Nettetal Der Besuch des Zirkus wird zum Luxus

Nettetal · Die Zirkusbranche kämpft mit rückläufigen Besucherzahlen. Immer weniger Familien können sich einen Besuch leisten. Derzeit baut der Zirkus Max Renz sein Zelt in Kaldenkirchen auf und hofft auf viele Besucher.

 Yvonne Petrosino und zwei Mitarbeiter präsentieren zwei tierische Stars des Zirkus Max Renz. Im Hintergrund werden letzte Arbeiten am Zelt verrichtet.

Yvonne Petrosino und zwei Mitarbeiter präsentieren zwei tierische Stars des Zirkus Max Renz. Im Hintergrund werden letzte Arbeiten am Zelt verrichtet.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Die Zirkussaison befindet sich in ihren letzten Wochen. Auf dem Weg ins Weseler Winterquartier macht der Zirkus Max Renz jetzt Halt in Kaldenkirchen. Sturmtief "Christian" brachte den Aufbau ein wenig durcheinander. "Damit muss man leben, es ist eben die Zeit der Stürme", sagt Markus Renz. Er und seine Helfer sind im Verzug. Der Sturm hat ihre Planungen ziemlich heftig durcheinandergewirbelt.

Renz baut gerade an der Sandfeldstraße, hinter dem Bolzplatz Kreuzmönchstraße, am Zelt für 15 Tiere. Ein Kamel, Pferde, Ziegen und Hunde stellt er hier für die nächsten Tage unter. Geschwind packen die Älteren Gatterteile hinein. Zwei Jungen helfen beim Montieren. "Bis 18 Uhr bauen wir bestimmt noch, heute müssen wir aufpassen. Das Zeltdach ist wie ein Segel. Wenn sich der Wind daruntersetzt, dann kann es schnell reißen", so Renz. Jetzt erledigen sie Arbeiten, die am Tag zuvor wegen des Sturms unmöglich waren.

Währenddessen sitzt Yvonne Petrosino mit ihrer zehn Monate alten Tochter im Wohnwagen. Sie richtet ihn nach dem Umzug ein wenig her. Im Ofen lodert bereits ein Feuer und sorgt für wohlige Wärme. "Der Zirkus ist ein Familienbetrieb, wir sind mit 15 Personen unterwegs, inklusive Kinder", sagt die junge Frau. Ihre Augen sind dunkel geschminkt, als müsse sie jeden Moment in die Vorstellung. "Wir spielen in Kaldenkirchen unser Programm, bald geht es ins Winterlager nach Wesel." Dort werden nötige Reparaturen und die Planung fürs kommende Jahr gemacht, im März geht es wieder raus ins Land. Neue Nummern werden ebenfalls geprobt, dabei wird gern auf Bewährtes zurückgegriffen, aber auch Neues probiert.

Das Zirkusgeschäft ist schwierig geworden, die Besucherzahlen gehen zurück. "Den Leuten fehlt immer mehr das Geld, da wird der Besuch des Zirkus zum Luxus", sagt Petrosino, die mit einem der Renz-Söhne liiert ist. Hinzu kommen kritische Berichte von Medien über die Tierhaltung in Zirkussen. "Das hält die Besucher zusätzlich ab", sagt sie. Auch die Städte, in denen sie gastieren, erheben immer strengere Auflagen. So darf der Zirkus Max Renz in Nettetal nicht mit Plakaten werben, weil die Plätze dafür bereits belegt sind. Positiv in Nettetal sei der Umstand, dass in zwei Stadtteilen gespielt werden darf. "In einer großen Stadt wie Essen konnte früher in jedem Stadtteil gespielt werden, das geht heute kaum noch."

Petrosino kommt nicht aus einer Schaustellerfamilie, sie hat ihren Freund vor fünf Jahren kennengelernt und sich ihm samt Zirkus angeschlossen. "Man macht sich schon seine Gedanken", schildert sie ihre damaligen Überlegungen. Aber inzwischen hat sie Gefallen am Leben des fahrenden Volkes gefunden. "Heute sind die Kontaktmöglichkeiten zur Familie auch ganz andere als vor einigen Jahren noch."

Inzwischen werden die ersten Tiere in die Gatter gebracht. Die Wiese, auf der der Zirkus gastiert, birgt auch Vorteile. Sofort beginnen die Pferde, das frische Gras am Boden zu fressen. "Hier können wir sie auch mal in einem umzäunten Bereich frei laufen lassen", sagt Markus Renz. In Breyell war dies nicht möglich. Somit hat der nicht ideale Platz am Stadtrand doch auch etwas Positives.

(RP)
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