Nettetal Den Kindern stinkt's

Nettetal · Beim Leseprojekt der Rheinische Post stießen Schüler der vierten Klasse an der katholischen Grundschule in Kaldenkirchen auf einen kritischen Artikel über den Bahnhof. Spontan entschlossen sie sich zum Protest.

 Mit selbst gemalten Protestplakaten demonstrierten gestern Grundschüler von der Jahnstraße gegen den Zustand ihres Bahnhofs.

Mit selbst gemalten Protestplakaten demonstrierten gestern Grundschüler von der Jahnstraße gegen den Zustand ihres Bahnhofs.

Foto: Busch

Lärmend und mit viel Radau marschierten am Freitag 42 Mädchen und Jungen von der katholischen Grundschule Richtung Bahnhof. "Weg mit dem Dreck — macht den Bahnhof sauber, hey", riefen sie immer wieder und hielten Pappschilder in die Höhe, die sie selbst gemalt hatten. Viele Passanten schauten den kleinen Demonstranten hinterher und nickten den Kindern anerkennend zu.

Leseprojekt der RP

Die Viertklässler hatten im Rahmen des Leseprojekts der Rheinischen Post die Schlagzeile, "Was tun mit dem Bahnhof" gelesen. Wie ekelerregend der Bahnhof und der Tunnel aussehen, hatten sie vor zwei Wochen selbst erfahren müssen, als sie mit ihrer Klasse mit der Bahn nach Köln fuhren. "Wir haben gesehen, wie furchtbar der Bahnhof aussieht", so Mette, "wir mussten durch den Tunnel gehen, der stinkt und ist total verdreckt, überall liegt Müll und Glasscherben herum", stellte sie fest.

Das brachte die Kinder die Idee, auf die Missstände aufmerksam zu machen und selbst etwas zu unternehmen. "Die Kleinen machen es den Großen vor", erklärte Klassenlehrerin Martina Janssen. Die Grundschüler malten Plakate und wollten damit für bessere Zustände richtig "demonstrieren". Denn vielleicht müssen auch sie später einmal mit dem Zug zur weiterführenden Schule fahren, "und dann wollen wir einen schönen Bahnhof haben", so die Kinder.

"Dass die Deutsche Bahn am Kaldenkirchener Bahnhof gar nichts mehr macht und nur noch in große Bahnhöfe investiert, ist eine Frechheit", erboste sich auch Martina Janssen. Die Lehrerin unterstützte spontan die Idee der Kinder. "Sie erleben so auch das Gemeinschaftsgefühl, gemeinsam etwas zu unternehmen, sich für eine Sache gemeinsam zu engagieren", sagt die Pädagogin.

"Weg mit dem Dreck", "So einen Bahnhof wollen wir nicht", "Der Bahnhof ist eine Schande", war auf den Papp-Schildern zu lesen. Jetzt wollen die Mädchen und Jungen noch in Kaldenkirchener Geschäfte gehen, um ihre Schilder dort ins Schaufenster zu stellen.

"Wir wollen einen schönen Bahnhof, alles ist hier verdreckt, und man kann noch nicht mal eine Limo hier ziehen", klagten die Kinder. "Es fehlen Bänke, überall steht meterhohes Unkraut, überall stinkt es", stellten sie weiterhin fest. Luca hat noch eine weitere Idee: "Wir sollten Unterschriften sammeln, die dann zur Bahn schicken und einen Brief dazu schreiben", sagt sie. "Und auch dem Bürgermeister, obwohl der nichts machen darf, weil der Bahnhof der Bahn gehört", wissen die Kinder.

Erwachsene sollen mitmachen

Die Grundschüler hoffen, dass sich viele Erwachsene der Aktion anschließen. "Der ganze Bahnhof sieht aus wie Sau", fasst ihre Klassenlehrerin am Ende der Aktion ganz platt, aber wahrheitsgemäß zusammen.

(ivb)
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