Nettetal Das erste zertifizierte Traumazentrum

Nettetal · Nettetals Krankenhaus erhielt die Auszeichnung nach langer Vorbereitung jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Für die Beteiligten heißt dies auch, dass sie alle Abläufe immer und immer wieder üben müssen.

 Jdes Mitglied des Teams im Schockraum weiß genau, wo es zu stehen hat und welche konkreten Handgriffe ihm abverlangt werden. Chefarzt Michael Blum (Bildmitte) lässt den Ablauf immer wieder üben.

Jdes Mitglied des Teams im Schockraum weiß genau, wo es zu stehen hat und welche konkreten Handgriffe ihm abverlangt werden. Chefarzt Michael Blum (Bildmitte) lässt den Ablauf immer wieder üben.

Foto: Krankenhaus

Wenn das Signal "Trauma gelb" in der Unfallchirurgie des Nettetaler Krankenhauses ausgelöst wird, beginnt ein Räderwerk zu laufen, in dem viele kleine Rädchen ineinandergreifen müssen. Der eifrige Zuschauer von "Emergency Room" im Fernsehen kennt den Ablauf der Notaufnahme. Abseits von dramatisch überhöhten Drehbüchern ist dies Alltag, aber keineswegs Routine im Nettetaler Krankenhaus. Es hat sich nach aufwendigen Vorbereitungen als erstes Krankenhaus im Kreis Viersen von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie als lokales Traumazentrum zertifizieren lassen.

"Trauma gelb" löst für Außenstehende hektische Betriebsamkeit aus, die für die Beteiligten keineswegs chaotisch ist. Im Gegenteil. Es ist ein Übungsablauf, der wieder und wieder geprobt wird. Die erste Stunde nach einem schweren Unfall entscheidet im Extremfall über Leben und Tod. Rettungsteam und Notarzt müssen möglichst rasch den Unfallort erreichen, den Verletzten versorgen und ins Krankenhaus bringen. Je effektiver die Zeit genutzt wird, desto höher stehen Genesungs- oder sogar Überlebens-Chancen. "Daher ist es ganz wichtig, dass bei Eintreffen eines Traumapatienten in unserer Notaufnahme jeder Handgriff sitzt", sagt Priv. Doz. Dr. Michael Blum, Chefarzt der chirurgischen Abteilung.

Im Zertifizierungsprozess wurde eine minuziös durchgeplante "Choreographie" festgelegt, nach der jedes Mitglied des Teams im Schockraum zu agieren hat. Der Plan greift bereits vor der Einlieferung des Patienten. Sobald die Rettungsleitstelle oder der Notarzt die Einlieferung ankündigt, läuft ein System an.

Um den Schweregrad der Verletzungen ohne Zeitverlust mitteilen zu können, gibt es die Stufen "Trauma Gelb" und "Trauma Rot", die graduell schwerste Stufe. Wird ein "Trauma Rot" gemeldet, weiß das Team schon, auf was es sich einrichten muss. Die Abläufe sind nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Notfallmedizin optimiert worden. "Sie garantieren ein Höchstmaß an Professionalität und Sicherheit bei der Behandlung von Schwerverletzten", betont Geschäftsführer Jörg Schneider. Zum einen positioniere sich das Krankenhaus im Wettbewerb, aber wichtiger sei es, dass die Mitarbeiter sich ständig mit dem Verlauf ihrer Aufgaben beschäftigen.

Ein Jahr lang hat sich das Haus auf die Zertifizierung vorbereitet, die durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie abgenommen hat. Das Schockraum-Team bilden zwei Chirurgen, ein Anästhesist, eine Anästhesiepflegekraft, zwei Pflegekräften der Zentralen Patientenaufnahme sowie je eine Röntgen- und Labor-Assistentin. Zum Team der Chirurgen zählen der Chefarzt, vier Oberärzte und sieben Assistenzärzte (davon vier Fachärzte). Fachpersonal kann dazu geholt werden.

Beim Eintreffen eines Schwerverletzten kümmern sich acht Fachleute um die Erstversorgung. Die Nähe des Krankenhauses zu den Autobahnen A61 und A40 sowie zur stark frequentierten Bundesstraße B221 ist für Unfallopfer ein doppelter Segen. So verfügt das Traumazentrum über eine sehr gute Verkehrsanbindung, die schnellen Transport der Verletzten ermöglicht. Andererseits ist für Opfer von Verkehrsunfällen auf diesen Hauptverkehrsadern die schnelle Versorgung gewährleistet.

(RP)
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