Nettetal Bürgermeister Wagner lädt ein zur "Nette Runde"

Nettetal · Christian Wagner will mit der Verwaltung direkt auf die Bürger zugehen und mit ihnen alltägliche Themen diskutieren. In Schaag gibt es am morgigen Mittwoch den Auftakt zu einer Reihe, die in alle Stadtteile Nettetals führt.

 Bürgermeister Christian Wagner lädt ein.

Bürgermeister Christian Wagner lädt ein.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

Angeblich sind Menschen klüger, wenn sie ein Rathaus verlassen. Dass ein Rathaus auf Reisen durch die Stadtteile geht, ist vor diesem Hintergrund etwas Neues. Bürgermeister Christian Wagner und seine Mitarbeiter sind in den vergangenen Jahren ganz offensichtlich auf den Geschmack gekommen. Stadtteilforen, Bürgerversammlungen und andere unmittelbare Begegnungen mit den Nettetalern haben "die Verwaltung" und "die Bürger" zunehmend ins Gespräch gebracht. Den Faden will Wagner nicht abreißen lassen. Er lädt künftig ein zur "Nette Runde" in allen Stadtteilen. Den Anfang macht am morgigen Mittwoch Schaag.

"Wir haben in den Stadtteilforen eine Menge erreicht. In Schaag waren beispielsweise annähernd 60 Bürger anwesend, als über das Stadtentwicklungskonzept beraten wurde. Die Nette Runde, wie wir unsere Gespräche betiteln, will etwas anderes. Wir wollen mit Bürgern schlicht ins Gespräch kommen und uns mit ihren alltäglichen Wünschen, Vorschlägen oder auch Anregungen beschäftigen", sagt Wagner.

Latente Befürchtungen in politischen Kreisen, er werde so etwas wie Wahlkreisarbeit im großen Stil und ohne Beteiligung der Parteien anzetteln, teilt der Bürgermeister nicht. "Die Stadtverwaltung wird von vielen Bürgern gerne auch als ,die Stadt' bezeichnet. Aber die Stadt sind wir alle. Wir im Rathaus haben eine Funktion und einen Auftrag, den uns die Bürger geben. Darüber wollen wir auch kritisch ins Gespräch kommen."

Manche Reibereien, so vermutet Wagner, kämen aus reinen Missverständnissen zustande. Nicht wenige Bürger formulieren sehr deutlich ihre Ansprüche, was die "die Stadt" alles für sie zu leisten habe. In der Stadtverwaltung unterschätze man wiederum möglicherweise in der alltäglichen Arbeit, dass Bürger häufig vollkommen anders dächten. Wagner ist sicher, dass in der Bürgerschaft "sehr viel Sachverstand und lebenspraktische Fähigkeiten vertreten sind". Daraus könne die Stadtverwaltung Wert schöpfen.

Themen will Wagner den Runden möglichst wenige vorgeben. Damit ein Gespräch zunächst einmal in Gang kommt, will er den einen oder anderen Akzent setzen. "In Schaag gibt es den Wunsch, ein Wohngebiet auszuweisen. Das andere Thema drängt sich regelrecht auf: die bedenklich geringen Anmeldezahlen an der Grundschule", erklärt der Bürgermeister.

Aber beides soll keineswegs den ganzen Abend bestimmen. Nicht er oder seine Mitarbeiter wollen die Themen setzen. Zu Beginn soll es im Pfarrheim eine große Runde mit allen Besuchern geben. Daraus sollen sich später kleine Gesprächsrunden an verschiedenen Tischen zwischen Verwaltungsmitarbeitern und Bürgern bilden. Wagner will keineswegs immer mit der Verwaltungsspitze zur "Nette Runde" kommen. Fachleute aus den verschiedenen Dezernaten sollen in wechselnder Besetzung dabei sein, um über ganz spezielle Fragen Auskunft geben zu können.

"Unser Ziel ist es, das alltägliche Miteinander in diesen Runden zu pflegen. Wir sollten gemeinsam zusehen, wie man etwas besser gestalten kann", erklärt Wagner. Niemand dürfe allerdings erwarten, dass "die Stadt" anschließend ein Füllhorn der Wohltaten ausschütten wird. "Wir machen keinen Abend nach dem Motto ,Wünsch Dir was'", warnt der Bürgermeister vor überschätzten Vorstellungen.

Selbstverständlich sei die "Nette Runde" in den Stadtteilen auch dazu geeignet, Kritik an der Verwaltung zu üben. Manchmal löse sich Groll dadurch auf, dass Mitarbeiter aus dem Rathaus beispielsweise lange Genehmigungswege plausibel erklären oder auch die Komplexität eines konkreten Vorganges erläutern. Sicherlich lasse sich hier oder dort auch etwas verändern. Wagner will die "Nette Runde" in diesem Jahr in allen Stadtteilen organisieren und auswerten. 2015 sei ein Pilotjahr, das darüber entscheide, ob und in welcher Form die "Nette Runde" fortgesetzt wird. Vielleicht wird sie zur ständigen Institution in Nettetal.

(RP)
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