Hinsbeck Bistum entschied sich für Krankenpflege

Hinsbeck · Die Stadt stellt die Fassade des 1884 errichteten Krankenhauses und die 1898 gebaute Kapelle unter Denkmalschutz. Die erste Krankeneinrichtung ging auf den Vinzenzverein zurück, der etwa um 1850 gegründet worden war.

 Die Fassade des 1998/85 errichteten Marien-Hospitals sowie die 1898 angebaut Kapelle hat die Stadt jetzt unter Denkmalschutz gestellt. Das Krankenhaus ließ Graf Schaesberg seinerzeit errichten.

Die Fassade des 1998/85 errichteten Marien-Hospitals sowie die 1898 angebaut Kapelle hat die Stadt jetzt unter Denkmalschutz gestellt. Das Krankenhaus ließ Graf Schaesberg seinerzeit errichten.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

"Eben die Jugend ist hier in furchtbarer Weise verwildert, ihre Erziehung wurde lange vernachlässigt, wofür auf der Straße und in der Kirche ständig neue Beweise geliefert werden." Mit dieser Feststellung wehrte sich Hinsbecks Kaplan Franz Scharphoff vor 156 Jahren gegen Pläne des Vereins vom hl. Vinzenz, im Dorf Krankenschwestern zu installieren.

Scharphoff sah mehr Bedarf für einen jugendpflegerischen Einsatz durch Franziskus-Schwestern. Sein Brief an das Bistum Münster blieb ohne Wirkung. Ob die "Verwilderung der Jugend" auch ohne Nähunterricht und Hauswirtschaft für Mädchen abnahm, ist nicht überliefert. Fest steht aber, dass drei Monate nach seinem Brandbrief, am 13. Mai 1856, zwei Schwestern ein bescheidenes Haus in der Marktstraße bezogen.

1859 zogen sie in ein etwas größeres Gebäude um. Graf Schaesberg, der maßgeblich den um 1850 gegründeten Vinzenverein gefördert hatte, ließ 1884/85 an der damaligen Lobbericher Straße das Marienhospital errichten. Kapelle und Fassade hat die Stadt jetzt unter Denkmalschutz gestellt.

Das Gebäude wurde noch im 19. Jahrhundert mehrmals erweitert, die Kapelle kam erst 1898, dank der Spenden verschiedener Bürger, hinzu. In seinem Buch über die Krankenhäuser im Kreis Kempen-Krefeld stellt Autor Erwin Gatz fest, das Hinsbecker Haus sei "ein Kuriosum" gewesen.

Denn es war seit der Gründung privates Eigentum des Grafen Schaesberg. Die Kapelle und das gesamte Mobiliar gehörten dagegen der Pfarrgemeinde St. Peter. Der Graf gab 1902 seinen Besitz an die Kirche ab, da das Krankenhaus eine nicht geringe Belastung war und er mögliche Spannungen vermeiden wollte.

Das ursprünglich als "Siechen- und Pflegehaus" betrieben Marienhospital verschlang viel Geld, weil es ständig verbessert werden musste. Der Graf erhielt 41 000 Mark für Haus, Inventar und Grundstück. Die Pfarre bildete ein Kuratorium, dessen Vorsitzender der Pfarrer war, den Ehrenvorsitz hatte das jeweilige haupt der Familie Schaesberg-Thannheim.

Die Hinsbecker haben offensichtlich sehr viel Spenden aufgebracht, um ihr Haus zu entwickeln und Standards zu verbessern. Durch einen Anbau 1911 wuchs die Kapazität auf 35 Betten. Ein finanzielles Fiasko war der Ausbau ab 1930 mit Operationssaal und Röntgenanlage.

Auf Betreiben des Bistums Aachen, zu dem Hinsbeck seit 1928 gehörte, wurde die finanzielle Sanierung vorangetrieben. Pläne, den als als Altersheim genutzten Teil 1939 zu erweitern, scheitern am Kriegsbeginn. 1942 gab sich das Haus über den Kirchenvorstand neue Statuten, in denen unter anderem ein Sondervermögen festgelegt wurde.

Zum 100-jährigen Bestehen erhielten die Franziskanerinnen ein neues Wohnhaus. Es gab 34 Betten für Akut- und Langzeitkranke, aber nach 1961 wurde Hinsbeck aus dem Krankenhausprogramm des Kreises herausgenommen. 1962 fiel nach zähen Verhandlungen die Entscheidung, das Hospital in ein Altersheim umzuwandeln.

Der Krankenhausbetrieb — es gab noch eine kleine Pflegestation von zwölf Betten (auch für Wöchnerinnen) — wurde am 31. Juli 1967 eingestellt. Danach begann die konzentrierte Entwicklung als Senioreneinrichtung. Das Haus betreut 124 Bewohner und verfügt über eine Kurzzeit— Pflegeeinrichtung. In unmittelbarer Nachbarschaft werden zurzeit 26 barrierefreie Wohnungen errichtet.

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