Nettetal Bierspezialitäten aus Nettetal

Nettetal · Der Venloer Danny Steeghs eröffnet in Lobberich einen Laden mit Craft Bieren aus aller Welt. Manche Sorten werden als Raritäten gehandelt, sie lagern etwa in Bourbon-Fässern. Sie kosten bis zu 30 Euro pro Flasche

 Ob Trappistenbier oder Sorten aus den USA: Danny Steeghs hat ungewöhnliche Biersorten im Sortiment seines neuen Ladens.

Ob Trappistenbier oder Sorten aus den USA: Danny Steeghs hat ungewöhnliche Biersorten im Sortiment seines neuen Ladens.

Foto: Busch

Das Rosental in Lobberich ist zur Biermeile geworden. Doch während es in Supermärkten kastenweise gestapelt angeboten wird, präsentiert "La Trappe" die Flaschen handverlesen. Manche kostet hier denn auch so viel wie ein Kasten (oder gar zwei) hundert Schritte weiter. Denn der kleine Laden versteht sich als "Craft Beer Spezialist". Der Venloer Danny Steeghs will von hier aus auch den Markt am Niederrhein und im Ruhrgebiet erobern.

Was heißt Craft Biere? Steeghs erläutert, dass damit in den USA "hausgemachte Biere" bezeichnet werden, produziert außerhalb der großen Konzerne. Weil es von einer Marke aber auch sechs Millionen Barrel im Jahr sein dürfen (die größte deutsche Industriebrauerei kommt gerade mal auf die Hälfte), zielen in Europa die Definitionen in Richtung "klein - aber fein": Herstellung in unabhängigen kleinen Brauereien, in denen man den Braumeister noch kennt, in denen noch handwerklich und ohne Gärbeschleuniger gebraut wird. Steeghs greift eine Flasche "Kentucky Breakfast Stout" (KBS) und weist auf das Etikett hin: Das Bier wurde - wie sonst nur der Whiskey - in Bourbon-Fässern gelagert. Das Ale mit Schoko- und Caffee-Zusätzen hat auch seinen Preis: 7,95 Euro für 0,335 Liter. Weil davon wenig auf den Markt kommt, verkauft er an jeden Kunden nur eine Flasche pro Besuch.

Auf der Theke hat Steeghs eine ganze Reihe von Founders-Bieren aufgestellt, vom Dirty Basford (Ale im Scotch Style) mit 8,5 Prozent Alkohol für 2,95 Euro über Backwood Bastard (11,1 Prozent, 5,99 Euro) bis zu jenem Breakfast Stout, der sogar 11,2 Prozent Alkohol aufweist - fürs Frühstück eine ganze Menge. Im einst Wilden Westen verträgt man offensichtlich auch heute noch einiges zu früher Stunde. Überhaupt muss man sich daran gewöhnen, dass Craft Biere meist mehr Alkohol enthalten als deutsche Normalbiere, die knapp unter 5 Prozent liegen. Liegt es daran, dass viele Biersorten hinter Klostermauern hergestellt werden, vor allem in Belgien?

Das Nachbarland scheint ein El Dorado für Biere zu sein und sogar noch Bayern zu übertreffen. Allein sieben Trappistenklöster haben sich mit weiteren aus den Niederlanden, Italien und USA zu einem Marketingverbund zusammengeschlossen. Steeghs arbeitet mit "La Trappe" eng zusammen: "Die neun Biersorten habe ich alle hier", sagt er nicht ohne Stolz.

Doch auch Chimay- und Westfleteren-Biere füllen die Regale. Insgesamt bietet er an die 300 verschiedene Biere aus den Niederlanden, Belgien, USA, Deutschland, Estland und auch Polen an - viele in unterschiedlichen Flaschengrößen. Weil Westfleteren-Black vermutlich gut läuft, hat er drei Kästen im Vorrat: Die 0,75 l-Flasche kostet zehn Euro; wer das Bier standesgemäß aus dem sektkelchähnlichen Glas trinken will, muss noch elf Euro dazulegen.

Hat der Niederländer Sorge, dass er auf Flaschen sitzenbleibt? "Kaum, denn die Biere sind lange haltbar", erklärt Steeghs. Viele sind wie "Indian Pale Ale" (IPA) mit höherem Hopfen- und Alkoholgehalt gebraut, wie die Briten es im 19. Jahrhundert mit ihrem Bier für die Soldaten in Indien machten. Für viele Biere gibt es aufgedruckte Verfallsdaten von 2018 bis 2020, einige kann man aber auch liegen lassen und erst 2026 oder gar 2035 trinken - wie die schweren Rotweine aus Bordeaux. Manche von ihnen haben auch Preise bis zu 30 Euro.

Welche Biere sich gut verkaufen, hat der gelernte Webdesigner Steeghs seit einem guten Jahr in seinem Webshop www.craftbeerspezialist.de erkundet. Das Sauerbier "Rodenbach Vintage" ist in Deutschland sehr beliebt, fand er heraus. Insgesamt lief das Geschäft gut an, doch erwies sich der Versand über die Grenze wegen der Zollformalitäten als hinderlich. "Deshalb haben wir uns in der Region umgeschaut", erzählt Steeghs. Seine Partnerin Charena Pijnenburg fand dann die leerstehende ehemalige Änderungsschneiderei im Rosental, die sogar Parkplätze vor der Ladentür hat. Und der Paketdienst kann ganz nah heranfahren.

"Wir wollen von hier aus den Niederrhein und auch das Ruhrgebiet erobern", kündigt Danny Steeghs seine ehrgeizigen Pläne an. Er will weitere Läden beliefern, aber auch die Gastronomie mit 20-Liter-Fässern. Im Angebot hat er dabei auch einige deutsche Craft Biere wie "Ratsherrn" aus Hamburg oder "Maisel" aus Bamberg. Das deutsche Sortiment will er noch erweitern: "Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Produzenten." Dafür nimmt er sich mit seiner Partnerin Zeit am Wochenanfang, denn der Laden ist vorerst nur von Donnerstag bis Samstag bis 14 bis 20 Uhr geöffnet.

(mme)
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