Nettetal Container wird durch Neubau ersetzt

Nettetal · Die marode Unterkunft für Asylbewerber am Caudebec-Ring wird durch ein konventionelles Wohnhaus ersetzt. Die Entscheidung traf jetzt der Stadtrat in der letzten Sitzung vor der Sommerpause.

 Es ist muffig und eng in den Räumen der Asylbewerber-Unterkunft. Die Stadt hat dem Drängen vieler Stelle nachgegeben und sich für den Bau einer festen Unterkunft entschlossen.

Es ist muffig und eng in den Räumen der Asylbewerber-Unterkunft. Die Stadt hat dem Drängen vieler Stelle nachgegeben und sich für den Bau einer festen Unterkunft entschlossen.

Foto: Burghardt

Wolken am Abendhimmel, dazu ein kühler Wind. Trotzdem ist es drinnen unerträglich schwül. Die Luft ist stickig, selbst Durchzug bringt nichts. "Kochen geht nicht, wird noch heißer dann, ist Abzug kaputt in Küche", sagt der Mann in türkisfarbenen T-Shirt und zeigt zur Decke: Dreckig und verklumpt die Lüftung, ringsum haben sich braune klebrige Flecken vom Kochdunst entwickelt. Unappetitlich schmutzig ist auch die Kochecke.

Dabei ist dieser Mangel nur einer von vielen im Wohncontainer für Asylbewerber am Caudebec-Ring 37: Schimmel unterm lockeren Bodenbelag, Schäden an der Fassade außen, feucht das Dach. "Hier Toilette, sagen sie immer, müssen reparieren, aber immer kaputt", erzählt der Flüchtling aus Afrika. Er geht in sein kleines Zimmer. Vier Personen sind darin untergebracht, jede Ecke ist vollgestopft mit Koffern und Kisten. Platz ist hier kaum, von Privatsphäre keine Spur. "Nix gut hier", meint der Mann.

Dass die Situation "nix gut" ist im Container, ist länger schon bekannt. Weshalb im nahen Rathaus nun der Rat in der letzten Sitzung vor der Sommerpause über eine Lösung des Problems beriet und eine Entscheidung herbeiführte. Vorher schon hatte der Sozialausschuss den Neubau des Asylbewerberheims empfohlen. Der Betriebsausschuss Nettebetrieb erhielt von der Verwaltung Grundlagen zu weiteren Beratung: Container reparieren — teuer und nicht nachhaltig — oder neue Container anschaffen? Für etwas mehr Geld könne auch ein schlichter Neubau errichtet werden, berichtete die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche.

Die Zeit drängt, denn Kreisgesundheitsamt, Flüchtlingsrat NRW und die Evangelische Kirche Lobberich üben länger schon Kritik an den misslichen Zuständen im Containerbau. Für eine "menschenwürdigere Unterkunft" mit mehr Platz für die einzelnen Bewohner plädierte deshalb Renate Dyck (SPD) im Rat. Das Problem dabei: Niemand weiß, wie sich die Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber entwickelt. Zu Sicherheit kalkuliert die Stadt deshalb ein, dass ihr aufgrund der weltweiten politischen Krisen möglicherweise mehr Asylbewerber zugewiesen werden.

Derzeit sind in Nettetal knapp 100 Menschen untergebracht, die einen Asylantrag gestellt haben. Rund 40 Prozent von ihnen leben in den Containerbauten in Lobberich. Die Container sollen nun, so entschied der Rat, durch ein Wohnhaus konventioneller Art ersetzt werden; jeder der bis zu 56 Bewohner hätte darin etwas mehr Platz als derzeit im Container. Kostenpunkt laut Susanne Fritzsche: etwas über 700000 Euro. Ein neuer Containerbau wäre zwar über 100 000 Euro billiger, hielte aber höchstens 20 Jahre. Ein Wohnhaus hingegen habe eine "Haltbarkeit" von mindestens 60 Jahren — mit entsprechend finanziell günstiger Abschreibungsdauer. Nun soll zwar die Verwaltung die Planung vorantreiben.

Aber das nützt aktuell den Bewohnern am Caudebec-Ring nichts: Allein die Planung des Neubaus, für die der Rat bis zu 30 000 Euro bewilligte, könnte sich bis ins nächste Jahr hinziehen. Wenig Zuversicht zeigte deshalb der Asylbewerber aus Afrika im Container: "Sagen sie immer viel, aber tun sie nix", meint er ohne sonderliches Interesse, zuckt die Schultern und starrt in den Fernseher.

(jobu)
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