Alteingesessene Bäckerei Café Terstappen schließt nach 64 Jahren

Kaldenkirchen · Leo und seine Frau Stephanie Terstappen führen das Café in der Kaldenkirchener Innenstadt in zweiter Generation. Eigentlich wollten sie das Geschäft Ende 2019 aufgeben — ein kaputter Ofen machte ihre Pläne allerdings zunichte.

 Stephanie und Leo Terstappen wollten eigentlich noch bis Ende 2019 weitermachen – dann machte ihnen ein kaputter Ofen einen Strich durch die Rechnung.

Stephanie und Leo Terstappen wollten eigentlich noch bis Ende 2019 weitermachen – dann machte ihnen ein kaputter Ofen einen Strich durch die Rechnung.

Foto: Jörg Knappe/Joerg Knappe

Am 31. August ist Schluss. Dann schließt das Café Terstappen nach 64 Jahren, und damit die letzte von ehemals elf Konditoreien in Kaldenkirchen.

Seit der Eröffnung war das Café am Kirchplatz mitten in der Innenstadt ansässig. In zweiter Generation führen es Leo Terstappen (64) und seine Frau Stephanie (61) seit 1990. „Wir sind schon ein wenig im Umzug begriffen“, sagt Leo Terstappen. Denn nun geht alles ganz schnell: „Direkt nach dem letzten Tag, an dem wir geöffnet haben, räumen wir aus, danach kommt der Mann mit dem Hammer.“ Nach einem Umbau wird das Café am 22. September wieder eröffnet, dann unter dem Namen Oomen. „Es war uns wichtig, dass ein familiengeführter Betrieb übernimmt“, sagt Leo Terstappen. Dies fanden die Terstappens wichtig, auch für die Stammkunden. „Wir haben viele Rückmeldungen auf die Schließung erhalten, viele meinen, wir sollten weiter machen. Das geht leider nicht“, sagt Leo Terstappen.

Der Bäcker und Konditor wollte eigentlich zum Dezember 2019 schließen. Dann machte ein kaputter Ofen diese Planung zunichte. „Im Moment kann ich eingeschränkt arbeiten, habe nette Kollegen, die mir zuarbeiten. Aber der Ofen arbeitet nicht konstant in der gewünschten Qualität“, sagt der Inhaber. Zweimal wurde versucht, den Ofen zu reparieren, ohne Erfolg. Eine Instandsetzung würde einen fünfstelligen Betrag kosten. Doch dies ist anderthalb Jahre vor einem geplanten Betriebsschluss eine große Investition. „Daher ist die Schließung Ende des Monats die logische Folge“, sagt Leo Terstappen. „Mit etwas mehr Vorlauf wäre es schöner gewesen, wir gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“ Gerade die für Bäckereien wichtige und schöne Weihnachtszeit mit Spekulatius und Weckmännern würden sie nun leider verpassen. Durch die beschleunigte Schließung hatte das Ehepaar zunächst auch noch keine Nachfolge geplant. Doch dann kam ihnen eine ortsansässige Maklerin zu Hilfe.

Nun wird das Objekt verkauft und kernsaniert, über der Backstube wird Wohnraum geschaffen. „Wir wohnen nur einen Kilometer entfernt, werden aber sicher in den ersten Tagen des Umbaus nicht hier vorbei gehen, das wäre dann doch zu emotional, es war ja auch mein Elternhaus“, sagt Leo Terstappen. Seine Frau ergänzt: „Mir fällt es auch schwer, wir haben früher über dem Café gewohnt, unsere Kinder sind hier aufgewachsen.“ Die beiden Söhne hatten keine Ambitionen, den Betrieb zu übernehmen. Sie haben sich beruflich anders orientiert. „Das ist heute ja schon schwierig, so einen Betrieb zu führen, man weiß nicht, ob es so besser ist“, sagt Leo Terstappen. Im Laufe der Zeit habe sich die Anzahl der familiengeführten Bäckereien immer mehr verringert.

Pläne für die Zeit nach der Schließung haben beide noch nicht. „Für Hobbys hatte ich bislang keine Zeit“, sagt Stephanie Terstappen und lacht. Doch es gebe einen dreijährigen Enkelsohn. „Und vielleicht ja auch bald noch einen Enkel.“ Leo Terstappen möchte stundenweise bei einem Kollegen arbeiten. „Ganz von 100 auf null kann ich nicht gehen, so ganz ohne die Arbeit in der Backstube kann ich es nicht.“ Eine kleine Pause wolle er sich aber gönnen. Die vergangenen sechs Monate seien sehr nervenaufreibend gewesen. Von den acht Mitarbeitern bleibt niemand auf der Straße: Alle haben neue Stellen gefunden.

Und was bleibt: „Die Erinnerung und der Dank an viele nette Gäste, und gerade die Klübchen, die sich hier regelmäßig getroffen haben“, sagt Stephanie Terstappen.

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