Gedenken an Kriegsopfer So kam Hinsbeck zu seinem Ehrenmal

Nettetal-Hinsbeck · Vor fast 100 Jahren wurde in Hinsbeck das Ehrenmal zum Gedenken an die gefallenen Hinsbecker Soldaten des 1. Weltkrieges eingeweiht.

Bei den Bauarbeiten durften sich die Beteiligten auch mal eine Pause gönnen.

Foto: Heinz Koch

Die Planungen zur Herstellung eines Hinsbecker Ehrenmals im heutigen Friedenspark an der Parkstraße in Hinsbeck begannen kurz nach dem 1. Weltkrieg. Nach einer Übersichtstafel mussten aus der Gemeinde Hinsbeck 365 Männer in den Krieg, von denen 70 nicht zurückkamen. Hiervon sind 11 in der Heimat, das heißt nach 1919, gestorben, meist an Lungenschädigungen durch Giftgas. Hiervon war insbesondere die Familie Bonners aus dem Glabbach betroffen, deren vier Söhne im 1. Weltkrieg fielen.

Erst 1926 kam es zu intensiveren Verhandlungen zum Bau des Ehrenmals. Für den Aufstellungsplatz gab es zwei Vorschläge: Die erhöhte Fläche vor der Kirche, zwischen dem damaligen Rathaus und dem Kirchturm, sowie die Fläche vor der damaligen Mädchenschule. Zur Frage des Standplatzes wurde von der Rheinischen Beratungsstelle für Kriegerehrungen das Mitglied des Arbeitsausschusses, der Bildhauer Josef Brüx aus Kleve, nach Hinsbeck delegiert. Nach langen, heftigen Diskussionen wurde der Platz vor der Mädchenschule ausgewählt. Die Finanzierung erfolgte durch die Gemeinde sowie durch Spenden der Hinsbecker Bürger. Für die Ausführung des Denkmals wählte man aus mehreren Vorschlägen einen Entwurf von Josef Brüx, die Arbeiten erfolgten durch Jakob Vermaseren.

Die Fläche, auf der das Denkmal erbaut wurde, wurde durch eine rund 44 Meter lange Mauer von der Straße getrennt, eine vierstufige breite Treppe führt zur Fläche hinauf. Die gesamte Fläche betrug etwa 400 Quadratmeter, wobei der Abstand zwischen Mädchenschule und Denkmal-Rückseite rund acht Meter betrug. Wie Beschreibungen in der Presse von 1927 angeben, erscheint das Denkmal in seinem Hauptteil wie eine abgestumpfte, rechteckige Pyramide mit einer Grundfläche von fünf mal drei Metern, mit senkrechter Vorder- und Rückseite. In seinem Äußeren reflektierte es die Silhouette der dahinterstehenden Mädchenschule. Der Bau mit einer Gesamthöhe von etwa fünf Metern wurde aus Ziegelsteinen erstellt und durch weiße Bänder in drei Abschnitte unterteilt. Die Dimensionen zeigen, so die Presse, dass es sich um eine großzügige „Denkmalsanlage“ handelte.

Als Schmuck der Vorderseite wurde ein Hochrelief gewählt, das einen knieenden verletzten Soldaten darstellt, geführt von einem Schutzengel, der von Christus empfangen wird. Auf der Spitze des Denkmals thront ein Adler. Die geschlossenen Fittiche hüllen wie ein Mantel Schultern und Rücken ein. Auf der Rückseite wurde eine Tafel aus Kunststein mit den Namen der im 1. Weltkrieg gefallen Hinsbecker eingesenkt, die sich hell vom rötlichen Backstein abhebt. In der Mitte schaut oben ein Soldatenkopf hervor, dargestellt als junger Held. Er hält die Wacht bei seinen Kameraden, deren Namen unter ihm in schlichter Schrift eingemeißelt stehen.

Das Ehrenmal wurde vor der alten Mädchenschule errichtet.

Foto: Heinz Koch

Eingeweiht wurde das Ehrenmal am Sonntag, 25. September 1927. Der Tag begann mit einem feierlichen Gottesdienst an dem sich alle Hinsbecker Vereine mit Fahne beteiligten. Am Nachmittag gab es einen Umzug zum verhüllten Denkmal. Der Platz war von hunderten Bürgern umrahmt. Nach einem Spruch der Lehrerin Adele Jansen weihte Pfarrer Josef Arians das Denkmal ein mit den Worten: „Es falle die Hülle! – Den Herrn Bürgermeister aber möchte ich bitten, das Kriegerehrenmal als Friedensdenkmal in treue Obhut der Gemeinde zu nehmen.“ Ihm folgten als Vertreter der Gemeinde der amtierende Bürgermeister Josef Kuhn und der Kriegshinterbliebenen Johann Bonners.

(hk)