer, schenk mir doch ein Schäfchen!" Peter Peeters lachte zunächst und ging in Richtung Bocholt. Auf dem Rückweg begegneten sich Mädchen und Schäfer wieder. Es wiederholte seine Frage, auf die er antwortete: "Do koast all habbe, äver dann moss do och de Schöper nähme."

Wenig später heirateten Peter Peeters und Maria Schlierkamp aus Werner/Lippe. Der Ehe entsprossen die Kinder Heinz (1938), Gerda (1942) und Erich (1947). Heinz und Gerda Peeters wurden auch Schäfer. Mit seiner Tochter zog Peter Peeters viele Jahre über die Felder. Oft dienten sie Malern und Fotografen als Motive. Die Wolle der Schafe nahm ein Handelskontor in Kamp-Lintfort ab. Privat verkaufte Peeters Schafe der Metzgerei Buschmann in Lobberich. Die Felle bereitete er selbst zum Verkauf auf.

Peter Peeters galt als schlagfertig und humorvoll. Nachbar Hans Wingerath erzählte, dass er für den Bau seines Hauses nach Kriegsende etwa hundert Steine selbst geformt und zum Trocknen ausgelegt hatte. Peeters kam früher nach Hause, seine Schafe zertrampelten zahlreiche Steine. Des Schäfers Kommentar: "Ech hab ens jekeke. Kin Shoap es verletzt."

Der Schäfer Peter Peeters starb mit nur 57 Jahren. Die Kinder gaben wenig später die Schäferei auf, weil das Einkommen zum Leben nicht reichte. Wie beliebt und geachtet Peter Peeters in Hinsbeck war, zeigte sich auch nach seinem Tod. Sein Freund Jupp Rübsam schuf das Grabkreuz, das heute zur Sammlung des Dorfmuseums gehört.

(heko)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort