Viersen Bauern sauer auf Remmel

Viersen · Der NRW-Minister will den Zaun um das frühere Depot abbauen und "Reste" des Damwildbestandes sich selbst überlassen. Die Bauern dort fürchten erhebliche wirtschaftliche Schäden. Auf ihre Schreiben reagiert Remmel nicht.

Die Bauern im Kreis Viersen werfen NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne) vor, ihre Interessen zu missachten. Auslöser ist einmal mehr Remmels Entschluss, den Zaun um das frühere Depot bis 2014 zu entfernen. Der Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Paul Christian Küskens, zeigte sich gestern verärgert und ratlos: "Der Minister antwortet nicht einmal auf meine Schreiben", sagte er.

Das Gelände umgibt ein Zaun. Er hält das Damwild in dem Naturschutzgebiet zurück. Im Winter 2009 krepierten Tiere durch Hunger, weil der Bestand auf mehr als 1200 Stück angewachsen war. Zugelassen sind nicht einmal hundert. Seither werden die Tiere rigoros abgeschossen. Minister Remmel verfügte, sie auf hundert Exemplare zu reduzieren. Dann solle der Zaun weggenommen werden.

Gutachten vorgelegt

Die auf Kreisebene wegen des Konfliktes eigens gebildete Arbeitsgruppe Wildbestand, in der Experten von Aufsichtsbehörden und Fachinstitutionen vertreten sind, legte im Herbst ein Gutachten vor: Das Damwild müsse bleiben, weil die Einzigartigkeit des Naturschutzgebietes sonst gefährdet sei. Die Tiere weiden auf Heideflächen und im Wald. Bleiben sie, muss der Zaun auch bleiben.

Doch Remmel will den Zaun weghaben. Wald darf in Deutschland nicht eingezäunt sein. Davor haben die Bauern Angst. Auf den Feldern in der Umgebung des Brachter Waldes bauen sie fast ausschließlich Sonderkulturen wie Spargel, Porree und andere Gemüse an. "Wird Damwild freigelassen, wird es an diesen Kulturen erhebliche Schäden anrichten. Weil es Sonderkulturen sind, können wir von den Jägern keinen Schadensausgleich verlangen, sondern müssten um die Felder 1,70 Meter hohe Zäune errichten. Die müssen wiederum abgebaut werden, wenn das Feld abgeerntet ist", erklärt Küskens. Die Landwirtschaftskammer hat errechnet, dass die Bauern auf eigene Kosten 560 Kilometer (!) Schutzzäune errichten müssten. Die Bauern verlören innerhalb der Flächen am Zaun bis zu drei Meter breite Streifen,die sie nicht bewirtschaften könnten, außerdem sind viele Flächen nur teuer gepachtet.

"Der Zaun muss bleiben. Er sichert unsere Kulturen und das Naturschutzgebiet", fordert Küskens. Komme er weg, müsste das Damwild ausgerottet werden. Mitreden können die Landwirte nicht. Sie gehören nicht der AG Wildbestand an. So erbost es Küskens, dass in der Sitzung des Gremiums am 15. Februar Vertreter von vier Naturschutzorganisationen am Tisch saßen — persönlich eingeladen vom Minister. FRAGE DES TAGES

(RP)
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