Nettetal Das Zelt steht - Thalbach kann kommen

Nettetal · Das historische Spiegelzelt auf dem Lambertimarkt wurde binnen eines Tages aufgebaut. Morgen beginnen darin die 10. Nettetaler Literaturtage des gleichnamigen Vereins. Gestern Morgen herrschte allerdings vermeidbares Chaos.

 Das Spiegelzeit besteht aus weit mehr als 1000 Einzelteilen, Metall- und Holzbalken, Seilen, dazu gerahmte Spiegeln. Binnen eines Tages wurde es gestern aufgebaut.

Das Spiegelzeit besteht aus weit mehr als 1000 Einzelteilen, Metall- und Holzbalken, Seilen, dazu gerahmte Spiegeln. Binnen eines Tages wurde es gestern aufgebaut.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Erst mal Kaffee und Kuchen, dann fröhlich pfeifend ein paar Balken schleppen – keine acht Stunden später steht ein riesiger Palast auf dem Lambertimarkt. "Das ist für uns Routine, kein Problem", lächelt Cerry Klessens. Er untertreibt schamlos: Denn am frühen Morgen herrscht Chaos am Lambertimarkt, der Zeitplan scheint in Gefahr zu sein. Einige Stunden später ist es fertig. Das prächtige historische Spiegelzelt der 10. Nettetaler Literaturtage steht.

Weit über 1000 Einzelteile, Metall- und Holzbalken, Seile, dazu gerahmte Spiegel fügen Klessens und seine drei Kollegen nach ausgeklügeltem System zusammen. "Wir brauchen keine Maschinen, nur nachher ein paar Schrauben festziehen", erläutert Juniorchef Klessens. Seine Familie ist seit den 1920er-Jahren auf den Verleih und Aufbau von Spiegelzelten spezialisiert. "Het Spiegelpalais" prangt auf dem riesigen Lastwagen aus Antwerpen.

Spiegelzelte, früher in Belgien auf Jahrmärkten eine Attraktion, erleben eine Renaissance. "Das Besondere sind die verspiegelten Innenwände. Der Raum wirkt viel größer, und doch ist da eine Nähe, weil sich die Menschen darin sehen", erklärt Klessens. Zur Ausstattung gehören Heizung, Nischen mit Tischen, Stühle, Theken für Speisen und Getränke.

"Wir wollten für das Jubiläum der Nettetaler Literaturtage einen außergewöhnlichen Veranstaltungsort", erklärt Vereinsvorsitzender Ulrich Schmitter. Ihm standen allerdings morgens trotz der Kühle Schweißperlen auf der Stirn: "Hier war totales Durcheinander, ich hatte größte Bedenken", seufzt er. So war die Lobbericher Straße zwischen Bücherei und Lambertimarkt halb gesperrt: Ausgerechnet nun wurde die Markierung des Zebrastreifens erneuert. Am Marktplatz warteten gleichzeitig mehr als hundert Schüler auf ihre Busse. Dann kam der Laster aus Belgien, die vier Schreiner brauchten Platz zum Entladen und Aufbauen. Es ging sehr chaotisch zu.

Schließlich geht es dann doch los, Schmitter reicht zur Beruhigung (auch seiner selbst) Kaffee und Kuchen. Klessens und sein Team legen einen kleinen Metallring in die Mitte des Platzes. Aus ihm ragt der fast sechs Meter hohe Mast auf. Es folgt im Durchmesser von knapp 17 Metern ein äußerer Ring, sternförmig darin Holzbalken und Metallstreben, die schräg hoch zum Mast aufgerichtet werden. Am Mittag steht das Zeltgerippe. Innen sind viel Holz, bunte Scheiben und natürlich Spiegel.

Bei der Montage benutzt Klessens eine Leiter als Stelzen – zirkusreif. Ein paar Meter weiter am Lambertiturm werkelt Peter van Stiphoudt von den Stadtwerken: "Ich lege von hier aus Starkstrom zum Zelt." Denn so historisch das Ambiente des Zeltpalastes sein mag – innen wird moderne Technik benötigt für Kühltheke, Mikrofone und Lautsprecheranlagen. "Spiegelzelte sind beliebt für Kulturveranstaltungen wie Theater oder Lesungen", weiß Kessels. Bevor indes am Freitagabend Katharina Thalbach zum Auftakt der Literaturtage ins Zelt kommt, hat es am heutigen Donnerstag seine erste Bewährungsprobe: Hier finden die Nettetaler Wirtschaftsgespräche statt. Dann ist Cerry Klessens längst wieder unterwegs: "Wir bauen in diesen Tagen in Deutschland drei Spiegelzelte auf."

(jobu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort