Nettetal "Begeistert Nachwuchs für eure Berufe"

Nettetal · Der Verein baseL arbeitet in der Berufsvorbereitung jetzt eng mit der Stiftung für Bildung und Handwerk zusammen. Die finanziellen Hilfen von Bund und Land sind zwar auf verschiedenen Ebenen da, aber sie reichen in der Praxis nicht.

Das Abschlusszeugnis nach der zehnten Klasse haben jetzt viele Jugendliche. Die meisten wissen, welchen beruflichen Weg sie nun nehmen. Aber viele junge Menschen stünden ohne Hilfe der Eltern, Lehrer oder die berufsorientierende Unterstützung in einer Sackgasse. Die Folge: kein Ausbildungsplatz, Ehrenrunden auf anderen Schulen oder auch Abbruch der Ausbildung aus ganz verschiedenen Gründen.

Der Verein baseL hat an der Gesamtschule Nettetal vor mehr als zehn Jahren Initiativen entwickelt, Schüler möglichst früh Wege ins Berufsleben zu öffnen. "Es ist uns in diesem Schuljahr gelungen, 21 von 40 Gesamtschülern in eine duale Ausbildung zu bringen. Die anderen 19 haben wir weiterleiten können. Keinen Schüler hat die Gesamtschule Nettetal ohne Perspektive entlassen", erklärt baseL-Vorsitzender Roland Schiefelbein. Inzwischen trägt die Zusammenarbeit mit der Realschule Früchte. Acht Schülern dort hat baseL ebenfalls zum Ausbildungsplatz verholfen.

Schiefelbein hat in früheren Jahren noch als Direktor der Gesamtschule erfahren, wie schwer sich 14- oder 15-Jährige tun, wenn sie die Schule verlasen. "Der eine oder andere fühlte sich in einem Betrieb wie in Feindesland. Sie kommen in eine völlig neue Umgebung, es gibt ungewohnte Anforderungen und fast nur Erwachsene im Umfeld", sagt er. Die dreijährige, konsequente Vorbereitung in der Schule auf den Lebensweg danach sei heute unverzichtbar.

Es gehe nicht darum, "etwas mit Metall oder Holz" oder am Schreibtisch arbeiten zu wollen. BaseL führt gezielt Jugendliche und Unternehmen zusammen. Beide sammeln in drei Jahren miteinander Erfahrungen durch Praktika und bei anderen Anlässen. Das klappt nicht immer, so brauchen nach der Entlassung aus der Schule manche Jugendliche zusätzliche Hilfen. Schiefelbein unterstrich, dass im Einzelfall die Assistenz von Jugendlichen und Unternehmen in der Ausbildungsphase entscheidend sein kann. Abbrüche könnten verhindert werden - zum Wohl des Jugendlichen und seines Ausbildungsbetriebs.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer, Experte im Bereich der Berufsbildung, ist erleichtert, dass die frühe Berufsorientierung, die Berufsfelderkundung, Potenzialanalysen und die Assistenz in der Ausbildung wirksame Instrumentarien sind. Schummer sorgte auch dafür, dass der Verein im jetzt endenden Schuljahr noch einmal von der Arbeitsagentur unterstützt wurde. Das zentralistisch strukturierte System ("Kein Abschluss ohne Anschluss") der Agentur mag keine "Insellösungen". Froh ist Schiefelbein darüber, dass mit der Stiftung für Bildung und Handwerk (SHB-West, früher FAA) ein Kooperationspartner gefunden wurde. Parallel mit baseL werden zunächst zwei Schüler des neunten Jahrgangs begleitet. Jahr für Jahr wird ihre Zahl anwachsen.

Die direkten Kontakte zwischen Schülern und Wirtschaft bauen Berührungsängste der Jugendlichen mit wirtschaftlichen Einrichtungen ab. Die teilnehmenden Firmen und Betriebe lernen eine große Anzahl Ausbildungssuchender kennen. Die Jugendlichen entwickeln konkretere Zielvorstellungen und realistischere Pläne. Schiefelbein ermuntert die Unternehmen, sich aktiver einzubringen. "Nichts ist wirksamer als ein Azubi, der ganz begeistert von seiner Firma, der Arbeit und seiner Ausbildung erzählt", sagt er. Es müsse gelingen, die Begeisterung für einen Berufsstand zu wecken. "Zeigt doch mal, was ihr macht", fordert er von Betrieben.

Defizite haben alle Akteure in der Berufsorientierung bei Unternehmen ausgemacht. Bei allen konjunkturabhängigen Investitionen vernachlässigten die meisten, sich selbst für Nachwuchskräfte zu rüsten und aufzustellen. Mit der Dauerklage "die Schulen liefern uns keine geeigneten Auszubildenden" komme heute niemand mehr weiter. Die demografischen Verwerfungen treten immer deutlicher hervor.

(RP)
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