Kreis Viersen Der Kampf um den Zaun

Kreis Viersen · Landwirte und Naturschützer wollen nicht, dass der Zaun um das ehemalige Depot im Brachter Wald beseitigt wird. Sie fürchten Schäden durch Damwild an den Sonderkulturen auf den Feldern und Nachteile im Gebiet.

 Auf breiter Front formiert sich jetzt Widerstand gegen den Abriss des Zauns um das ehemalige Depot.

Auf breiter Front formiert sich jetzt Widerstand gegen den Abriss des Zauns um das ehemalige Depot.

Foto: Busch

Gegen den Abriss des Zauns um das frühere Depot im Brachter Wald formiert sich Widerstand. Die Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen weist darauf hin, dass Gemüsebauern und Baumschulbetriebe erhebliche Schäden in ihren Kulturen fürchten, wenn der Zaun beseitigt wird und Damwild in die freie Wildbahn entlassen wird. Auch aus naturschutzfachlicher Sicht gibt es offenkundig erhebliche Bedenken.

Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) hatte Anfang März befügt, dass der Zaun um das Naturschutzgebiet Brachter Wald am Ende der Jagdsaison 2012/2013 abzubauen sei. Er reagierte damit auf Forderungen der NRW-Stiftung, deren Präsident Jochen Borchert schon länger die Waldsperrung aufheben möchte. Der Stiftung gehört der größte Teil des 1200 Hektar großen Geländes, den kleineren besitzt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises Viersen.

NRW-Stiftung und WFG beziehungsweise der Jagdpächter, WFG-Geschäftsführer Rolf Adolphs, gibt es seit geraumer Zeit einen handfesten Konflikt. Borchert, der auch Präsident des Jagdverbandes ist, will Adolphs den Jagdschein entziehen lassen, scheint damit aber bisher grandios gescheitert zu sein. Waidmännische Fehlleistungen haben das besonders wertvolle Naturschutzgebiet mittlerweile erheblich in Verruf gebracht.

Bis zum Frühjahr 2013 müssen mehr als 600 Stück Damwild abgeschossen werden. Das Ministerium verlangt, dass bis dahin nur noch hundert Tiere im ehemaligen Depotgelände leben dürfen. Kaum jemand glaubt, dass dies unter waidgerechten Umständen möglich ist. Vielmehr müsse man ein Blutbad unter dem Bestand anrichten, um dieses Ziel zu erreichen, sagen alle, die sich in der Jagd auskennen.

Da setzt jetzt die Kritik der Landwirtschaft an. Werde Damwild in die Freiheit entlassen, werde es große Schäden in Sonderkulturen geben, die nicht ausgeglichen würden. Die deutschen Landwirte berufen sich mit ihren Sorgen auch auf niederländische Kollegen. Der Limburgische Bauernverband LLTB hat NRW-Umweltminister Remmel davor gewarnt, den Zaun zu öffnen. In den Niederlanden werden Wildschäden nämlich nicht finanziell ausgeglichen.

Bis zum 20. Juli sollen Fachinstitutionen der Arbeitsgemeinschaft Wilddichte Konzepte für den Abriss des Zauns vorlegen. Erwartet werden Studien mit dem Ziel, dort neben einem Natur- auch ein Jagdmanagement zu installieren. Naturschützer fürchten, dass der Wald sich im Naturschutzgebiet negativ verändern wird, wenn der Zaun verschwindet. Das Damwild hat dem Naturschutz nicht nur in den so genannten Offenlandflächen (Heide), sondern auch im Wald wichtige Dienste geleistet. Ornitholigen weisen darauf hin, dass neben sehr seltenen Pflanzengesellschaften im ehemaligen Depot eine Reihe von Vögeln ideale Lebensräume hat. Dazu gehören auch einstige "Allerweltsarten" wie Waldlaubsänger und Gartenrotschwanz. Dies alles werde ohne Zaun gefährdet.

(RP)
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