Nettetal Bestattungen werden deutlich teurer

Nettetal · Neben allgemeinen Kostensteigerungen schlägt der Wettbewerb um Aufbahrungsräume für die Stadt negativ durch. Die Leiterin des Nettebetriebs, Susanne Fritzsche, denkt über Abriss oder Umwandlung von Friedhofskapellen nach.

 Auf vielen Friedhöfen in der Stadt – hier in Breyell – werden die Lücken zwischen Gräbern immer größer. Reihen- und Wahlgräber sind vielen Bürgern zu teuer und zu pflegeaufwendig, die Friedhofshallen werden seltener gebucht.

Auf vielen Friedhöfen in der Stadt – hier in Breyell – werden die Lücken zwischen Gräbern immer größer. Reihen- und Wahlgräber sind vielen Bürgern zu teuer und zu pflegeaufwendig, die Friedhofshallen werden seltener gebucht.

Foto: Busch

Bestattungen werden in Nettetal im kommenden Jahr deutlich teurer. Im Durchschnitt steigen die Gebühren um 13 bis 16 Prozent, weil Sach- und Personalkosten gestiegen sind. Besonders teuer werden Aufbahrungsräume und das Buchen einer Friedhofskapelle. Hier schlagen veränderte Bestattungsformen und privater Wettbewerb voll durch. Die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche stellte im Ausschuss des Nettebetriebs die Zukunft von Friedhofshallen generell infrage.

Mehrere Jahre lang hat der Nettebetrieb die Gebühren für die Friedhöfe so gut wie unverändert halten können. Mit Veränderungen der Bestattungsformen ergibt sich für die Kalkulation eine Schieflage, die die Stadt bereits auszugleichen sucht. Wahl- und Reihengräber werden zunehmend seltener gewählt, weil Urnenbestattungen nach den Kosten günstiger sind. Außerdem leben Angehörige, die sonst Gräber pflegen, immer seltener in Nettetal oder der näheren Umgebung. Auch deswegen werden kleinere und pflegeleichtere Varianten für Bestattungen gewählt.

"Große Wahlgräber wurden in jüngerer Vergangenheit immer häufiger aufgegeben, die Tendenz geht zu pflegefreien Grabstätten", bestätigte Susanne Fritzsche. "Damit hat sich die Einnahmesituation gewaltig verändert." Die anfallenden Kosten müssen in der Gebührenkalkulation angemessen aufgeteilt werden, so dass grundsätzliche Steigerungen aus Sicht des Nettebetriebs unausweichlich sind.

Durchschlagende Wirkung aber hat privater Wettbewerb bei der Aufbahrung und Nutzung von Friedhofskapellen mit der Stadt. Es müsse der Pietät der Angehörigen überlassen bleiben, ob sie einen Toten im Gewerbegebiet oder in einer Friedhofshalle aufbahren ließen, erklärte Fritzsche. Aber die private Konkurrenz durch Bestattungsunternehmen schlägt in der Gebührenkalkulation voll durch. So steigt die Inanspruchnahme eines Aufbahrungsraumes von 192,55 auf künftig 314,98 — das entspricht einer Steigerung um fast 64 Prozent. Auch die Kosten für das Einsegnen in der Friedhofskapelle steigen kräftig an, von 146,92 auf 189,95 Euro. Das entspricht einer Steigerung um knapp 30 Prozent.

"Wir müssen dieser Entwicklung gegensteuern, sonst kann sich demnächst niemand mehr leisten, unsere Aufbahrungsräume zu nutzen", warnte Fritzsche. FDP-Fraktionsvorsitzender Hans-Willy Troost zeigte sich beeindruckt von der Kostenentwicklung. "Das entspricht ja einer Abweichung von etwa 20 Prozent des Gesamtgebührenaufkommens", stellte er fest. Allerdings fehlt der Politik im Augenblick ein Konzept, wie auf die Entwicklung zu reagieren wäre. Ausschussvorsitzender Günter Werner schlug vor, dass sich der Stadtrat nach der Wahl im Mai grundsätzlich mit der Gebührenentwicklung befassen sollte.

Die Beigeordnete Susanne Fritzsche sieht nur geringen Entscheidungsspielraum. "Wir müssen meiner Meinung nach Räume vom Markt nehmen. Das kann durch Abbruch geschehen oder dadurch, dass wir Friedhofshallen in Kolumbarien umwandeln", erklärte sie. Kolumbarien sind Gebäude, in denen Urnen oder Särge dauerhaft aufbewahrt werden.

(RP)
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