AfD in Nettetal Der rechte Herausforderer aus Berlin

Nettetal · Der AfD-Bundestagsabgeordnete Kay Gottschalk kandidiert für den Stadtrat und das Bürgermeisteramt im Nettetaler Rathaus. Der 54-jährige Hamburger, Bankkaufmann mit BWL- und Jurastudium, will ein Wachstum mit Aufgenmaß.

 Kay Gottschalk tritt bei der Kommunalwahl im September in Nettetal an und will im neuen Stadtrat mitmischen.

Kay Gottschalk tritt bei der Kommunalwahl im September in Nettetal an und will im neuen Stadtrat mitmischen.

Foto: Gottschalk

Als Kay Gottschalk zum ersten Mal seine Nettetaler Kandidatur bekanntgab, sprach er noch davon, er wolle Oberbürgermeister von Nettetal werden. Nun, seine Berliner Büroleiterin Corina Bülow will ja auch OB von Mönchengladbach werden. Doch inzwischen ist Gottschalk, bis Dezember noch im Bundesvorstand der AfD vertreten, in den „Niederungen“ des Lokalen angekommen. Seit 2017 lebt er in Nettetal, er hat ein Haus in Breyell gefunden.

Der gebürtige Hamburger, der in Schleswig-Holstein aufwuchs, hat viele Freunde in NRW: Eigentlich wollte er erst im Ruhestand an den Rhein ziehen, aber dann baten die Parteifreunde in NRW ihn um Unterstützung. Er kam gerne, auch weil er so seinen „sehr guten Freunden“ vom Eisenbahnverein in Erkelenz näher sein kann. Ein Freund der Schiene ist er auch politisch und fordert, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern.

Lange hat er nach der richtigen Bleibe gesucht. Im Juli 2017 hat er ein Haus in Breyell erworben und fühlt sich „sauwohl“ am Niederrhein mit der Nähe zu den Benelux-Ländern. Er kandidiert nicht nur für das Bürgermeisteramt, sondern auch für den Stadtrat: Listenplatz 1. Er will aber nicht ganz in die Lokalpolitik wechseln, sondern auch weiter für den Bundestag kandidieren. Als Ratsherr in Nettetal verliere man im „Raumschiff Berlin“ nicht die Erdung, sagt Gottschalk. „Ich brauche den Kontakt zur Basis.“

Groß geworden ist er mit der SPD. Am Tag des Misstrauensantrages gegen Kanzler Helmut Schmidt, am 1. Oktober 1982, ging Gottschalk ins SPD-Büro und trat in die Partei ein. Der konservative Schmidt-Flügel war sein Ding, und als ihm die SPD zu links wurde, trat er nach zehn Jahren wieder aus. Seine sozialdemokratische Großmutter, die zwei Weltkriege erlebt hatte, prägte ihn sehr. In Norderstedt lernte er, wie Kommunalpolitik geht. Gefördert hätten ihn SPD-Politiker wie Heide Moser und Eckart Kuhlwein aus Schleswig-Holstein. Ingo von Münch wollte ihn in Hamburg in die FDP holen, aber Gottschalk blieb von 1992 bis 2013 der Politik fern. Doch dann fand er in der AfD eine neue Heimat.

Wenn Gottschalk in Nettetal zum Bürgermeister gewählt würde, wolle er erst einmal alles auf den Prüfstand stellen und hinter die Kulissen schauen. Im Rathaus spräche er mit allen Mitarbeitern persönlich und hörte sich unter vier Augen die Sorgen und Nöte an. In den Rathäusern werde zu viel von oben entschieden, behauptet der 54-Jährige. Beim Haushalt wolle er auf Ausgabendisziplin achten. In der Stadtentwicklung komme es auf ein „Wachstum mit Augenmaß“ an.

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